Naomi Novik: Drachenflamme – Die Feuerreiter Seiner Majestät 6 (Buch)

Naomi Novik
Drachenflamme
Die Feuerreiter Seiner Majestät 6
(Tongues of Serpents)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Marianne Schmidt
Titelillustration von Kerem Beyit
Penhaligon, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 414 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3016-7

Von Britta van den Boom

Laurence und sein Himmelsdrache Temeraire sind als Verräter verurteilt und nach Australien deportiert worden, da sie im Krieg gegen Frankreich die als Waffe gedachte Ausbreitung einer Seuche verhindert haben, die Drachen tötet. Auf dem neuen, wilden Kontinent sollen sie vor allem eines: sich ruhig verhalten und gefügig, um möglicherweise eine Begnadigung zu erwirken.

Doch die Kolonie ist in Aufruhr, die Führung unklar, und bald werden Laurence und die anderen Reiter auf eine Expedition ins unerforschte Landesinnere geschickt, vor allem, um bei den Streitigkeiten aus dem Wege zu sein. In monatelanger Reise durchqueren sie den Kontinent, erst auf der Suche nach einem Pass über die Berge, dann auf der Jagd nach einem gestohlenen Drachenei. Schließlich finden sie eine chinesische Handelskolonie an der Küste, mit der die politischen Schwierigkeiten Australiens eskalieren und sich Laurence und Temeraire wieder einmal im Kreuzfeuer der Loyalitäten befinden.

Der sechste Band der „Feuerreiter“-Reihe spielt, fast schon in guter Tradition, erneut vor einem ganz anderen Hintergrund, diesmal der Weite und Wildheit Australiens, das noch fast vollkommen unberührt ist von der europäischen und asiatischen ‚Zivilisation‘.

Die Ereignisse in der Kolonie, die sowohl den Beginn als auch den Abschluss des Romans bilden, umrahmen vor allem eines: ein Roadmovie ohne Road. Der Hauptteil der Geschichte besteht in einer Jagd kreuz und quer (wortwörtlich) durch das Outback, bei der man die Verfolgten eigentlich nie zu Gesicht bekommt. Es geht um Landschaften, Unwetter, Wasser- und Nahrungsbeschaffung, Konflikte mit zu cleverer, einheimischer Fauna und einen heranwachsenden Drachen. Genau darum und nicht mehr. Man könnte auch fast sagen: Es passiert nicht viel, wozu auch beiträgt, dass nur eine sehr begrenzte Zahl an Protagonisten in dem Umfeld Platz hat und es an Impulsen von außerhalb der Gruppe mangelt.

Trotzdem ist der Roman nicht unangenehm zu lesen, denn Novik schreibt schön und unterhaltsam, selbst dann, wenn die Geschichte dünn ist. Allerdings muss man sich als Leser auf diese, der öden Weite Australiens angemessene ‚Leere‘ einlassen können. Ebenso muss er sich damit anfreunden, dass am Ende des Buches wieder vieles in der Luft hängenbleibt, wie ein Musikstück, das keinen Abschluss findet, sondern einfach ausblendet – vielleicht ist das die Überleitung zum nächsten Roman der Reihe. Dann wird sich zeigen, wohin es als nächstes geht und ob es eine Gegend wird, die mehr Möglichkeiten für eine echte Story und Interaktionen bietet.

„Drachenflamme“ ist ein überraschend überraschungsloser, sehr ruhiger Roman, aber in vertraut guter Novik-Schreibweise. Sicherlich nicht der spannendste und beste Teil der Serie, doch bleibt noch offen, ob die schöne Grundidee einfach ausgereizt ist oder ob es sich bei „Drachenflamme“ lediglich um eine kleine kreative Ausruhpause der Autorin gehandelt hat. Angenehm zu lesen ist die Geschichte aber trotzdem und gerade für Freude der „Drachenreiter ihrer Majestät“ demnach durchaus zu empfehlen.

Positiv noch zu erwähnen: die sehr schöne und noble Aufmachung des Paperbacks mit dem geprägten Cover mit Hochglanzelementen, mit dem Penhaligon wie auch bei den vorherigen Bänden ein richtiges Schmuckstück präsentiert.