Thomas Elbel: Asylon (Buch)

Thomas Elbel
Asylon
Titelillustration von Markus Weber unter Verwendung von Motiven von Shutterstock
Piper, 2011, Taschenbuch, 442 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26792-2

Von Armin Möhle

„Asylon“ ist der Debütroman des 1968 geborenen Juristen und Fachhochschulprofessors Thomas Elbel. Der Titel des Romans ist der Name der letzten Stadt auf der Erde: Asylon. Alle anderen Metropolen und Siedlungen sind aufgrund des Klimawandels untergegangen. Asylon ist durch einen Minengürtel, Selbstschussanlagen u.nd anderes gegen die Einfälle der Menschen gesichert, die in den Wüsten der Erde ihr Leben fristen.

Torn Gaser ist Masterleveller in Asylon. Es ist seine Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen den Verbrecherclans, die die Stadt unter sich aufgeteilt haben, zu wahren, indem er Mitglieder eines Clans, der zu übermächtig zu werden droht, tötet. Obskurerweise verfügt Asylon dennoch über eine Polizei, die aber nur für die Sicherung der Stadtgrenzen zuständig ist, und über einen Gouverneur. Trotz dieser relativ klaren Verteilung der Zuständigkeiten erregt eine Leiche im Todesstreifen Asylons Torn Gasers Aufmerksamkeit – die Lage der jungen, toten Frau deutet darauf hin, dass sie nicht in die Stadt eindringen, sondern sie verlassen wollte.

Diese Entdeckung bleibt nicht ohne Folgen: Dem Masterleveller wird ein Mord angehängt, den er nicht begangen hat, worauf er seinen Job und seine Privilegien verliert. Gleichzeitig will Saïna Amri herausfinden, welches Motiv ihre Freundin in den Todesstreifen Asylons getrieben hat. Ihr Weg kreuzt sich mit dem des abgesetzten Masterlevellers, und gemeinsam fragen sie sich: Was existiert außerhalb Asylons, für das es sich die Stadt zu verlassen lohnt?

„Asylon“ ist routiniert konstruiert und geschrieben. Inhaltlich arbeitet der Autor mit Klischees: angefangen von dem seltsamen Gesellschaftsmodell Asylons über korrupte oder dumme Polizisten und Psychopathen bis hin zu einem Konzern, der sich zur Profitmaximierung außerhalb der Gesetze stellt. Auch mit seinen Protagonisten, Torn Gaser und Saïna Amri vor allem, geht der Autor sehr konventionell um: Sie geraten zwar mehrfach in Lebensgefahr und werden auch verletzt, dennoch hält der Roman ein Happy End für sie bereit.

Im Laufe des Romans wird klar, dass Asylon nicht jene letzte Stadt auf der Erde ist, für die ihre Bewohner sie halten. Erfahrene (Science Fiction-) Leser wird dies nicht überraschen. Ebenso wenig ist es zu erwarten, dass die Bewohner Asylons den Charakter ihrer Stadt nicht hinterfragen. Immerhin reichen ihre Erinnerungen maximal fünf Jahre zurück…

Der Autor greift mit der Funktion Asylons ein Thema auf, das für ihn als Juristen naheliegend und bereits Gegenstand politischer Diskussionen war/ist und das er extrapoliert – besser gesagt: extrapoliert hätte, wenn er im Nachwort nicht zugeben würde, dass ihn Filme wie „Die Klapperschlange“, „Dark City“ und „The 13th Floor“ inspiriert haben. Nun, immerhin ist er ehrlich; er hätte es auch verschweigen können. Das ändert jedoch nichts daran, dass „Asylon“ keiner weiteren Beachtung bedarf: In dem Roman wird eine nicht uninteressante Idee auf eine zwar routinierte, aber ausgesprochen konventionelle – um nicht zu sagen: kommerzielle – Art und Weise umgesetzt, die an die Verschwendung von Talent, Potential und Ressourcen grenzt.