Dan Wells: Sarg niemals nie (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 20. Mai 2012 14:22
Dan Wells
Sarg niemals nie
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jürgen Langowski
Titelillustration von Sabine Zels
Piper, 2012, Paperback, 316 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-26883-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Eigentlich wollte der kleine Bankangestellte Oliver Beard sich nur ein wenig vom Kuchen abschneiden. Gemeint ist nicht etwa ein Obstkuchen, auch keine Sahnetorte, sondern der Kuchen, den die Reichen und Begüterten gemeinhin nicht unter dem Kopfkissen sondern im Banktresor horten. Sprich, bevor der schnöde Mammon eines reichen Mannes mangels gesetzlichem Erben dem Staat zufällt, will er mit etwas kreativer Tinte dafür sorgen, dass urplötzlich ein entfernter Verwandter das Erbe antritt.
Dass seine Komplizin dafür sorgt, dass er zunächst ins Gefängnis wandert, durchkreuzt seine sorgfältige Planung. Als sein Zellennachbar der Schwindsucht erliegt nutzt er geschwind die Gelegenheit im Sarg des jüngst Verblichenen zu fliehen.
Soweit verläuft sein Leben in, na ja noch normalen Bahnen. Doch als er auf dem Friedhof aus dem Sarg krabbelt, erwarten ihn eine Gruppe menschenscheuer Vampire, die ihn fälschlich für ihren Erlöser halten. Selbst die Flucht nach London – schließlich gilt es immer noch ein Erbe anzutreten, Sie erinnern sich? – schafft keine wirkliche Besserung. Sie bringt ihn mit einem reimenden Dichter zusammen, dann setzt sich ein Vampirjäger-Prinz auf seine Spur, ein Ghul des Friedhofs, besser gesagt eine junge Dramaturgin, will den Erblasser klauen und auch sonst gibt es allerlei interessante Aufregungen um unseren nicht echten Vampir…
Monty Python lässt grüßen im neuesten Machwerk aus Well’scher Schreibwerkstatt. In einer Handlung, die so abgedreht ist, dass sie an beste Monty-Python-Zeiten erinnert, die Gag an Gag reiht, mit aberwitzigen Ideen, skurrilen Gestalten und verrückten Beschreibungen aufwartet, wird der Leser bestens unterhalten. Dabei verwöhnt der Autor seine Leser in dem wohltuend kurzen, allerdings für seine Paperback-Veröffentlichung in einem sehr lesefreundlichen Satzspiegel aufgeblähten Werk nicht eben mit einem dezidierten Setting oder vielschichtigen Charakteren. Auch auf stilistische Feinheiten muss man verzichten. Alles ordnet sich der rasant aufgezogenen Handlung unter. Unzählige Wendungen, überraschende, so nicht zu erwartende Entwicklungen und skurrile Begebenheiten vereinen sich hier zu einem Lesespaß par excellence.
Das ist sicherlich keine große Literatur, aber entfaltet Suchtcharakter, unterhält prächtig und trainiert das Zwerchfell.