Gaiman, Neil & Reaves, Michael: Interworld (Buch)

Neil Gaiman & Michael Reaves
Interworld
(Interworld 2007)
Titelillustration von Chris Riddell
Arena, 2009, Taschenbuch, 260 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-401-50130-7

Von Christel Scheja

»Interworld« ist eines der neuen Werke von Neil Gaiman, der seit den frühen 1990er Jahren durch seine preisgekrönte Comic-Serie »Sandman« bekannt ist und seit einigen Jahren auch vermehrt Romane verfasst hat, von denen »Der Sternenwanderer« und »Coraline« bereits verfilmt wurden.
Die Idee zu diesem Buch hat er zusammen mit einem Co-Autoren, Michael Reaves, bereits 1995 gehabt. Umgesetzt haben die beiden die Geschichte allerdings erst im Jahr 2007, da sie zuvor nicht dazu gekommen sind.

Joey Harker ist ein ganz normaler Jugendlicher im zweiten Highschool-Jahr, der sich eigentlich langsam Gedanken machen müsste, was er einmal werden will und der auch sonst nicht ganz so zerstreut sein sollte. Denn dass er sich verläuft ist ganz normal, schließlich hat er das schon einmal im eigenen Haus geschafft.
Doch als er diesmal aus der Schule nach Hause kommt, ist alles anders. Denn wann immer er die Wohnung betritt, findet er alles verändert vor. Wer ist das Mädchen, das sein Zimmer bewohnt? Wo ist sein nerviger kleiner Bruder abgeblieben? Und warum hat seine Mutter plötzlich eine ganz andere Augenfarbe?
Panikerfüllt rennt der Junge in die Nacht hinaus und wird von einer geheimnisvollen Gruppe von anderen Jugendlichen aufgegriffen, sie ihn erst einmal mit in ihre Basis nimmt. Dort kümmert sich vor allem Jay um ihn und enthüllt ihm, dass sie alle etwas gemeinsam haben: Sie können die dünnen Wände zwischen den Dimensionen durchschreiten, die für die meisten anderen Menschen verschlossen sind.
Da sie nicht einmal darüber nachdenken müssen, kann es sehr gefährlich werden, sich in den alternativen Realitäten zu verlieren, denn nicht alle sind so freundlich und harmlos, wie die, die Joey bisher kennengelernt hat.
Da er nicht weiß wohin und auch nicht glaubt, dass er zurückfinden kann, bleibt Joey bei den anderen und wird Teil ihres aufregenden Lebens. Denn nach und nach nehmen sie ihn auch in Welten mit, die neben einigen Schätzen auch große Gefahren bieten und einigen der Jugendlichen schließlich auch das Leben kosten.

Durch alternative Realitäten zu springen, ist kein neues Thema in der SF. Eine Fernsehserie hat das Thema sogar bereits aufgegriffen. Zwar bedienten sich die »Sliders« technischer Hilfsmittel und eines Wurmlochs, das Ergebnis ist aber dasselbe. Die Autoren können dies ausnutzen, um ganz unterschiedliche Realitäten zu schildern.
Nun kopieren Gaiman und Reaves nicht einfach das Erfolgsrezept, sondern spinnen etwas Eigenes und Neues aus den Versatzstücken, sparen nicht mit kleinen Anspielungen auf andere Bücher und Serien, die vor allem ältere Leser erkennen werden. Das macht das Buch, das erstaunlich realistisch und manchmal auch böse ist, für Erwachsene interessant.
Alles in allem ist der Roman kurzweilig zu lesen, und man bedauert fast schon, dass er nicht einmal dreihundert Seiten umfasst. Aber damit schaffen die Autoren durchaus die Grundlagen für einen ganzen Zyklus, den sie je nach Belieben fortsetzen können. Denn das Ende ist zwar schlüssig, aber weit offen.
Das macht »Interworld« zu einem spannenden und unterhaltsamen SF-Roman, der nicht nur für Jugendliche interessant ist, sondern auch ältere Leser ansprechen kann.