Charlaine Harris, Nalini Singh, Ilona Andrews & Meljean Brook: Höllische Versuchung (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 28. April 2012 10:22
Charlaine Harris, Nalini Singh, Ilona Andrews & Meljean Brook
Höllische Versuchung
(Must Love Hellbounds)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Petra Knese
Titelillustration von Carolin Liepins
Lyx, 2012, Taschenbuch mit Klappenbroschur, , 382 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8501-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Vier Novellen von Stars der Urban Fantasy erwarten den Leser. Auffällig dabei, dass mit Ausnahme des Autorenehepaars Gordon, das unter dem Pseudonym Ilona Andrew publiziert, sich die Anderen von ihren Bestseller-Serien abnabeln, und neue, eigenständige Erzählungen präsentieren.
Den Auftakt macht Charlaine Harris. Bei uns vornehmlich durch ihre „Sookie Stockhouse“-Serie (dtv) bekannt und seit deren TV-Umsetzung unter dem Titel „True Blood“ auch endlich erfolgreich, hat sie mich mit ihrem Beitrag überrascht. Statt einer Gedanken lesenden Kellnerin oder einer Frau, die mit Leichen reden kann, erwarten zwei Kriegerinnen den Rezipienten.
Die Britlinge verdingen sich als Leibwächter – und sie sind die besten ihrer Art, die man mit Geld und Einfluss kaufen kann. Für ihr horrendes Honorar sind sie bereit, für ihre Schützlinge durch die Hölle zu gehen, ja ihr Leben zu opfern. Das Stichwort Hölle kommt hier gut zupass, führt sie ihr Auftrag doch in Luzifers Reich. Ein Dieb, nein, eher der Dieb der Diebe, dazu ein charismatischer Mann, der seine Gespielinnen und Liebhaber gleich mit zwei Penissen beglücken kann, hat, als er als Lustknabe Luzifer zu Diensten war, etwas entwendet und versteckt. Um sein Diebesgut nun auch in Besitz zu nehmen, muss er an den Ort zurück, an dem ewige Höllenqualen auf ihn und seine Begleiter warten…
Nalini Singhs Erzählerin muss als zukünftige Leiterin der Gilde, einer Gruppe Menschen, die im Auftrag der Engel Jagd auf abtrünnige Vampire machen, ein letztes Mal in den aktiven Einsatz ziehen. Ein Renegat ist unterwegs. Ein Mitglied der Gilde meuchelt unschuldige Vampire. An der Seite des Henkers, des Gildemitglieds, das als interne Revision dafür sorgt, dass Verräter gefasst und gerichtet werden, macht sie sich auf, den Renegaten zur Strecke zu bringen…
Ilona Andrews entführt uns wieder nach Atlanta. Diesmal aber steht nicht etwa die Göttertochter Kate Daniel sondern deren Freundin Andrea und Raphael, der Beta der Werhyänen, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein mächtiger Mann ist gestorben, Tante B’s Ehemann, ein Mensch und doch so viel mehr. Ein Priester des Hades, Hüter der Äpfel der Unsterblichkeit und Meister des Cerberus ist tot. Dass sein Leichnam gestohlen wurde weist darauf hin, dass etwas Gefährliches vor sich geht…
Einst war sie bei der CIA. Im Auftrag der Agency hat sie Menschen umgelegt, bis sie ihren Partner im Auftrag ihres Chefs, eines Dämons, hätte liquidieren sollen. Sie kündigte und wechselte in den Haushalt einer altehrwürdigen Familie. Dass der Vorstand zu den Vampiren gehört stört sie nicht sonderlich. Die Bezahlung ist gut, die Tätigkeit interessant und abwechslungsreich, die Kollegen sind nett. Was will frau mehr. Doch dann wird die Nichte ihres Chefs entführt und sie soll diese finden und befreien. Eigentlich kein Problem – wenn es sich bei dem Entführer nicht um ihren Ex-Partner aus CIA-Zeiten handeln würde und sich ihr nicht der Neffe ihres Bosses, ein Blinder, an die Fersen heften würde. Dass der Blinde besser sieht als so mancher Sehender hilft ihr nicht nur bei ihrem Fall, sondern eher bei der Suche nach ihrem persönlichen Glück…
Man merkt der Anthologie an, dass die vier Verfasser gestandene Bestsellerautoren sind. Routiniert bieten sie dem Leser das an, was er oder sie bei derartigen Stoffen sucht. Das Rezept ist klar – man nehme einen gehörigen Schuss Action, füge markante Gestalten mit einem übernatürlichen Background bei und gebe zum Abschmecken nur eine Prise Romantik hinzu, fertig ist das Luxus-Dinner.
Gesagt getan. Mit einem eher dezenten Einsatz der Libido und dem Schwerpunkt auf der guten alten, rasant ablaufenden Handlung präsentieren uns die Autoren spannende, kurzweilige Lektüre der übernatürlichen Art. Bekannte Versatzstücke wie die Vampire werden rekrutiert, doch auch ein Ausflug in die Hölle und die Begegnung mit Hades stehen auf dem Programm.
Das hat Rasanz, Spannung und hat verglichen mit den meist voluminösen Romanen der Verfasser den Vorteil, dass sich die Geschichten geschickt so nebenbei in der S-Bahn oder dem Arztwartezimmer goutieren lassen. Das relativ dezente Titelbild trägt dazu bei, dass man sich mit dem Buch „sehen lassen“ kann. Insofern ein Buch, das dem Neueinsteiger in das Sub-Genre einen gekonnten Überblick über die Spielarten der Urban Fantasy gibt, gestandenen Fans mit ihren Lesefutter versorgt und die bekannten Autoren den Leser mit ungewohnten Settings überraschen.