Sam Sykes: Dunkler Ruhm – Die Tore zur Unterwelt 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. März 2012 18:22
Sam Sykes
Dunkler Ruhm
Die Tore zur Unterwelt 2
(Black Halo)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Wolfgang Thon
Titelillustration von Isabelle Hirtz
Penhaligon, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 830 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-37645-3056-3
Von Carsten Kuhr
Sie haben es geschafft: sie haben die Fibel, eine Kladde voll wilder, gefährlicher Magie, gefunden und mit dem Einsatz ihres Lebens vor dem Zugriff derer geschützt, die damit die Tore zur Unterwelt öffnen wollten.
Dumm nur, dass sie nun mitten auf dem Ozean in einem leckgeschlagenen Boot festsitzen, einander anfeinden und nicht wissen, wie sie zum vereinbarten Treffpunkt und damit zu den Goldmünzen, die ihnen für die Beschaffung der Fibel versprochen waren, kommen sollen. Mehr noch, alte Differenzen brechen wieder auf, neue Animositäten entzweien Lenk und seine Mit-Abenteurer und dann macht sich auch noch ein gigantisches See-Ungeheuer bemerkbar – kurz bevor die Wogen des Meeres ihre Körper verschlingen. Statt in den Hallen ihrer Götter aufzuwachen aber finden sich unsere Helden, wenn man sie denn so nennen mag, voneinander getrennt an den unwirtlichen Gestaden einer merkwürdigen Insel wider. Hier gilt es nicht nur Halluzinationen oder redende Affen zu überstehen und die verlorengegangene Fibel wieder zu finden, sondern sie müssen gegen ihre bislang gefährlichsten Gegner antreten: gegen sich selbst…
Sam Sykes hat von seiner Mutter, der Erfolgsautorin Diana Gabaldon, nicht nur gelernt einen Plot sorgfältig anzulegen, sondern auch seine Leser bei der Stange zu halten. Nach einer gewissen Durststrecke in den ersten rund 100 Seiten des umfangreichen Buchs nimmt er dann deutlich Tempo auf und präsentiert dem Fan das, was er oder sie hasst und zugleich liebt: Cliffhanger par Exzellence.
Die Idee, Lenk und seine Gefährten für eine gewisse Zeit zu trennen, erweist sich dabei als Glücksgriff. Nicht nur, dass Sykes so den Platz erhält, jeden Einzelnen näher zu zeichnen – sobald er einen Perspektivenwechsel vornimmt, wartet man Nägel kauend auf die Auflösung, wie es unserem vorherigen Protagonisten wohl gegangen ist. Natürlich wartet man auch ungeduldig darauf, dass diese zusammengewürfelte, einander spinnefeind gegenüberstehende Mannschaft aus Anti-Helden wieder zusammenkommt um letztlich bildlich gesprochen den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Auf dem Weg dahin überrascht uns der Autor mit bizarren Einfällen und gar seltsamen Kreationen; auch wenn er es manches Mal fast ein wenig übertreibt. Er lässt sich von seinen Ideen mitreißen, führt Manches zu lang aus, endet dann in einer Sackgasse oder muss mühsam einen Zusammenhang mit seinem eigentlichen Handlungsstrang konstruieren. Nichtsdestotrotz aber merkt man dem Roman an, mit wie viel Enthusiasmus und Begeisterung Sykes hier zu Werke gegangen ist.
Neben einigen neuen Gestalten, von denen mir der Magier und Bibliothekar Bralston am Interessantesten erscheint, nutzt Sykes die Gelegenheit, nachdem der erste Roman fast nur auf einem Schiff spielte, uns seine Welt ein wenig ausführlicher vorzustellen. Bildlich gesprochen füllt er die weißen Flecken auf der Landkarte, berichtet uns von Städten, Reichen und Entwicklungen, die in Kürze für den Plot wichtig werden.
Auch wenn das Buch ein wenig zu lang geraten ist und der Leser zu Beginn ein wenig Zeit benötigt, bis er wirklich im Plot drin ist, ist es letztlich ein Buch, das fasziniert, das an den ersten Band anschließt, die Weltenschöpfung und Charakterzeichnung fortsetzt und Neuland erobert.