Love Chains 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. Februar 2012 09:31
Mayu Shinjo
Love Chains 1
(Kimi Sae mo Ai no Kusari Vol. 1, 2003)
Aus dem Japanischen von Stefan Hofmeister
EMA, 2011, Taschenbuch, 184 Seiten, 6,50 EUR, IBSN 978-3-7704-7500-1
Von Irene Salzmann
Shota und Miono sind Sandkastenfreunde und hielten von jeher immer zusammen. Jetzt, da sie Teenager sind, ändert sich langsam so manches. Shota ist in Miono verliebt, die jedoch bloß Augen für den jungen Lehrer Kaorumaru zu haben scheint. Als Shota ihr seine Gefühle gestehen will, ergreift der Dämon Ginyasha Besitz von seinem Körper und stiehlt Miono ihren ersten Kuss.
Sie ist erschrocken, denn sie spürt, dass dies nicht der Shota ist, den sie kennt. Sein seltsames Verhalten treibt sie mehr und mehr in Kaorumarus Arme, der behauptet, er sei der vom Schicksal für sie bestimmte Geliebte. Tatsächlich weiß er mehr über die mysteriösen Dinge, die Shota passieren und den Jungen schließlich zwingen, Hilfe zu suchen: Angeblich hat der Shota – genauer: Ginyasha – eine Schülerin vergewaltigt, und nur durch ein Medikament, das Kaorumaru ihm gibt, kann Shota den Dämon in Schach halten.
Obwohl Shota Miono nicht verlieren will, beschließt er, die Chance zu ergreifen und auf eine Privatschule zu wechseln, die auf Sport spezialisiert ist und ihn seinem Traum, Fußballspieler zu werden, näher bringen kann. Außerdem bedeutet er für Miono keine Gefahr mehr, wenn sich ihre Wege trennen. Doch Ginyasha hat seine Gründe, sich auch für das Mädchen zu interessieren…
„Love Chains“ ist – wie „Virgin Crisis“ – einer der wenigen Fantasy-/Mystery-Mangas von Mayu Shinjo. Shota, die Hauptfigur, wird von einem Dämon namens Ginyasha besessen, der ihn zwingt, Dinge zu tun, die dem Jungen im Traum nicht einfallen würden und an die er sich auch nicht erinnern kann. Zwar ahnt Miono, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass nicht ‚ihr‘ Shota sie geküsst und bedrängt hat, doch da sie keine Erklärung für sein Verhalten findet, gibt sie ihm die Schuld an den unschönen Vorkommnissen, die eskalieren, als eine Mitschülerin behauptet, von Shota vergewaltigt worden zu sein.
Dem undurchsichtigen Kaorumaru kommt das sehr gelegen. Welche Pläne er verfolgt, wird nicht einmal angedeutet, doch spielen die beiden Schüler und der Dämon offenbar eine wichtige Rolle. Man wundert sich, ob er wirklich an Miono interessiert ist oder sie lediglich benutzen will und ob seine Pillen Shota tatsächlich helfen oder etwas völlig anderes bewirken. Er weiß auch von Ginyasha, der einen Körper benötigt und eine besondere Verbindung zu Miono unterhält, die auf den letzten Seiten enthüllt wird. Nach diesem Cliffhanger kann man nur gespannt auf die Auflösung des Rätsels im zweiten und letzten Band warten.
Obwohl man „Love Chains“ nicht als eines von Mayu Shinjos Frühwerke bezeichnen kann – ihre ersten professionellen Publikationen datieren auf 1994 –, wirkt der Zweiteiler aus dem Jahr 2003 doch recht klischeehaft und einfach, da die Künstlerin, wie so oft, als Hintergrund das Schüler-Milieu wählte, ihre Protagonisten zwei ca. 15 Jahre alte Schüler, ein jung wirkender Lehrer und Dämon sind und die Konflikte mit dem Nebenbuhler und dem Dämon mit der Pubertät, erwachenden Gefühlen für das andere Geschlecht, der Selbstfindung und Zukunftsplänen, in denen die geliebte Person nicht unbedingt Platz hat, zusammenfallen.
Die Zeichnungen sind typisch Mayu Shinjo. Man bemerkt keine Weiterentwicklung gegenüber anderen bekannten Titeln, die älter („Kaikan Phrase“) sind, und auch die jüngeren („Ai Ore! – Love Me!“) sind stilistisch identisch. Man erkennt die für sie charakteristischen Gesichter auf Anhieb.
Im Gegensatz zu vielen anderen Reihen der Mangaka („Haou Airen“, „Love Celeb“ etc.) passiert in „Love Chains“ in erotischer Hinsicht nicht viel beziehungsweise bleibt es bei Andeutungen. Shota und Kaorumaru umarmen und küssen Miono – und das war es schon. Die Vergewaltigung ist ein ganz anderes Kaliber. Sie wirft einen Schatten über die jungen Männer (Shota, Ginyasha, Kaorumaru), denn keiner von ihnen ist gänzlich frei von Schuld.
Infolge hinterlässt die Lektüre ein unbefriedigendes, bedrückendes Gefühl, denn die Charaktere sind nicht wirklich sympathisch. Um Shota nach den hässlichen Geschehnissen wieder positiv aufzubauen, muss sich Mayu Shinjo für den Schlussband noch so einiges einfallen lassen.