Die Legende der Drachenritter 8: Der Chor der Finsternis (Comic)

Ange, Fabrice Meddour (Illustrationen)
Stéphane Paitreau & Eiko Takayama Hime (Farbe)
Die Legende der Drachenritter 8
Der Chor der Finsternis
Nach den Ideen von Ange und Alberto Varanda
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz unter Verwendung eines Motivs von Fabrice Meddour
(La geste des chevaliers dragons: Le choer des ténèbres, 2009)
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-93923-42-1

Von Irene Salzmann

Von dem Ort aus, an dem sich ein Drache niederlässt, breitet sich das Übel aus, das Menschen, Tiere und das ganze Land in etwas Wahnsinniges und Groteskes verwandelt. Allein eine Jungfrau kann sich unbemerkt einem Drachen nähern und ihn töten. So entstand schließlich der Orden der Drachenritter: junge Frauen, die auf Liebe, Ehe und Familienglück verzichten müssen und als geübte Kriegerinnen ausgesandt werden, wann immer die Zeichen auf die Präsenz eines Drachen hindeuten.

Nicht immer enden diese Missionen glücklich. Ritter Marly erhielt den Auftrag, nach Ritter Krista zu suchen, von der schon seit längerem keine Nachrichten mehr kamen. Marly ist davon überzeugt, dass die von ihr verehrte, berühmte Ritterin keinen Fehler begangen hat … oder doch?
Schon seit ihrer Ankunft in der Gegend, in der man Krista vermutet, hört sie Melodien und Stimmen, die außer ihr keiner wahrnehmen kann. Sie schließt sich einer Karawane an, deren Ziel ebenfalls Kristas Camp ist. Unterwegs werden sie immer wieder von monströsen Kreaturen angefallen, die einst Menschen waren. Allerdings bleibt das kleine Tier, das vom Übel sofort getötet würde, am Leben. Was ist in dieser mysteriösen Region bloß los?

In ansprechenden, sehr detailverliebten Bildern, die Ritter Marly und ihre Umgebung in Szene setzen, zeichnete Fabrice Meddour („Ganarah“) die Geschichte des Autorenpaares, das man unter der Bezeichnung ‚Ange’ („Das verlorene Paradies“) kennt.
Diesmal wird das Thema auf recht komplizierte Weise angegangen. Marly ist die Hauptfigur – und sie hat Probleme, die im Laufe der Story immer deutlicher, meist in kurzen Rückblenden, zu Tage treten. Diese sind so knapp und vage, dass man erst nach einiger Zeit zu ahnen beginnt, was Marly belastet und was zum Dreh- und Angelpunkt wird. Darauf basiert schließlich auch das Ende des Bandes.
Action findet man keine, dafür wird jedoch die Psyche einer Ritterin näher beleuchtet, die vorbelastet ist durch das, was ihr als Kind widerfuhr, die Begehren kennt, aber Verzicht üben muss, die voller Emotionen ist, aber eine grausame Pflicht zu erfüllen hat. Das Puzzle setzt sich nach und nach zusammen und offeriert ein Album, das sich nicht auf den ersten Blick hin zu erschließen scheint, auf den zweiten Blick hin seinen Tiefgang jedoch entfaltet.
Man genießt nicht nur eine sehr komplexe, verschlungene Handlung, die sich um interessante Protagonisten rankt, sondern auch aufwändig gestaltete Bilder, die stimmungsvoll koloriert wurden und wahre Augenweiden sind.

Der achte Band von „Die Legende der Drachenritter“ kann gewiss als Highlight der Serie betrachtet werden. Die Handlung überrascht durch einen ungewöhnlichen Aufbau und in sich zerrissene Figuren und rundet ab durch wunderschöne Illustrationen. Mehr zu verraten, würde das Lesevergnügen nur schmälern. Ein Top-Titel für Fantasy-Fans!