'Die Legende der Drachenritter 1: Jaina (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. Dezember 2009 00:00
Die Legende der Drachenritter 1: Jaina
Ange, Alberto Varanda & Delphine Rieu
(La Geste des Chevaliers Dragons: Jaina)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Covergestaltung von Dirk Schulz
Splitter-Verlag, 2007, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-33-9
Von Frank Drehmel
Sowohl das Autorenduo Anne und Gerard Guero als auch der Künstler Alberto Varanda gehören alleine wegen der Anzahl ihrer Werk in die Riege der auch in Deutschland bekannteren Kreativen der franko-belgischen Comic-Szene, wobei neben »Die Legende der Drachenritter« – einer klassischen Sword & Sorcery-Story – weitere gemeinsame Arbeiten (»Das verlorene Paradies« »Bloodline«) die Vitae der drei verbinden.
Vor langer Zeit kamen – niemand weiß woher – die Drachen in die Welt und mit ihnen das Übel, das sich in konzentrischen Kreisen langsam, schleichend von dem Ort ausbreitet, an dem sich ein Drache niedergelassen hat. Das Übel verformt Dinge, verwandelt Tiere wie Menschen in monströse Kreaturen und nur der Tod des Verursachers kann es aufzuhalten. Unglücklicherweise verfügen die Drachen jedoch über außergewöhnliche Sinne, mit denen sie jedes Lebewesen in ihrer Umgebung aufzuspüren vermögen. Einzig Jungfrauen ist es gegeben, dieser Wachsamkeit zu entkommen, so dass sie allein in der Lage sind, sich dem Untier zu nähern und es zu töten. Aus diesem Grunde wurde der der Orden der Drachenritter gegründet, eines Bundes, der sich zum Ziel gesetzt hat, Jungfrauen in den Kampf- und Waffenkünsten so weit auszubilden, dass sie gegen einen Drachen bestehen können.
Ritter Jaina und ihre Knappin Ellys Berge begeben sich im Auftrag ihres Ordens in eine Stadt, um nach einer verschwundenen Schwester, Dara, zu suchen. Diese machte sich vor einigen Monden auf, um einen Drachen zu töten, dessen verderbende Aura die Metropole bedroht und schon große Teile des Umlandes mit dem Übel verseuchte.
Da das Untier augenscheinlich noch lebt, gehen die beiden Frauen davon aus, das Dara dem Ungeheuer zum Opfer gefallen ist; doch sie brauchen Gewissheit und müssen notfalls selbst die Mission der Schwester zu einem glücklichen Ende bringen.
Der Weg zu der Kreatur inmitten der Berge von Neros ist mit unzähligen Gefahren gepflastert, mit mutierten Menschen, die einzeln oder in Scharen nachts oder tagsüber jagen. Während der Konfrontation mit einer riesigen Horde dieser Wesen gelingt es den beiden Frauen im letzten Augenblick, sich in eine Feste zu retten, die von einem kleinen Trupp Krieger unter dem Kommando Prinz Janh von Espards gehalten wird. Auch wenn der Empfang zuvorkommend ist, zeigt sich schon bald, dass der Prinz und insbesondere sein Berater Ronh eine ganz eigene Auffassung von »Ehre« haben.
Inhaltlich sind »Die Legende der Drachenritter«-Alben nicht als durchgängige Story mit übergreifenden zentralen Handlungsbögen konzipiert, sondern viel mehr als ein Mosaik von nur lose verknüpften Einzelabenteuern mit jeweils verschiedenen jungfräulichen Hauptprotagonistinnen. Dieser Ansatz ist zunächst etwas ungewöhnlich, bietet aber deutlich mehr erzählerische Freiheit, unter anderem auch die Möglichkeit, Geschichten entgegen den Erwartungen der Leser enden zu lassen.
Was den vorliegenden ersten Band der Serie betrifft, so lässt sich zwar feststellen, dass sich das Ende tatsächlich ungewöhnlich gestaltet, dass die Geschichte darüber hinaus jedoch eine einzige Anhäufung von Klischees und Stereotypen nicht nur der Sword & Sorcery ist, von denen das gleichermaßen lächerlichste wie wichtigste die zwar mythologisch beziehungsweise religiös ableitbare, storyseitig jedoch vollkommen unerklärte Verbindung von Jungfrauen und Drachen ist. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich dieses klischeehaften, archetypischen Bildes augenzwinkernd bedient, oder wie Ange darauf ein ganzen Hintergrund aufbaut und vom Leser verlangt, »Nimm es einfach hin, dass wir – die Autoren – keine originelleren Grund-Ideen bieten können!«.
Wenn man tatsächlich dazu bereit ist, sich auf die Trivialität einzulassen, dann erweist sich die Geschichte durchaus als einigermaßen unterhaltsam, actionreich und mit einigen interessanten Wendungen, wobei man sich nichts vormachen sollte: die eigentliche Stärke dieses Comic-Albums ist das Artwork, sind die Zeichnungen Varandas sowie die Koloration Rieus.
Dynamisch durchkomponierte Panels und Seiten, klar umrissene Figuren in pathetischen Posen mit gewichtigen Minen, detailreiche Hintergründe, überwältigende Panoramen stellen zwar optisch gefällige Mainstream-Comickunst dar, dennoch will der Funke szenenweise nicht recht überspringen, denn zu plakativ, zu vordergründig wirkt gerade die Inszenierung der Erotik, zu püppchenhaft weiblich die Kriegerinnen, deren makellose Erscheinung keinerlei Narbe, kein noch so kleiner Schmiss trübt.
Fazit: Eine zwar wenig innovative, dafür jedoch actionreich inszenierte Fantasy-Geschichte, die von Varanda in dynamischen, wenngleich zum Teil stereotypen Bildern zum Leben erweckt wird. Für nicht allzu anspruchsvolle Fans, die das Klischee nicht fürchten, auf jeden Fall einen Blick wert.