Spider-Man 92 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Dezember 2011 19:23

Dan Slott
Spider-Man 92
Big Time
(Amazing Spider-Man 650 + 651, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration und Zeichnungen von Humberto Ramos, Cuevos, Damos u.a.
Panini, 2011, Heft, 52 Seiten, 3,95 EUR
Von Irene Salzmann
„Amazing Spider-Man“ ist einer von mehreren „Spider-Man“-Titeln, die mehr oder minder parallel zueinander verlaufen oder durch Crossover verknüpft werden. Vor gut zehn Jahren stellte Marvel die Reihe wegen sinkender Verlaufszahlen ein, startete sie neu (Vol. 2), nahm aber schon bald wieder die alte Nummerierung auf.
Weiterhin lief die Serie mehr schlecht als recht, da die Autoren Themen behandelten, die den Lesern nicht gefielen, wie der Tod von MJ und tief greifende Ereignisse, wie die öffentliche Enthüllung von Spider-Mans Geheimidentität während der „Civil War“-Storyline, die durch Magie wieder aus der Erinnerung der Menschen gelöscht wurde, lösten heftige Debatten aus.
Unter „Big Time“ läuft ein Story-Arc – „Kill To Be You“ –, der zunächst drei Hefte pro Monat präsentierte, dann auf zwei Hefte mit zusätzlichen Seiten zurückgefahren wurde. Die deutsche Ausgabe „Spider-Man“ 92 beinhaltet zwei Episoden, die auf den vorherigen Heften aufbauen und den Leser rätseln lassen, was eigentlich los ist, sofern er mit der laufenden Handlung nicht vertraut ist.
Peter Parker hat einen Job bei Horizon Labs angenommen und nutzt die Möglichkeiten der Einrichtung, ein neues Kostüm zu konstruieren. Es basiert auf Schall, wodurch er sich einerseits unsichtbar machen, andererseits das Gelächter des neuen Hobgoblins, das ihm sehr zusetzt, neutralisieren kann. Dieser hat sich durch seine Aktionen einen Platz im Gefolge des Kingpins gesichert. Um eine spezielle Vibranium-Probe – das Reverbium –, die der Hobgoblin gestohlen hat, zurück zu bekommen, brechen Spider-Man und Black Cat im Hauptquartier des Kingpins ein. Während Spider-Man auf seinen Gegner trifft, gerät Black Cat in die Gewalt des Kingpins. Durch das Gelächter des Hobgoblins wird das Reverbium aktiviert, und das Gebäude droht einzustürzen...
Ein neuer Job, ein neues Kostüm – das vage an den Alien-Symbionten erinnert, den Peter Parker trug, nachdem sein originales Kostüm im ersten „Secret War“ zerstört wurde –, neue Kräfte, neue Feinde, ein neuer Love-Interest …, aber das macht zusammen noch lange keine neue, packende Storyline. Denn im Prinzip sind die Probleme von Peter Parker dieselben geblieben: Er muss peinliche Momente hinnehmen, um seine Identität zu schützen, seine Dates verlaufen eher unglücklich, die Partner sind nicht unbedingt zuverlässig, seine Gegner, auch wenn eventuell ein anderer unter der Maske steckt, und deren Motive sind letztlich die gleichen, die neuen Kräfte erscheinen nicht allzu ungewöhnlich, wurden sie doch schon durch die Rüstung erweitert, die Spider-Man von Tony Stark/Iron Man während des „Civil War“ erhielt.
Es drängt sich der Eindruck auf, als habe Dan Slott versucht, mit Gewalt eine neue Richtung einzuleiten, aber das Resultat vermag nicht zu überzeugen. Sein Peter Parker wirkt linkischer und glückloser denn je, die Feinde sind so überzeichnet, dass sie bereits Parodie-Charakter annehmen, Black Cat wurde zur egoistischen Diebin degradiert, und, und, und. Von daher wundert es nicht, dass die amerikanischen Leser von „Amazing Spider-Man“ nach wie vor nicht sonderlich begeistert sind – man selber ist es auch nicht.
Leider können nicht einmal die Zeichnungen die Geschichte halbwegs retten. Die Figuren sehen aus wie Karikaturen mit Manga-Einschlag. Wer Mangas mit Glubschaugen-Protagonisten lesen möchte, kauft sich einen Manga. Wer Superhelden lesen möchte, erwartet realistisch-idealistische Illustrationen.
Von daher ist es ratsam, ein wenig in dem Heft zu blättern, sofern man kein Alles-Sammler ist. Nebenbei: Der reißerische Text auf der Rückseite hat mit diesem Band überhaupt nichts zu tun, sondern wirbt für die „Ultimate“-Reihe.