Red Robin 4: Die Abschussliste (Comic)

Fabian Nicieza
Red Robin 4
Die Abschussliste
(Red Robin 13 – 17: The Hit List, Part One – Epilogue, USA, 2010/2011)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration und Zeichnungen von Marcus To, Ray McCarthy u.a.
Panini, 2011, Paperback, 124 Seiten, 14,95 EUR

Von Irene Salzmann

Tim Drake, ein ehemaliger Robin, trägt nun das Kostüm von Red Robin und versucht auf seine Weise, Gotham City von Schurken zu befreien. Er hat herausgefunden, dass Batman alias Bruce Wayne noch lebt und hofft wie alle Freunde und Kameraden, dass sein Adoptivvater zurückkehren wird.

Mit seiner ehemaligen Freundin Stephanie Brown, jetzt Batgirl, raufte sich Tim unlängst zusammen – nur sein Nachfolger, Damien Wayne, stellt ein gewisses Problem dar, teils weil er der Enkel von Ra’s al Guhl ist, teils weil der neue und noch sehr junge Robin beweisen will, dass er ‚der Bessere‘ ist.

Trotzdem müssen sie sich arrangieren, denn der neue Anarky tötet Menschen aus Robins beziehungsweise Red Robins Umfeld, um dessen Identität zu erfahren und sich an ihm wegen des Todes seiner Geschwister zu rächen, die durch eine Bombe des Verbrechers ums Leben kamen. Um Anarky zu täuschen, muss Red Robin seinem Nachfolger vertrauen. Dass er dies offenbar nicht kann, enthüllt „Die Abschussliste“, in der sich pikanterweise Robin selbst entdeckt…

Fabian Nicieza hat eine Menge Stoff in die fünf Hefte der „The Hit List“-Storyline gepackt: Nicht nur definiert er hier die Beziehungen von Red Robin und seinen Mitstreitern, die im Fall von Robin besonders kompliziert ist, da er in diesem eine latente Bedrohung sieht, sondern auch zu seinen neuen Helfern und aktuellen Freundinnen. Gerade was Letztere betrifft, tritt er offenbar in die Fußstapfen von Playboy Bruce Wayne, denn um die Journalistin Vicky Vale von einer heißen Spur abzulenken, gibt sich Tamara Fox als Tims Verlobte aus, zwischen ihm und Steph knistert es auch noch immer, und dann wäre da noch die mysteriöse Lynx, für deren Verhaftung er zunächst sorgt, sich dann jedoch zu etwas hinreißen lässt, von dem abzuwarten bleibt, ob es positive oder negative Konsequenzen haben wird. Aber auch Batman hatte schon immer eine Schwäche für seine Quasi-Feindinnen (Catwoman, Talia al Guhl etc.).

Diese privaten Verwicklungen, die auch Red Robins Arbeit beeinflussen, sind in eine Handlung eingebettet, die mit einem Appetizer startet, sich anschließend geradlinig und eskalierend fortsetzt, um am Ende den Kreis zu schließen, indem wieder Bezug auf den Beginn genommen wird. Daraus ergibt sich insgesamt eine runde, in sich abgeschlossene Erzählung, die auch Gelegenheitslesern Spaß macht.

Red Robins Plan, einen Gauner, der auf seiner „Abschussliste“ steht, nach dem anderen ins Gefängnis zu bringen, wirkt in der Realisierung fast schon zu einfach, da zunächst alles wie am Schnürchen läuft. Dabei besiegt er seine jeweiligen Opfer nicht nur in Duellen, sondern setzt auch seinen Verstand und Helfer ein, um die Gegner aus ihren Verstecken zu locken und ohne Kollateralschäden unschädlich machen zu können. Stets erweist sich Red Robin als konsequenter Stratege, der Listen zu mögen scheint, denn auch für sich hat er eine in fünf Punkten erstellt, die seine Zukunft als Superheld betrifft und auf die eingegangen wird, wann immer er den für sich richtigen Weg zu erkennen glaubt. Das ist eines von vielen kleinen Details, die die Geschichte glaubwürdig und atmosphärisch dicht gestalten.

Auch die Zeichnungen von Marcus To können sich sehen lassen. Sie sind realistisch-idealistisch, Red Robin sah selten so gut aus – folglich dürften auch Leserinnen gern nach dieser Serie greifen.

„Red Robin“ 4 kann relativ problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden, wenn man sich ein bisschen im „Bat“-Universum auskennt. Das Wesentliche lässt sich der spannenden Handlung entnehmen, die eine komplette Storyline bietet, welche nicht nur Action sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert und zeichnerisch gelungen umgesetzt wurde. So sollten Comic-Bände immer sein!