Adekan 2 (Comic)

Tsukiji Nao
Adekan 2
Aus dem Japanischen von Ai Aoki
EMA, 2011, Taschenbuch, 224 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7487-5

Von Irene Salzmann

Kojiro Yamada ist Polizist und liebt seine Arbeit, mit der er den Menschen helfen und seine Stadt sicherer machen kann. Während eines mysteriösen Falles lernt er den faulen, aber attraktiven Schirmmacher Shiro Yoshiwara kennen und nimmt sich seiner an. Schon bald muss er feststellen, dass der neue Freund ein Anki-Meister ist und eine Vergangenheit hat, an der er nicht rühren will – entscheidend ist für ihn, dass Shiro ihm mehrmals das Leben gerettet hat und auch anderen Gutes tut.

Ihre Pfade kreuzen sich wieder, als schöne Zwillingsschwestern junge Männer in ihren Garten locken, ein junges Mädchen vom Bronzegott ihren Tod verkündet bekommt, mehrere Männer gebissen und ermordet werden, seltsame Hunde Kaufleuten auflauern und ein Tierpräparator in Verdacht gerät, einige Personen getötet und ausgestopft zu haben.

„Adekan“ ist mehr Krimi als Mystery, wenngleich das Setting (ein phantastisches Japan während oder kurz nach der Meiji-Ära) und die agierenden Protagonisten recht bizarr anmuten, was teils an ihrer Einstellung liegt, die auf einer Mischung aus traditionellen und modernen Ideen beruht, aber mehr noch an der Kleidung, die nicht auf Kimonos, Uniformen und Ähnliches begrenzt ist, sondern außerdem Anleihen aus der S/M-Szene holt. Ähnliches kennt man zum Beispiel aus Kairi Shimotsukis „Brave 10“.

Die Hauptfiguren wirken sympathisch und schrullig, ihre Gegenspieler zu psychopathisch, um wirklich ‚böse‘ zu sein. Traumatische Erlebnisse ließen sie zu dem werden, was sie nun sind und liefern die Motive für ihr Handeln. Da sich der Leser die Beweggründe nur schwerlich zusammen reimen kann, verraten die Täter stets, wer sie sind und warum sie Verbrechen begehen beziehungsweise erraten Kojiro oder Shiro die Wahrheit.

Obwohl „Adekan“ eine Shojo-Serie ist, sind die Zeichnungen sehr dynamisch und detailreich, strotzt die Handlung vor Action und Klamauk, wie man es eher von Titeln wie „Naruto“ oder „One Piece“, die an Jungen adressiert sind, erwartet. Shiros Faulenzerei, die im Gegensatz zu Kojiros Diensteifer steht, sein ewiger Hunger und sein Verzicht auf Unterwäsche sind running gags, die ganz lustig sind, aber oft geht der Humor noch weiter und ist für den westlichen Leser nicht immer nachvollziehbar, weil zu übertrieben.

Das spiegelt sich auch in den Illustrationen wider, die im Wechsel sehr aufwändig und hübsch sind, dann wieder ins superdeformierte Gegenteil kippen. Auf diese Weise wird auch jegliche Romantik im Keim erstickt, und die angedeutete Homoerotik entwickelt sich nicht zu Boys Love – genauso wenig wie in „Saiyuki“, „Yami no Matsuei“ oder „Vassalord“. Aber die Fans dürfen hinein interpretieren, was sie wollen.

„Adekan“ fällt etwas aus dem Rahmen der üblichen Shojo-Reihen und darf in einem Atemzug mit „Wild Adapter“, „Gate“ oder Bus Gamers“ genannt werden, die haarschaft an Boys Love vorbeischrammen und gleichzeitig eine spannende Handlung bieten, wie man sie sonst nur in Shonen-Serien findet. Die Illustrationen sind sehr auffällig durch ihren Reichtum an Details – das Artbook von Tsukiji Nao, „Nostalgia“, ist tatsächlich ein Augenschmaus.