Megamind (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 18. September 2011 17:03
Megamind
USA 2010, Regie: Tom McGrath
Von Christel Scheja
Anders als in Deutschland gehören in den USA Superhelden seit mehreren Generationen zu den Elementen der Popkultur, die vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen. Die Welt von Superman und Co. ist fast immer sehr einfach gestrickt; meist gibt es einen Bösewicht, der mit allen Mitteln versucht, seine Interessen durchzusetzen und endlich gegen den strahlenden Helden zu gewinnen. Weitere Gründe als seine eigenen Launen muss er eigentlich nicht haben. Genau diese Elemente lassen sich wunderbar auf die Schippe nehmen, und das gelingt vor allem dann, wenn Meister ihres Faches am Werk sind. DreamWorks wird jedenfalls in „Megamind“ wieder einmal seinem Ruf gerecht.
Die Geschichte beginnt mit zwei Kindern vom anderen Stern, die sich bereits auf dem Flug zur Erde ein Wettrennen liefern. Während der eine in einer Villa landet und in Wohlstand aufwächst, wird der andere zum Maskottchen für Gefängnisinsassen. Auch wenn er in der Schule versucht, mit zur Gruppe der anderen zu gehören, landet er letztendlich doch immer wieder in der Ecke und wird zu Außenseiter. Es kommt, wie es kommen muss. Während der eine zum strahlenden Helden, Metroman, heranwächst und zum umjubelten Beschützer der Massen wird, entwickelt sich der andere schon durch seine blaue Haut gezeichnet zu seinem bösen Gegenspieler Megamind. Beide liefern sich atemberaubende Kämpfe und Auseinandersetzungen. Auch wenn der blauhäutige Schurke letztendlich immer wieder unterliegt, so gibt er jedoch niemals auf, um seinen ewigen Rivalen zu bekämpfen.
Doch dann geschieht das Unfassbare: Gerade im Moment seines größten Triumphs wird Metroman das Opfer von Megaminds Todesstrahl. Zurück bleibt nur sein Skelett. Der Bösewicht triumphiert und genießt die Tatsache, die Stadt endlich für sich alleine zu haben – doch dann muss er feststellen, dass ihn das ungehinderte Ausrauben von Banken und Museen auch nicht glücklich macht. Ihm fehlen die Herausforderungen und die Gefahr. So beschließt er, aus den Überresten seines Gegenspielers einen neuen Helden zu erschaffen, mit dem er sich von nun an anlegen kann. Allerdings entdeckt er auf der anderen Seite im Kontakt mit der Reporterin Roxanne, die er immer für die Geliebte Metromans gehalten hat, plötzlich ungewohnte und verwirrende Gefühle...
Die Geschichte ist simpel und flacht zum Ende hin zwar ein wenig ab, wird aber sehr liebenswert erzählt. Es ist von vorneherein klar, dass Megamind kein abgrundtief böses Wesen ist, das den Menschen nur schaden will. Allein schon durch seine Vorgeschichte merkt man, dass er sich eigentlich nur das wünscht, was alle brauchen, wahre Freunde und das Gefühl, dazuzugehören – etwas, das ihm durch Metroman immer wieder verwehrt wird. Er ist böse, weil er keinen anderen Weg sieht, um zumindest etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Immer an seiner Seite dabei ist der Fisch Minion, ein treuer Freund, der allerdings auch seine Schwächen hat.
Der Film ist zudem mit zahlreichen Anspielungen auf die DC-Superhelden, allen voran Superman, gespickt und macht auch keinen Hehl daraus. Schon die Figuren sind ähnlich gestaltet und haben deutliche Ähnlichkeit mit dem Mann aus Stahl und seiner Dauergeliebten Lois Lane. Allerdings werden auch nachdenkliche Zwischentöne und böse kleine Spitzen aufgebaut. Metroman ist erstaunlich überheblich für einen ehrenhaften Superhelden und genießt es, im Rampenlicht zu stehen, der neu auftauchende Held, Titan, zeigt sehr deutlich, was passieren kann, wenn dem falschen Mann plötzlich Superkräfte verliehen werden. Sicherlich sind viele Wendungen vorhersehbar und bekannt, aber durch den augenzwinkernden Umgang mit Klischees und Archetypen gibt es auch die ein oder andere kleine Überraschung und man kann sich ohne Probleme in den Film fallen lassen, denn die vielen Gangs sind gut platziert und laden immer wieder zum Schmunzeln ein, die Figuren sind sehr menschlich und sympathisch.
Wie immer ist die Animation vom Feinsten, auch wenn die DVD sich nur zweidimensional darbietet. Bild und Ton sind sauber und klar, so dass keine Wünsche offen bleiben. Die Extras wirken zwar reichlich, bleiben aber bis auf den Audiokommentar der Autoren sehr oberflächlich.
Alles in allem bietet „Megamind“ eine unterhaltsame und effektreich in Szene gesetzte Satire über die gängigen Superheldenklischees, der man es aufgrund der sympathischen Charaktere und der liebevollen Erzählweise nicht übelnimmt, das Vieles vorhersehbar und manchmal auch zu überdreht wirkt. Vor allem ältere Zuschauer, die sich im DC-Universum etwas besser auskennen, werden die vielen Anspielungen entdecken können – für Kinder bleibt eher der offensichtliche Spaß an einem actionreichen aber lustigen Abenteuer.
DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, türkisch Dolby Digital 5.1
DVD-Extras:
Audiokommentar, Featurettes, entfernte Szenen