Arthur Slade: Mission Clockwork – Gefahr für das Britische Empire (Buch)

Arthur Slade
Mission Clockwork – Gefahr für das Britische Empire
(The Hutchback Assignments)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Eva Plorin
Titelillustration von Dirk Steinhöfel
Thienemann, 2011, Hardcover, 344 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-522-20131-5

Von Carsten Kuhr

Willkommen in London, der Heimat von Queen Victoria und dem Machtzentrum des Britischen Empires. Hier, wo Vermögen gemacht, Politik gelebt und die Welt regiert wird, lernen wir zwei ganz besondere Agenten im Dienst der Weltmacht kennen.

Beide entspringen beileibe nicht der begüterten Schicht der Lords und Ladies. Während Octavia im Waisenhaus aufwuchs und sich mit Taschendiebstählen über Wasser hielt, wurde der verkrüppelte Modo als Missgeburt von einem fahrenden Schausteller in dessen Kuriositätenshow in Frankreich präsentiert. Dass der Junge, der in Paris vor einer Kirche aufgefunden wurde, die Gabe besitzt, seinen Buckel, die ungleich großen Augen und das Ding das da sitzt, wo Menschen eine Nase haben, willentlich zu verändern, sich die Gestalt eines Anderen zu geben, machen ihn für Socrates, dem Anführer einer höchst geheimen Gesellschaft, die sich den Schutz des Empires verschrieben hat, interessant. Abgeschottet von der Welt lässt er den Jungen erziehen, wird dessen aufgeweckter Geist geschult, seine Kräfte entwickelt und seine schauspielerischen Fähigkeiten trainiert. Ebenso wie die bezaubernde Octavia, die ebenfalls durch die harte, umfassende Schule der Ausbildung von Socrates’ Bediensteter ging, soll sie helfen, die Sicherheit der Queen und des Weltreiches zu gewährleisten.

Unbemerkt von den meisten Untertanen ihrer Majestät hat sich eine Gruppe skrupelloser Wissenschaftler und Feinde des Empires zusammengetan, und einen perfiden Plan ausgeheckt, den Frieden zu stören und Panik zu verbreiten. Zu Hilfe kommen ihnen dabei geniale Erfindungen, die das tierische Erbe im Menschen wachrufen, die menschliche Energie zum Antreiben von Maschinen nutzen, und halbmechanische Lebewesen. Nur wenn es den Agenten Socrates’ gelingt, den Verschwörern auf die Spur zu kommen und das Rätsel um die aus London verschwundenen Waisenkinder zu lösen, lässt sich das Unheil vielleicht noch aufhalten…

Arthur Slades vierteilige Steampunk-Saga startet fulminant. Den jugendlichen Leser erwarten nicht nur markante Protagonisten, in deren Haut er oder sie schlüpfen kann, sondern auch eine Welt, die die Beschaulichkeit des Viktorianischen Zeitalters mit den Erfindungen der Dampf-Ära und den Forschungen eines Mr. Hyde – die Namensgleichheit ist hier Programm – verbindet.

Zunächst stellt der Autor uns eine bedauernswerte Figur vor. Modo ist eine geschundene, missbrauchte Kreatur die unwillkürlich an den Glöckner von Notre-Dame erinnert. Ein verwachsener Buckel, die ungleichen Augen, die Wucherung der Nase, sie wecken Mitleid mit dem Jungen. Dass er dabei intelligent und wissbegierig ist, das Herz auf dem rechten Fleck hat, macht ihn für den Leser zum idealen Vermittler der Geschehnisse. Mit der bezaubernden Octavia fügt der Autor dann die „Schöne zum Biest“ hinzu, eine Romanze ist möglich, wobei sich der Autor aber zunächst ganz auf die spannend ablaufende Handlung konzentriert.

Geschickt reichert er dabei seine Welt mit phantastischen Steampunk-Elementen an. Da dampfen künstliche Gliedmaßen, fliegen mechanische Vögel durch die Luft, erhebt sich ein gigantisches Wunderwerk der Technik um Angst und Schrecken zu verbreiten. Mehr noch: Slade warnt unauffällig vor den Gefahren der Biotechnik, zeigt anhand der Seren, die Hyde entwickelt, die Gefahren auf, dass Unschuldige von der Wissenschaft missbraucht werden und letztlich ihre Menschlichkeit verlieren.

Verpackt hat er seine Aussagen – die Emanzipation feiert mit Octavia muntere Triumphe – in eine allzeit spannende, mitreißende Handlung, die nicht nur für jugendliche Leser geeignet ist.