Kelley Armstrong: Nacht der Dämonin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. Juli 2011 14:18
Kelley Armstrong
Nacht der Dämonin
(Personal Demon)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Christine Gaspard
Titelillustration von FinePic
Knaur, 2011, Taschenbuch, 508 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-426-50915-9
Von Carsten Kuhr
Das Leben spielt schon so manches Mal ganz eigene Geschichten. Da dachte die Halbdämonin Hope Adams, in den Armen des charismatischen Diebes und Werwolfs Karl das Glück ihres Lebens gefunden zu haben, da lässt sie der Mannwolf ihrer Träume sitzen und macht sich nach Europa auf.
So heißt es, innerlich sauer wie es nur geht, zurück in den Alltagstrott und als Journalistin für ein Revolverblatt über die übernatürlichen Ereignisse schreiben – natürlich nur die fingierten, die echten Tatsachen werden vertuscht – und für den Rat der Übernatürlichen aus dem Ruder laufende Magier suchen.
Als Benizio, der Anführer der Cortez-Kabale, sie kontaktiert, um eine alte Schuld einzutreiben, fühlt sie sich in die Enge getrieben, gleichzeitig aber auch hofiert. Sie allein, ohne ihren Schutzengel Karl an der Seite, soll in Miami verdeckt ermitteln. Es kommt immer wieder vor, dass junge Übernatürliche aus den von den Kabalen vorgegebene Grenzen ausbrechen, eine Zeitlang die Gegend mit ihren Gaben unsicher machen. In eine dieser Gangs soll sie sich einschleichen und für die Kabale spionieren. Was als willkommene Abwechslung vom Alltagstrott beginnt, was sie mit gleichaltrigen Übernatürlichen in Kontakt bringt und ihre Libido anregt, das erweist sich bald als Falle. Selbst der zu Hilfe eilende Karl kann die bestialischen Morde an ihren neuen Freunden nicht verhindern – doch wer steckt hinter den Taten und was bezweckt er damit?
Über die Jahre hat Kelley Armstrong ihre Version einer übernatürlichen Gesellschaft, die verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit mit und unter den Menschen lebt, diese als Tarnung und Nahrung nutzt, aufgebaut. Geschickt variiert sie dabei immer wieder wechselnde Protagonisten, stellt immer wieder neue, andere Personen ins Zentrum, lässt dann aber alte bekannte Gestalten wieder auftauchen und ihre Rollen spielen. Auf diese Art hat sie eine unglaublich komplexe, dabei detailreiche und abwechslungsreiche Welt geschaffen, die als Bühne für die spannenden Abenteuer dient.
Im Gegensatz zu ihren bisherigen Romanen, in der Romantik und Sex zwar angesprochen wurde, nie aber eine wirklich deutliche Rolle spielten, nimmt das zwischengeschlechtliche Spiel dieses Mal eine deutlich stärker ausgeprägte Rolle ein. Ohne dass die Autorin hier zwischen den Laken zu deutlich wird – wie es leider viel zu oft in letzter Zeit bei den Konkurrentinnen der Fall war – gelingt es ihr, prickelnde, erotische Stimmung einzufangen und die Lebenslust, aber auch den Hunger nach Zuneigung und Nähe, zu portraitieren. Irrungen und Wirrungen dürfen nicht fehlen, das alles aber eingebettet in eine rasant ablaufende, mit vielen Wendungen versehene Handlung. Das fängt geschickt der Flair der Küstenstadt ein, lässt „Miami Vice“-Feeling aufkommen, ohne dass das Gebotene kitschig wirken würde.
Auffällig dabei, dass es der Autorin gelingt, ihr Niveau zu halten und uns durch die immer wieder neuen Erzähler an ihre Welt zu fesseln und sich nicht zu wiederholen.