Carlton Mellick III: Ultra Fuckers (Buch)

Carlton Mellick III
Ultra Fuckers
(Ultra Fuckers)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Plogmann
Titelillustration von Ed Mironiuk
Festa, 2011, Hardcover, 124 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86552-122-4

Von Carsten Kuhr

Tony und Tammy, ein ganz normales US-Erfolgsehepaar. ist, wieder einmal zu spät, zu einem Dinner mit den Kollegen von Tammy unterwegs. Die etwas abgelegene Neubausiedlung des Kollegen haben sie bereits erreicht, doch das Auffinden des Hauses erweist sich in der Anlage, in der alle Bauten ähnlich ausschauen. als nicht eben leicht.

So kurven sie stundenlang durch die austauschbaren Straßen, vorbei an ständig gleichen Häusern im mexikanischen Stil, und bewohnt von ähnlichen Familien und Haustieren. Sogar das Selbstbedienungsrestaurant kommt in regelmäßigen Abständen und immer gleich daher. Nach ein paar Tagen in der Unwirklichkeit der ewig gleichen Straßen trennen sich die Wege des zankenden Ehepaars. Der ziellos herumfahrende Tony trifft erstmals auf Anzeichen, dass außer ihm selbst noch andere Menschen – die Bewohner der Häuser kann man allenfalls als seelenlose Kopien ansehen – im sich ständig vergrößernden Village unterwegs sind. Er trifft auf die Mitglieder der japanischen Band der „Ultra Fuckers“, und auf eine Zyklopin, die mehr über die unheimlichen Vorkommnisse der sich ständig vergrößernden Stadt weiß…

Man kann das dünne Bändchen, das uns Frank Festa in seinem Verlag in einer liebevoll ausgestatteten Hardcoverausgabe auf farbigem Papier präsentiert, auf mehrere Arten lesen. Zunächst kann man sich auf die Bizarro Fiction des Autors einlassen, in der Unwirtlichkeit des urbanen Molochs untergehen und sich ganz der intensiv geschilderten Trostlosigkeit der Erzählung aussetzen. Man kann das Werk, und ich denke, dass dies der zutreffendere Ansatz ist, aber auch als Kritik an der zunehmenden Urbanisierung verstehen, als Drohung vor der ausufernden Verstädterung unserer Umgebung, dem Verlust von Individualität und der Austauschbarkeit der als Ideal hingestellten Karrieren, ja der Lebensziele unserer modernen Konsumgesellschaft.

Das Gebotene ist sicherlich nicht Jedermanns Geschmack. Aber es ist sowohl originell, wie auch in seine Übersteigerung angsterregend, verrückt, aber eben auch packend, intensiv und überdreht – Mellick III eben.

Das Interview sowie eine ausführliche Betrachtung zur Bizarro Fiction und dem Autor aus der Feder von Christian Endres runden den Band ab.