Hilburn, Lynda: Kismet Knight, Vampirpsychologin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Januar 2010 00:00
Lynda Hilburn
Kismet Knight, Vampirpsychologin
(The Vampire Shrink)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Christine Gaspard
Umschlagillustration von Gettyimages
Pan, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 460 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-426-28302-8
Von Carsten Kuhr
Kismet Knight denkt sich nichts Böses, als sie eine neue Patientin annimmt. Als Psychotherapeutin ist es ihr Job, sich seltsame Geschichten anzuhören. Und die junge Dame, die ihr gegenübersitzt, ist so ungewöhnlich nicht. Viele Jugendliche sind der Gothic Szene verfallen, kleiden sich dunkel und kokettieren mit der dunklen Macht der Vampire. Als ob es so etwas geben würde, Vampire! Also hört sie sich geduldig und voller Mitgefühl die Geschichte an, und vereinbart einen zweiten Termin – Routine eben.
Nach einem anstrengenden Tag will die attraktive Therapeutin dann zu Hause ein entspannendes Bad nehmen und ausspannen.
Dann aber kommt alles ganz anders. Plötzlich und unerwartet begegnet sie attraktiven Männern, die ihre seit zwei Jahren brachliegende Libido beflügeln. Und sie lernt Vampire kennen. Natürlich weiß sie, dass es Vampire nicht gibt, nicht geben kann – doch der charismatische, gutaussehende und mit einem Waschbrettbauch sowie einem mächtigen Gehänge ausgestattete Deveraux beweist ihr nur zu bald, dass sie sich da getäuscht hat. Und auch FBI-Agent Alan, ebenfalls mit eine beneidenswert durchtrainierten Figur und großzügig ausgestatteten Gemächt bedacht, bestätigt ihr nicht nur ihre weibliche Attraktivität, sondern auch die Tatsache, dass Vampire existieren – und dass überall in der Stadt blutleere Opfer eines Massenmörders auftauchen, darunter Mandanten von ihr. Während sie zwischen den beiden neuen Männern in ihrem Leben pendelt, wird sie immer tiefer in die dunkle Auseinandersetzung hineingezogen, die ihrer Heimatstadt droht …
Romance Urban Fantasy, so könnte man dieses Buch labeln. Die Ausgangslage erscheint dabei zunächst klar. Wir haben unsere Ich-Erzählerin, die mit beiden Beinen fest in der realen Welt steht. Als studierte Psycho-Therapeutin weiß sie, dass Dinge wie Vampire nicht existieren. So ist es nur natürlich, dass sie deren Existenz leugnet, und sich auch von vorgeschobenen Beweisen oder Meinungen nicht beeinflussen lässt. Lange, fast zu lange als dass der Leser dies akzeptiert, bleibt sie bei ihrer Haltung, leugnet Tatsachen und findet immer wieder Ausreden, die Akzeptanz der Vampire abzulehnen.
Bemerkenswert weiterhin, dass die Ich-Erzählerin in einem sehr selbst-ironischen Tonfall nicht nur ihre Klienten und Liebhaber portraitiert, sondern auch sich selbst und ihre wachsende erotische Empfänglichkeit dokumentiert. Dass sie, eher einer läufigen Hündin gleichend,als einer ausgebildeten Seelenklempnerin, fast jeden attraktiven Mann der ihr begegnet in ihrer Phantasie vernascht, ist schon so überzeichnet, dass es witzig wirkt.
Das Tempo des Romans ist hoch, die Action gnadenlos, der Handlungsbogen straff konstruiert, so dass sich die Lektüre als kurzweilig und erstaunlich frisch und spitzig erweist.
Natürlich baut die Autorin auf Bekanntes, hat man Ähnliches bereits des Öfteren gelesen. Aber ihr Plot bleibt überraschend genug, die Hauptperson sympathisch in ihrer Zeichnung, so dass das Buch für Leserinnen der Zielgruppe sich sicherlich zu einem must have mausern wird.