Bernhard Hennen: Die Elfen (Buch)

Bernhard Hennen
Die Elfen
Titelbild und Innenillustrationen von Michael Welply
Heyne, 2011, Hardcover, 1088 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 3-453-26725-1

Von Carsten Kuhr

Die Bestseller „Die Orks“ von Stan Nicholls und „Die Zwerge“ von Markus Heitz machten es vor. Man stelle eines der magischen Völker, die uns allen nicht zuletzt aus „Der Herrn der Ringe“ bekannt sind, in den Mittelpunkt einer spannenden Erzählung, und schon hat man einen sicheren Platz auf der Bestsellerliste inne. So war es nur folgerichtig, dass Heyne uns 2004 mit einem weiteren, der großen Völker näher vertraut machte – den Elfen. Mit Bernhard Hennen fand man einen sehr versierten Autor, der sich dann der Hilfe von James Sullivan versicherte, um mit diesem einen dicken Wälzer zu schreiben. Nun legt der Verlag das Buch, überarbeitet, illustriert und um zwei Novellen ergänzt, in einer wahren Prachtausgabe neu vor.

Es geht, der Titel verrät es unschwer, um die hochgewachsenen Baumfreunde. Doch erzählt wird die Geschichte in weiten Teilen aus der Sicht eines Menschen.

Der Nordländer Manfred Torgridson, der Jarl von Firnstayn, macht sich zusammen mit einer Schar Gefährten auf die Jagd nach einem Ungeheuer, ein Mischwesen zwischen Mensch und Eber, ein Manneber, sucht die Umgebung seines Dorfes heim. Doch die Jagd erweist sich als Fiasko. Die Jäger werden von ihrem Wild gestellt und gemeuchelt, Manfred gelingt es als einzigem, schwerverletzt zu fliehen. Sein Rückzug führt ihn in die Anderswelt der Elfen. Nach seiner Heilung durch einen Baum ernennt die Königin der Elfen ausgerechnet unseren Barbaren zum Anführer der legendären Elfenjagd. Doch in Gestalt des Ebermenschen versteckt sich der letzte überlebende Dämon, die Jagd von Manfred und den beiden Elfen Nuramon und Farodin zieht sich über Jahrhunderte hin.

Dieses Buch ist ein Werk, das für fast jeden Geschmack etwas bereithält. Zwischen seinen Deckeln verbirgt sich eine anrührende Liebesgeschichte, jede Menge Abenteuerplots und interessante Rätsel. Trotz seines beträchtlichen Umfangs liest sich das Buch in einem Rutsch flüssig, ohne große Durchhänger, durch. Die sprachliche Ausführung ist ansprechend, der Spannungsbogen sauber strukturiert.

Was mir auffiel war, dass ausgerechnet die titelspendenden Elfen eher eine Nebenrolle einnehmen. Zwar ist zu begrüßen, dass die Autoren versuchen, uns ein wenig ein differenziertes Bild der großgewachsenen Spitzohren zu zeichnen, doch die beiden Elfen, die uns das Buch über begleiten, bleiben leider relativ blass. Statt den beiden, den Besonderheiten, die die Albenabkömmlinge auszeichnen, steht der Mensch Manfred im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Die artbedingten Besonderheiten der Elfen, ihr Hinwendung zur Natur, zu den Bäumen, ihre ganze Lebensweise, sie bleibt leider nur Stückwerk.

Im Nachwort erläutert uns Bernhard Hennen, dass er und sein Partner bewusst ein wenig weg wollten von den tanzenden, die Bäume besingenden melancholischen Elfen, doch statt uns hier eine wirkliche Alternative zu präsentieren, einen Einblick in das alltägliche Leben und Streben der Spitzohren zu geben, belassen sie es dabei, zwei Elfen als Begleiter eines menschlichen Kriegers aufzubauen, ohne dass diese der Handlung wirklich ihren Stempel aufdrücken.

Mit dieser Neuauflage spricht man nicht nur die Fans der ersten Stunde an, sondern auch neue Leserkreise und insbesondere die Verwandten, die als Geschenk und Mitbringsel etwas pädagogisch Wertvolles, gleichzeitig aber auch etwas Packendes zum Lesend schenken wollen.

Als Fazit bleibt mir, dass die beiden Autoren ein sehr spannendes, kurzweilig und interessant zu lesendes Fantasy-Abenteuer präsentieren, in dem die titelgebenden Elfen eine wichtige, aber keine dominierende Rolle einnehmen.