Percy Greg: Jenseits des Zodiakus (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 25. Juni 2011 13:29
Percy Greg
Jenseits des Zodiakus
Bericht einer Reise nach dem Mars
Dechiffriert, übersetzt und herausgegeben von Percy Greg
Nachdruck der 1882 in 4 Bänden erschienenen einzigen deutschen Ausgabe (Kogge & Fritze) im Neusatz in einem Band
(Across the Zodiac. The Story of a Wrecked Record)
Verlag Dieter von Reeken, 2008, Hardcover, 324 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 978-3-940679-12-3
Von Carsten Kuhr
Der rote Planet übte bereits früh seine Faszination auf die Autoren aus. In seinem 1882 zum ersten Mal auf Deutsch erschienenen, in vier Teile gesplitteten Roman berichtet uns Percy Greg, Sohn des bedeutenden Essayisten William Rathbone Greg, in Form einer Robinsonade von der Reise eines Erdenmenschen auf den Mars.
Unser Ich-Erzähler macht sich dabei, die bis dato unbekannte und nicht näher beschriebene Apergie-Kraft nutzend, in einem Vehikel auf die Reise, das in seiner Ausgestaltung ganz anders als die Kugel des Verne’schen Kanonenclubs wissenschaftlich vorstellbar ausgestaltet wurde. So ist das Vehikel gegenüber der Weltraumleere abgedichtet, auf dem Mars erfolgt dann gar ein über Stunden sich hinziehender Druckausgleich, Vögel sollen die fremde Atmosphäre auf ihre Zusammensetzung und Unbedenklichkeit testen und auch die Dauer des Fluges – immerhin lange und für unseren Reisenden langweilige 45 Tage – zeigt, dass sich Greg intensiv mit den technischen Begebenheiten des Weltalls beschäftigt hat.
Voller Sendungsbewusstsein macht sich unser Erdenmensch dann auf, den fremden Planeten zu erforschen. Kaum von seinem hochgelegenen Landeplatz in die Tiefe heruntergewandert – das Schwert an der Seite und eine Flinte auf dem Rücken dürfen natürlich nicht fehlen – stößt er sodann auf eine alte, in beginnender Dekadenz befindlichen Kultur. Zunächst von den Arbeitern angefeindet. findet er bei einem Gutsbesitzer Aufnahme, ja später sein persönliches Glück als Ehemann einer der Töchter des Martianers. Im weiteren Verlauf bereist er den Mars, besucht dabei den Herrschaftspalast, wird in politische Intrigen verwickelt und muss um sein Leben kämpfen. Mit den zunächst ungläubig aufgenommenen Berichten über die Erde macht er ein Vermögen, hat mit seinem Harem und der Begegnung mit der Sklaverei aber auch schwierige Situationen zu meistern.
Anders als viele der heute noch bekannten abenteuerlichen Reiseberichte aus der Feder eines Robert Kraft, Jules Verne oder Rider Haggard liest sich der Roman recht trocken, ja zum Teil schwerfällig. Das mag daran liegen, dass der Autor seine Handlung immer wieder unterbricht, um uns in belehrenden Einschüben seines Erachtens Wissenswertes, wie etwa die marsianische Sprache oder technische Errungenschaften, nahezubringen, aber auch daran, dass sich der Roman an die klassische Berichtsform einer Reiseerzählung hält. Ein durchgängig spannender Plot ist nicht erkennbar, wiewohl der Autor immer wieder einmal durchaus spannende und dann auch packende Erlebnisse einfließen lässt. Dabei verzettelt Greg sich aber, gerade aus heutiger Sicht, immer wieder, wenn er uns seine gesellschafts-politische Vision der Masianer nahebringt. Die Gleichberechtigung ist ebenso überwunden, die Frau dem Manne untertan, wie die Verirrung von Allgemeinbesitz.
Demgegenüber stehen die technischen Visionen, die in ihrer Ausgestaltung überraschen und beeindrucken. Holographisches Fernsehen, die Kommunikation mittels Telefon und Fernübertragung anstatt der üblichen Briefe legen beeindruckend Kenntnis davon ab, dass Greg sich hier auch durchaus auch als Visionär betätigte.
Auch wenn der Autor seine Absicht, die Rückreise unsere Menschen in einem zweiten Werk niederzuschreiben nie wahr machte, bietet der Band doch insbesondere was die technischen Ideen anbelangt viele faszinierende Ansätze, wenn auch der starre Rahmen des Reiseberichts den Sense of Wonder leider hemmt.