X-Men 108 (Comic)

Matt Fraction, James Asmus, Kieron Gillen
X-Men 108
(Uncanny X-Men 508–509, X-Men – Manifest Destiny: Nightcrawler & Manifest Destiny 5, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Greg Land
Zeichnungen von Greg Land, Jorge Molina & Ardian Syaf, Sara Pichelli, Jay Leisten u. a.
Panini, 2009, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR

Von Irene Salzmann

Nachdem die X-Men in San Francisco eine neue Heimat gefunden haben, in der sie sogar willkommen sind, müssen sie sich schon bald um neue Probleme kümmern:
Beast will verhindern, dass ihre Spezies ausstirbt und rekrutiert einige geniale, aber auch verschrobene Wissenschaftler. Gemeinsam, so hofft er, könnten sie bei ihren Forschungen den Durchbruch schaffen. Zufällig findet er heraus, dass sein langjähriger Freund Angel plötzlich wieder die Gestalt von Archangel annehmen kann, die ihm einst von Apocalypse verliehen worden war und die ihn zu einem der Four Horsemen, Death, machte. Allerdings ist Angel noch nicht zu einer Aussprache bereit.

Unterdessen reist Domino nach Tokyo, wo sie für Wolverine Blumen auf ein Grab legen soll. An diesem machen sich gerade seltsame Gestalten zu schaffen, und Domino muss ihr Glück strapazieren, um unbeschadet davonzukommen, kann allerdings nicht verhindern, dass Spiral und ihre Begleiterinnen mit dem verschwinden, was sie hatten bergen wollen.
Es scheint, als habe die Aktion etwas mit dem Hellfire Cult zu tun, der Jagd auf Mutanten macht. In dessen Red Queen glaubt Cyclops, seine frühere Frau Madelyne Prior erkannt zu haben. Wie kann es sein, dass sie von den Toten wiederauferstanden ist? Und was hat sie mit Kwannons Leiche, die eigentlich die von Psylocke ist, vor? Kurz darauf werden die X-Men von der Sisterhood angegriffen …

Schon seit einer Weile fühlt sich Nightcrawler bei den X-Men überflüssig. Er verabschiedet sich und kehrt nach Winzeldorf, Deutschland zurück, wo man ihm ein Museum eingerichtet hat. Er ist gerührt, aber dann erweist sich die Ehrung als eine Falle, und die Geschichte wiederholt sich mit einem anderen Akteur …

Dazzlers Stern als Sängerin ist am Sinken. Sie kehrt England den Rücken, hoffend, in Amerika mehr Glück zu haben. Im Flugzeug trifft sie auf einen arroganten Kollegen …

Die Main-Story des Heftes ist die interessanteste und am schönsten gezeichnete, auch wenn sie ein gewisses Hintergrundwissen verlangt, denn die beiden Episoden wurden einem laufenden Mini-Zyklus entnommen. In ihnen agieren einige der beliebtesten X-Men an verschiedenen Fronten, und die Rückkehr eines weiteren Team-Gefährten wird eingeleitet. Ferner darf man sich freuen, dass Domino nach ihren Tagen an Cables Seite wieder dabei ist und Northstar von Alpha Flight, der pikanterweise homosexuell ist, als Verstärkung ins Auge gefasst wird.
Auf die vielen Fragen, die der Leser hat, werden jedoch kaum Antworten gegeben, stattdessen ereignen sich Dinge, die noch mehr Rätsel aufgeben. Will man mehr erfahren, muss man dabei bleiben. Die spannenden Geschehnisse und die großartigen Zeichnungen laden wahrlich dazu ein.

Die beiden Side-Stories sind nicht annähernd so spektakulär und können auch zeichnerisch nicht mithalten. Dazzlers Geschichte ist kurz, wenig originell, und sie hat auch keinen sonderlichen Einfluss auf den Charakter und sein Umfeld.
Die Episode, die sich um Nightcrawler rankt, soll eine Parallele auf seine eigenen negativen Erfahrungen mit ›normalen‹ Menschen sein, aber sie zeigt auch wieder einmal – was Thomas Witzler, Verfasser des Nachworts, kritisiert – wie wenig Ahnung viele Amerikaner von Deutschland haben, wie stereotyp und abgedroschen sie deutsche Ortschaften und ihre Bewohner darstellen. Dabei darf man sicherlich erwarten, dass sich Künstler über die Kulissen und Statisten, die sie verwenden, kundig machen – Internet sei Dank ist das schließlich eine der leichtesten Übungen.

»X-Men« 108 bietet Licht und Schatten: eine tolle Fortsetzungsgeschichte und zwei mäßige, in sich abgeschlossene Episoden mit Solo-Abenteuern. Man kann damit leben, denn die Storyline und die Illustrationen von »Uncanny X-Men« entschädigen für die schwächeren »Manifest Destiny«-Kapitel. Man sollte die Serie kennen und regelmäßig lesen, um auf dem aktuellen Stand zu sein und die Entwicklungen verstehen zu können, und wer als Quereinsteiger dazu stößt, kann immer noch frühere Nummern erwerben. Es lohnt sich!