Gruselkabinett 54 & 55: Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers 1 & 2 (Hörspiel)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Donnerstag, 23. Juni 2011 18:56

Die Kurzgeschichten um den Geisterseher Aylmer Vance und seinen Begleiter Dexter erschienen zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Das Autorenehepaar verfasste die Geschichten in der Tradition von Sherlock Holmes und Dr. Watson, nur dass die Fälle, die diese beiden aufklären müssen, eher übersinnlich sind. In Deutschland sind die Erzählungen völlig unbekannt. So ist es umso spannender, sie nun als Hörspiel kennenzulernen.

Auf einer Abendgesellschaft lernt Dexter, ein Anwalt, der mit beiden Beinen fest auf der Erde steht, den Geisterseher Aylmer Vance kennen, der ihn tief beeindruckt. Daher hat er diesen noch nicht vergessen, als er ihn während der Sommerfrische wiedersieht. Er nimmt das Angebot gerne an, dem Seher an den Abenden bei einem guten Glas Wein zuzuhören, denn dieser gibt bereitwillig Erlebnisse aus seiner Arbeit preis. So musste er dem Ehepaar Annie und George Sinclair helfen, die überraschend ein altes Schmuckstück finden. Bei dem Versuch, die Besitzer oder zumindest Erben zu finden, erhalten sie von einem anderen Medium nur eine Warnung. Aylmer hingegen wagt es, sich der früheren Besitzerin und ihrem Groll zu stellen. Dann ist da auch noch ein Erlebnis, das den Geisterseher selbst sehr erschüttert. Auf einem Maskenball, den er eigentlich gar nicht besuchen wollte, sieht er eine hübsche junge Frau in einem grünen Kleid. Allerdings hat niemand anderer sie gesehen. Alymer Vance muss erkennen, dass er einem Geist aufgesessen ist – der ruhelosen Lady Greensleeves, die er niemals wieder vergessen wird. Keine der Geschichten kann Dexter wirklich davon überzeugen, dass es das Übersinnliche gibt. Doch in der Nacht hat er selbst einen sehr realen Traum, der auf seiner Haut Spuren hinterlässt und erfährt nun, warum sich Alymer Vance seiner angenommen hat. Denn der ruhelose Geist eines Dichters macht noch immer die Gegend unsicher und setzt sie durch die Hitze seiner Leidenschaft wortwörtlich in Brand...

Der Vergleich zu Sherlock Holmes und Dr. Watson kommt nicht von ungefähr, denn auch die beiden Helden klären besondere Fälle auf, die zwar nicht immer mit Verbrechen zu tun haben, wohl aber mit ruhelosen Seelen, denen noch Gerechtigkeit widerfahren soll. Allerdings ist Dexter nicht der Erzähler der Erlebnisse, sondern erst Zuhörer und dann später auch Akteur.

Die Geschichten bieten zwar keine besonderen Überraschungen, da sie den klassischen Mustern des Schauerromans folgen und die typischen Klischees bedienen, aber sie sind sehr stimmungsvoll erzählt und gekonnt aufgebaut. Das ist auch bei den Hörspielen zu erkennen, die einen roten Fäden folgen und das schon zu Anfang bezeugte Interesse von Aylmer Vance einen ganz bestimmten Grund hat.

Die Sprecher liefern eine gekonnte Performance ab, vor allem Hans-Georg Panczak und Ekkehard Belle tragen die Geschichten. Zusammen mit den klug eingesetzten Soundeffekten und der atmosphärischen Musik entsteht ein Klangteppich, der den Zuhörer in den Bann schlägt. Man fühlt sich geradezu in die Geschichte versetzt und ist am Ende der zweiten CD traurig, dass es nicht weiter geht.

Das beweist, dass auch ruhige und besinnliche Schauerromantik Spannung erzeugen kann und nicht immer nur Action herrschen muss. Mit „Alymer Vance – Abenteuer eines Geistersehers“ ist also ein weiteres Highlight der „Gruselkabinett“-Serie erschienen, das man nicht verpassen sollte.

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