Batman – Arkham Asylum: Madness (Comic)

Batman – Arkham Asylum: Madness
Autor & Zeichner: Sam Kieth
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Panini, 2011, Paperback, 116 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86201-146-9

Von Frank Drehmel

Wie eine ins Monströse gesteigerte Version von Bates Motel kauert düster das Arkham Asylum nahe der Friedhofsmauer. In dem alten viktorianischen Gemäuer haben die psycho- und soziopathischten Feinde des Dunklen Ritters ihr sicheres und von der Außenwelt abgeschirmtes Zuhause gefunden, darunter Two Face, Poison Ivy, Scarecrow, Harley Quinn, Killer Croc und der wahnsinnigste von allen, der Joker.

Ein Team von Ärzten, Wachleuten und Pflegern bemüht sich mehr oder weniger engagiert, den irren beziehungsweise obsessiven Verbrechern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und sie im Rahmen der Möglichkeiten zu therapieren. Eine der Pflegerinnen ist die junge Sabine Robbins, die ihrem kleinen Sohn zwar privat von ihrer Arbeit vorschwärmt, die ihren Job wegen der bedrückenden Umstände im Arkham Asylum aber im Grunde zutiefst verabscheut. Ihre Schicht beginnt an diesem Tag um 8.00 Uhr und soll um 19.00 Uhr enden; als etwas Unvorhergesehenes passiert, ist sie gezwungen, zusätzlich die Nachtschicht zu übernehmen und findet sich plötzlich in der Zelle des grausamsten aller Insassen wieder, eines Insassen, der keinerlei Skrupel hat, die junge Frau und Mutter zu töten.

Und auch an anderen Mitarbeitern geht dieser Tag nicht spurlos vorüber, sei es, weil sie den tödlichen Späßen des Jokers ausgesetzt sind, oder sei es einfach nur, weil aus der alten Uhr in der Eingangshalle zunächst unheimliche Geräusche tönen und schließlich aus ihr Blut die Wand herunterrinnt

Sam Kieth dürfte vielen Comic-Lesern nicht nur als Vater der in den frühen 90er Jahren erschienen Image-Serie „The Maxx“ ein Begriff sein, sondern vor allem auch durch seine Arbeiten der darauffolgenden Jahre für Marvel und insbesondere für DC. Sein sehr spezielles Talent als Zeichner, seinen Figuren ein dämonisches und/oder sardonisches Äußeres zu verleihen, war dabei seinem Publikumserfolg sicher nicht abträglich.

Auch in der vorliegenden Grafiknovelle gelingt es ihm geradezu mühelos, die Düsternis, die Beklemmung des Hintergrundes im Allgemeinen und den Irrsinn des Jokers im Besonderen in brillant expressive Bilder zu bannen, wobei sich Kieth unterschiedlicher Techniken und Ausdrucksformen bedient, die zwischen den Extremen einer groben, monochromen Storyboard-Skizze und den detailliert, ja geradezu liebevoll ausgearbeiteten Physiognomien der Schurken pendeln.

Die Geschichte selbst überzeugt weniger durch ihre zweifellos vorhandene Morbidität, sondern durch die ungewöhnliche Perspektive, durch die der Autor nicht nur die Insassen zu Menschen macht, ihnen das super-schurkisch Überhöhte, Irreale nimmt, ihnen dabei aber ihre Obsessionen belässt und ihnen dadurch eine gewisse Würde verleiht. Ferner verleiht er dem gesamten Batman-Hintergrund, in dem Arkham Asylum schon lange eine zentrale Rolle spielt, durch die Einbindung ganz normaler Leute wie du und ich, eine real-menschliche Note.

Fazit: Eine grafisch lebendige und düstere, inhaltlich bemerkenswert menschliche und vielschichtige Story über den ganz normalen Wahnsinn.