Lena Klassen: Die Seele des Schattens – Magyria 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 04. Juni 2011 16:29

Lena Klassen
Die Seele des Schattens
Magyria 2
Titelgestaltung von HildenDesign/Isabelle Hirtz
Penhaligon, 2011, Hardcover, 574 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3079-2
Von Irene Salzmann
Hanna ist das deutsche Au-pair-Mädchen der ungarischen Familie Szighety. Obwohl sie aufgrund merkwürdiger Vorkommnisse viel von dem Vertrauen, das die Eltern in sie setzten, eingebüßt hat, darf sie sich weiter um Réka, die nur wenig jünger als sie selber ist, und den kleinen Attila kümmern. Das bedrückende Geheimnis, das auf ihr lastet, kann Hanna nur mit Mattim teilen, ihrem Freund – dem Prinzen des Lichts von Magyria, einem Land das parallel zu dem bekannten Ungarn existiert und dessen Bevölkerung von Vampiren und Wölfen bedroht wird.
Für eine Weile glaubten Hanna und Mattim, dass es gelungen sei, die Pforte, die beide Welten verbindet, zu schließen, doch dann tauchen Kunun, Mattims ältester Bruder, und sein düsteres Gefolge erneut auf. Kunun will Hanna und Réka benutzen, um Akink, die Hauptstadt Magyrias, zu erobern, Licht und Schatten zu vereinen. Für Hanna ist das Schicksal Magyrias zweitrangig; sie möchte Réka und Atilla retten, die von Kunun als Druckmittel gegen sie eingesetzt werden. Nur dem Schein nach fügt sie sich seinem Befehl, begibt sich in die Parallelwelt und versucht, das Herrscherpaar von Akink zu warnen – vergeblich. Auch Mattim findet kein Gehör bei seinen Eltern, die ihn nach seiner Wandlung zum Vampir verstießen. Beide landen im Kerker und sollen hingerichtet werden...
„Die Seele des Schattens“ ist der zweite „Magyria“-Band, auf den wenigstens noch ein Roman folgen wird. Es empfiehlt sich, „Das Herz des Schattens“ gelesen zu haben, da in diesem relativ in sich abgeschlossenen Buch die Akteure und der Konflikt ausführlich vorgestellt werden. Wer erst mit dem zweiten Teil dazu stößt, muss sich die Hintergründe aus der laufenden Handlung ziehen und so Manches erraten, da regelmäßig Bezug auf das Bisherige genommen wird, Erklärungen jedoch weitgehend ausbleiben. Tatsächlich wird man regelrecht in eine Geschichte gestoßen, die sehr schnell Fahrt aufnimmt, mehr Action bietet als der Vorgänger-Band, zudem mit einigen interessanten Enthüllungen und unerwarteten Wendungen aufwartet. Davon einmal abgesehen, bleibt jedoch alles beim Alten.
Lena Klassen lässt die Handlung auf zwei Ebenen ablaufen, die immer häufiger miteinander Kontakt haben, sodass eine Wechselbeziehung entsteht und Gefahren in der einen auch zu Bedrohungen in der anderen Welt werden. Die klare Trennung in ‚Licht‘ und ‚Schatten‘ wird durch die Legende, die sich um den Konflikt rankt, aber auch durch einige ungewöhnliche Taten Kununs und Faranks, des Königs des Lichts, verwischt, so dass man sich zu wundern beginnt, ob die ‚Schatten‘ wirklich so böse sind, wie behauptet wird, und sie Magyria den Untergang bringen wollen, und ob die ‚Kämpfer für das Licht‘ so nobel und gut sind, wie sie vorgeben. Vor allem für Mattim wird dies zur Schlüsselfrage.
Natürlich kommt die Romantik nicht zu kurz, wenngleich die Beziehungen clean bleiben, so dass auch ein jüngeres Publikum bedenkenlos zugreifen kann. Rékas Liebe zu Kunun scheint einseitig zu sein, während Hanna und Mattim einander zugetan bleiben, sogar als die eifersüchtige Mirita, Mattims frühere Freundin, zur Verräterin wird und etwas passiert, dass eine gemeinsame Zukunft für immer unmöglich macht. Aber es gibt noch Hoffnung – und einen dritten Roman.
Kunun und seine Anhänger agieren meist skrupellos und sind ihren Gegenspielern stets um mindestens einen Schritt voraus. Sie wissen um Dinge, die Mattim, Hanna und der Leser erst nach und nach erfahren. Die jämmerlichen Auseinandersetzungen der Kontrahenten und Rékas Gezicke wirken aufgesetzt und stellenweise schon nervig. Hier wäre weniger mehr gewesen. Rékas Eltern, Kommissar Bartók und andere sind kaum mehr als Statisten, durch die kleinere Probleme, Erklärungen und Überraschungen hinzukommen. Leider verhalten auch sie sich oft unlogisch und hinterlassen den Eindruck, nachträglich ‚hineingeschrieben‘ worden zu, um eine Lücke zu schließen.
Alles in allem hat sich „Die Seele des Schattens“ gegenüber „Das Herz des Schattens“ steigern können, wenngleich einige Entwicklungen und Dialoge arg konstruiert wirken. Reifere Leser werden darüber immer mal stolpern, doch Genre-Fans zwischen 14 und 16 Jahre, die im Bann von „Twilight“ stehen und wenig hinterfragen, werden bestens unterhalten.