The Goon 7: Chinatown und das Geheimnis von Mr. Wicker (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 04. Juni 2011 09:57
The Goon 7
Chinatown und das Geheimnis von Mr. Wicker
(The Goon: Chinatown and the Mystery of Mr. Wicker)
Text & Artwork: Eric Powell
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2011, Hardcover, 144 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-942649-37-7
Von Frank Drehmel
Nachdem in den bisherigen Abenteuern Goons und Frankys das Hauptaugenmerk Powells auf fröhlichem Monster-Verdreschen und geiler Gewalt lag, sieht der Schöpfer nun die Zeit gekommen, die wahrhaft menschliche Seite des keuschen Kriminellen zu beleuchten. Und was ist für einen Mann menschlicher, als sich mit Weibervolk einzulassen?
Der Besuch in einer Bar und das Lauschen des mutmaßlich rauchigen Gesangs der lasziven Blondine Mirna erinnert Goon daran, dass er als jüngerer Kerl schon einmal den Reizen einer holden Weiblichkeit erlegen ist. Das Mädchen hieß Isabella und stand in den Diensten des chinesischen Verbrecherkönigs Xiang Yao, der es auf die Geschäfte und das Territorium Labrazios – Goons damaligem Boss – abgesehen hatte. Damit stand diese Beziehung von Anfang an unter keinem guten Stern und so wurde es aus dem „dann lebten sie glücklich bis ...“ nichts. Stattdessen war das Ende jener Geschichte ein Mafia-Mörder, dem die Tränchen aus den Augen kullerten; und das nicht nur wegen der fiesen Verletzung, die ihm der übelst magisch begabte Chinese beibrachte.
Doch das ist alles lange her. Heute macht ein merkwürdiger Fremder, der sich Mr. Wicker nennt und der über eine körperliche Kraft und magische Fähigkeiten verfügt, gegen die Goons Prügel-Fertigkeiten wie die eines Kleinkindes wirken, nicht nur die Stadt unsicher, sondern er scheint auch eine direkte Rechnung mit unserem Helden offen zu haben und vor lustiger Folter nicht zurückzuschrecken. Und als sei das nicht unangenehm genug, ist auch noch Mirna irgendwie in den Fall verwickelt.
Spätestens Eisner Award vier und fünf, die Powell 2008 in den Kategorien „Best Writer/Artist—Humor“ und „Best Painter or Multimedia Artist (interior art)“ für seine Arbeit an der vorliegenden Chinatown-Serie einheimste, sollten den ignorantesten Comic-Fan davon überzeugen, dass „The Goon“ nicht einfach eine weitere belanglose Serie voller Gewalt, Obsessionen und Perversitäten ist, sondern dass die (oftmals) intelligent geschriebenen und kunstvoll visualisierten Hefte der Reihe zu den Highlights des Mediums schlechthin gehören.
Die Chinatown-Story ist mit ihren beiden jeweils sehr gradlinigen Handlungsbögen, von denen der erste in Goons Gegenwart angesiedelt ist und der zweite in einer nicht exakt bestimmten Vergangenheit des Helden spielt, zwar relativ simpel konstruiert, aber das Erfreuliche liegt in den Details; von den – auch grafisch – faszinierend eleganten Überblendungen zwischen den Zeitebenen über das präzise, stimmige Tempo der Erzählung und die satirischen Seitenhiebe auf das filmische Melo- und Romantikdrama bis hin zu der Neu-Definition eines Helden, den wir nun – und das ist sicher – mit ganz anderen, womöglich tränenfeuchten, Augen sehen.
Wer das zum Teil grelle und farblich mutige Artwork einiger der bisherigen „The Goon“-Hardcover vor Augen haben sollte, den erwartet schon auf der ersten Seite eine visuelle Überraschung: Powell bedient sich ohne Berührungsängste in seiner geradezu ephemeren Koloration hauchzarter Farben, wobei er im China-Handlungsbogen durchgängig Sepia-Nuancen verwendet, die an wenigen Stellen durch die verhaltene Verwendung von Rot und Gold einer chinesischen Farb-Ikonografie folgen. Der Gegenwart-Story-Arc wartet mit deutlich mehr bunten Farben auf, die allerdings ebenfalls allesamt hauchzart aquarellierend verwendet werden, sodass der augenfälligste künstlerisch Unterschied zwischen den beiden Handlungsebenen eher grafischer Natur ist und in den deutlich stärkeren Konturen der Figuren im Hier und Jetzt besteht, was die Flüchtigkeit der Vergangenheit wiederum visuell unterstreicht.
In redaktioneller Hinsicht bietet dieses siebte Hardcover Informationen ad nauseam: der 6-seitige erste Teil eines Interviews mit Eric Powell sowie 20 Seiten kommentierter Skizzen sind schon fast des Guten zuviel.
Fazit: Herz-Schmerz und der Schmerz eines Messers in den Eingeweiden … „The Goon“ bietet Spaß und Unterhaltung sowohl für Mama, als auch für Papa…