Zombies 1: Die göttliche Komödie (Comic)

Zombies 1
Die göttliche Komödie
(Zombies: La Divine Comédie)
Text: Olivier Peru
Zeichnungen: Sophian Cholet
Übersetzung: Tanja Krämlig
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-311-9

Von Frank Drehmel

Vor dem Ende der Welt war Coleman ein durchschnittlicher Amerikaner: Demokrat, Aspirant auf einen Managerposten bei McDonald's, leicht dicklich, geschieden, wobei seine Tochter Stacy bei seiner Ex-Frau in Seattle lebte. Die Seuche und das Auftauchen der Zombies haben seine dunkle Seite zutage treten lasen und er hat Dinge getan, für die er sich verabscheut.

Sieben Monate später hat der Mann, der in der Zwischenzeit nicht nur äußerlich deutlich härter geworden ist, auf der Suche nach seinem lebendigen – oder toten – Kind Seattle erreicht und in einem Boot im Hafen der Stadt Stellung bezogen. Während seiner Streifzüge durch die zombieverseuchte Metropole kommt es zu Begegnungen mit weiteren Überlebenden, wobei schließlich nur ein kleiner Junge namens Josh an seiner Seite bleibt, welcher Colemans düsteres Brüten durch sein kindliches Lachen und seine Superhelden-Fantastereien durchbricht.

Eines Tages tauchen vor Ort zwei militärisch organisierte Teams auf der Suche nach Ressourcen auf, die einen beeindruckenden Schlag gegen die Untoten vom Wasser und aus der Luft führen. Coleman und Josh schließen sich der Truppe an, die von dem ehemaligen Schauspieler Serge Lapointe angeführt wird, der unter anderem in Zombie-Filmen zu zweifelhaften cineastischen Ehren kam. Er und seine Mannen hegen den Traum, eine kleine Insel in der Bucht von Seattle zu einem zombiefreien Refugium für Überlebende zu machen, einen Traum, der nicht nur Unmengen an Ressourcen benötigt, sondern auch erfordert, dass sie sich täglich in tödliche Gefahr begeben.

Tja … das Leben ist nicht fair, oder besser: wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und Olivier Peru & Co. kommen mit ihrer Story mindestens sieben Jahre zu spät, um mit ihrem letztlich oberflächlichen Zombie-Geschichtlein irgendeinen Leser hinter dem Ofen hervorzulocken. Seit im Jahre 2003 die Referenz-Serie des Genres – Robert Kirkmans „The Walking Dead“ – das Licht der Welt erblickte, streunen Zombies zunehmend durch Comic und Trivialliteratur, wobei zumindest in der neunten Kunst keine der nachfolgenden Serien auch nur ansatzweise die Qualität, die Intensität und Tiefe des Originals erreicht, einigen Reihen jedoch – wie Marvels Zombies – allerdings immerhin eine gewisse superheldische Originalität innewohnt. Eine solche – oder überhaupt irgendeine – Originalität sowie eine erzählerische Intensität gehen Perus Story vollkommen ab: tausendmal gesehene und gelesene Versatzstücke und Figuren, deren Schicksal man aufgrund ihrer Eindimensionalität allenfalls mit einem Schulterzucken quittiert, kommen eher als Spannungs-Vermeidungsstrategie daher, als dass man zu irgendeinem Zeitpunkt wissen will, wie es nun weitergeht.

Das Artwork Cholets und Champeloviers hingegen ist „ganz nett“: zwar konventionell und in Teilen etwas hölzern ist es immerhin so gefällig in der Inszenierung der Action und der verrottenden Kadaver, dass es zuweilen regelrecht an die dünne Story verschwendet wirkt und man sich fragt, was Cholet auf die Beine stellen kann, wenn man ihm eine ordentliche Geschichte vorsetzt.

Fazit: Ein grafisch zwar gefällige, erzählerisch jedoch belanglose, spannungsarme – weil unoriginelle – Geschichte, die das Zombie-Sujet nicht um eine neue Idee erweitert und die sich in keiner Hinsicht auch nur ansatzweise mit der Referenz-Comic-Serie schlechthin – „The Walking Dead“ – messen kann.