Trudi Canavan: Die Heilerin – Sonea 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 26. Mai 2011 18:06
Trudi Canavan
Die Heilerin
Sonea 2
(The Rogue)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Titelillustration von Birgit Gitschier
Penhaligon, 2011, Hardcover, 574 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3042-6
Von Carsten Kuhr
Im ersten Teil der „Sonea“-Trilogie, mit der die Autorin zu ihrer beliebtesten Heldin zurückkehrte, gelang es dieser, die intrigante Mutter ihres gefährlichsten Feindes gefangenzunehmen. Auf der Suche nach diesem tritt sie weiterhin auf der Stelle. Schlimmer noch, ein angesehener Magier wird mittels der verbotenen, und eigentlich nur Sonea und ihrem Verbündeten Lord Kallen bekannten, Schwarze Magie ermordet.
Währenddessen hat sich Soneas Sohn Lorkin den Sachakanern angeschlossen. Hier, bei den Geächteten, die sich die Gleichberechtigung der Geschlechter auf ihre Fahnen geschrieben haben, bei denen aber die Männer diskriminiert und gegängelt werden, hofft er, im Austausch für seine Heilermagie in die Geheimnisse der Magierinnen eingeweiht zu werden. Zwar wird er im verborgenen Reich der Verräterinnen geduldet, doch Viele der Magierinnen misstrauen dem jungen Mann. Schließlich wird er entführt, sein Wissen wird ihm gewaltsam entrissen. Zwar gelingt es Tyvara, ihm erneut zu Hilfe zu eilen, doch der drohende Krieg zwischen Sachaka und Kyralia scheint kaum mehr aufzuhalten…
Trudi Canavan gehört in den deutschen Buchhandlungen zu den Bestsellerautoren. Zwar werden ihre Bücher auch im englischsprachigen Markt, in ihrer australischen Heimat ebenso wie im Vereinigten Königreich goutiert, doch einen vergleichbaren Stellenwert zu ihrem Status bei uns haben ihre Romane dort nicht. Was nur macht die Werke der sympathischen Autorin aus Down Under, die sich gerade auf Lesereise durch Europa befindet (und natürlich auch in Deutschland Station macht) zu etwas Besonderem, was zeichnen die Romane aus?
Es sind weder große Schlachtengemälde, noch gigantische Bedrohungen, die den Leser an die Seiten fesseln. Nein, Canavan bezaubert ihre Leser durch ihre Personen. Das zeigt vorliegender Mittelband ihrer aktuellen Trilogie geradezu exemplarisch auf. Obwohl bis zur Hälfte des Buches kaum etwas wirklich passiert, blättert man die Seiten gebannt um. Ebenso geschickt wie unauffällig versteht es die Autorin, uns ihre Charaktere nahezubringen. Man rätselt mit diesen, man fürchtet sich mit ihnen und man begleitet sie auf ihren mutigen Taten. Das sind allesamt interessante Charakterköpfe, die die Autorin uns mit all ihren jeweiligen Macken und Eigenheiten liebevoll vorstellt. Dass sie dann noch solch gerade in der Fantasy unübliche Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe oder einen Amazonenstaat, der vorgeblich auf Gleichberechtigung aus ist, vorstellt, trägt zur Faszination der Bücher weiter bei.
Natürlich hat Canavan als versierte Autorin, die sie mittlerweile ist, auch vorliegend genügend Erkenntnisse und Geheimnisse für ihre Leserinnen und Leser in Petto, um den Handlungsbogen straff gespannt zu halten. In der sehr angenehm zu lesenden Übersetzung von Michaela Link erwartet den Leser einmal mehr genau das, was er/sie von seiner Canavan erwartet – eine Handlung voller Geheimnisse und unerwarteter Wendungen, die sich auf die sympathisch und glaubhaft gezeichneten Personen stützt – eine etwas stillere Fantasy mit Bestsellercharakter.