H. P. Lovecraft: Grusel-Box (Hörbuch)

H. P Lovecraft
Grusel-Box
Sammelausgabe der Hörbücher „Dunkle Geschichten“ & „Wälder der Finsternis“
Sprecher: Simon Jäger, Simon Newby und Thorsten Sense
Musik: “Das Orchester der Schatten”, Matthias Manzke, Stephan Wolf
Eichborn, 2011, 4 CDs, ca. 240 Minuten, ca. 14,95 EUR, ISBN 978-3-8218-6343-6

Von Christel Scheja

H. P. Lovecraft gehört zu den großen und wichtigen Phantastik-Autoren des 20. Jahrhunderts, der mit seinem Cthulhu-Mythos neue Maßstäbe gesetzt hat, die noch heute viele Autoren und Fans beeinflussen. So kommt es, dass seine Geschichten immer wieder neu aufgelegt und auch in andere Medien umgesetzt werden. Bei der hier vorgestellten Gruselbox handelt es sich um die Sammelausgabe von „Dunkle Geschichten“ und „Wälder der Finsternis“, die ebenfalls schon einmal bei Eichborn erschienen. Es handelt sich um inszenierte, das heißt mit Musik und Geräuscheffekten unterlegte, Lesungen.

Vorgetragen wird unter anderem die Geschichte „Der Hund“, in der zwei Männer auf die dumme Idee kommen, alte Gräber auszuplündern und die gefundenen Stücke in einem Museum zu präsentieren. Als sie das Amulett eines vor fünfhundert Jahren verstorbenen Kapitäns bergen, wecken sie einen uralten Fluch. Auch in „Das Fest“ spielen Menschen mit dem Feuer. Das muss ein Mann erfahren, als er an einer schwarzen Messe teilnimmt, in der geflügelte Dämonen beschworen werden und nicht mehr aufzuhalten sind. Ähnlich düster geht es auch in „Das Bild im Haus“ und „Die Farbe aus dem All“ vor sich. Immer wieder sind es Alltagshelden, die ohne es zu wollen, Schatten wecken, die sie nach und nach in ihren Bann schlagen und dann verschlingen. Und ob es ein Glück ist, dem Grauen in letzter Sekunde zu entkommen, das bleibt offen.

Die Geschichten sind typisch für Lovecraft – unheimlich, depressiv und böse. Sie entwickeln sich schleichend und erschrecken, wenn es darauf ankommt. Aber die Sammlung präsentiert keine der herausragenden Werke, die wirklich in Erinnerung bleiben, sondern eher den Durchschnitt, den er im Dutzend geschrieben hat.

Die Lesungen sind gelungen. Vor allem der erfahrene Simon Jäger weiß zu punkten, ohne zu übertreiben. Die Musik und die Geräuscheffekte fügen sich gelungen mit ein, sodass ein angenehmer Klangteppich entsteht. Allein die Gedichte fallen unangenehm auf. Es wirkt sehr seltsam, wenn jemand mit deutschem Akzent und extrem übertrieben Lyrik vorträgt und die Musik dann auch noch zu dramatischen Höhen anschwillt. Das ist zuviel des Guten und wirkt unangenehm übertrieben, so dass man versucht ist, schnell zum nächsten Track weiterzuspringen. Alles in allem können sich die Vorträge – bis auf die oben genannten Ausnahmen – sehen lassen, da sie das für Lovecraft passende Feeling vermitteln.

Daher ist die „Gruselbox“ all den Fans düsterer Geschichten zu empfehlen, die zum einen inszenierte Lesungen mögen und zum anderen die beiden Einzelausgaben von Eichborn noch nicht kennen oder besitzen.