Jack Vance: Gestatten, Jack Vance! (Buch)

Jack Vance
Gestatten, Jack Vance!
(This is Me, Jack Vance! (Or, More Properly, This is „I“), 2009)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Irle
Titelgestaltung von Andreas Irle
Edition Andreas Irle, 2010, Hardcover, 240 Seiten, 50,00 EUR, ISBN 978-3-936922-10-3

Von Armin Möhle

Seit 1995 hat die Edition Andreas Irle 22 Romane des US-amerikanischen Autors Jack Vance herausgegeben – in hochwertigen und limitierten Ausgaben (die Auflagen betrugen zwischen 100 und 250 Exemplaren), zum größten Teil in Neuübersetzungen, die von Andreas Irle selbst angefertigt wurden. Es handelt sich, von einer deutschen Erstveröffentlichung abgesehen („Rhialto, der Wunderbare“, 1996), um Romane, die in Deutschland bereits erschienen sind (wie beispielsweise „Die sterbende Erde“, „Der Sternenkönig“, „Maske: Thaery“, „Trullion: Alastor 2262“), teilweise aber in gekürzten Übersetzungen.

Den Romanen lässt die Edition Andreas Irle nun die Autobiografie „Gestatten, Jack Vance!“ des Autors folgen, in ähnlicher Aufmachung (Hardcover im Taschenbuchformat, Lesebändchen, leinengeprägter Einband) und zu demselben stolzen Preis ... Die Übersetzung besorgte auch in diesem Fall der Herausgeber und Verleger selbst.

Die ersten Kapitel der Autobiografie orientieren sich an den beruflichen Veränderungen, die Vance bis in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts vornahm. Der Autor wurde 1916 in San Francisco geboren. Seine reguläre Schulzeit endet mit dem Besuch des Colleges; in diesen Zeitraum fallen auch die ersten Kontakte zur Phantastischen Literatur. Vance nimmt die ersten (Aushilfs-) Jobs an, verfasst seine ersten Texte und beginnt 1937 ein Studium. In den ersten zwei Kapiteln von „Gestatten, Jack Vance!“ berichtet der Autor auch über seine familiären Verhältnisse. Vance verlässt die Universität (vermutlich ohne einen Abschluss), arbeitet als Elektriker auf Hawaii und kehrt vor Kriegsbeginn auf das Festland zurück. Den Zweiten Weltkrieg verbringt er als Matrose in der US-amerikanischen Handelsmarine.

Nach seiner Entlassung aus der Handelsmarine arbeitet Vance als Tischler, lernt seine Frau Norma kennen, kommt durch eine Filmoption auf eine seiner Kurzgeschichten zu Geld, das er für die erste lange Auslandsreise mit seiner Frau nutzt, die sie nach Europa führt.

Danach wird „Gestatten, Jack Vance!“ von Reiseberichten beherrscht. In Abständen von mehreren Jahren, wenn seine finanziellen Verhältnisse es erlaubten, brach Vance mit seiner Frau Norma (und später auch mit seinem Sohn John) wieder auf. Die Reisen führten (erneut) nach Europa, nach Südamerika, Afrika, Asien und nach Tahiti. Während der Reisen pausierte Vance als Schriftsteller nicht und hielt den Kontakt zu diversen Kollegen aufrecht.

Zwei Kapitel am Ende der Autobiografie beschäftigen sich den Booten, die Vance besaß und fuhr, sowie dem Haus, das er baute und in dem er ausgiebig mit Freunden und Verwandten feierte. Nur etwa zwei Seiten widmet Vance anschließend seiner Familie, seinem Sohn, den Schwiegertöchtern und Enkeln. Seine literarische Arbeit, die in den Reiseberichten und vorher nur selten und ansatzweise Erwähnung fand, handelt Vance am Ende seiner Autobiografie auf wenigen Seiten ab – erstaunlich; angesichts des Umfanges seines Werkes (die US-amerikanischen Gesamtausgabe, die „Vance Integral Edition“, umfasst immerhin 45 Bände!).

Das ist das größte Manko der Autobiografie. Aber es ist selbstverständlich zu akzeptieren, dass Vance in seinem Lebensabend – als er „Gestatten, Jack Vance!“ schrieb beziehungsweise diktierte, war er immerhin 93! – die Prioritäten in seiner Autobiografie so setzte, wie es ihm gefiel, zumal sein Gedächtnis phänomenal ist. Leser, zu deren Lieblingsautoren Vance gehört, wird und sollte das nicht stören – möglicherweise aber ein anderer Aspekt des Buches (auch unter Berücksichtigung der zahlreichen Fotos) ...