Ange Guéro: Pakt der Könige – Die Legende von Ayesha 2 (Buch)

Ange Guéro (Anne Guéro)
Pakt der Könige
Die Legende von Ayesha 2
(Ayesha. La flamme d‘Harabek, 2005)
Aus dem Französischen von Maike Claußnitzer
Titelgestaltung von HildenDesign: Isabelle Hirtz unter Verwendung eines Motivs von christopher nagy/Shutterstock
Penhaligon, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 350 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3061-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Vor Generationen gelangten blonde, hellhäutige Menschen mit einem blauen Zeichen zwischen den Schulterblättern in die östlichen Länder und wurden von den dort dortigen Bewohnern nach dem Willen der Götter versklavt. Eine Legende lässt das sogenannte Türkisvolk jedoch hoffen: Eines Tages wird die lebendig gewordene Göttin Ayesha zurückkehren und die ihren befreien.

Viele glauben, dass Marikani, die junge Königin von Harabek, die Inkarnation von Ayesha ist. Unter großen Mühen kann sie den Thron gegen ihre machthungrigen Verwandten verteidigen und verbündet sich mit dem ehrgeizigen Harrakin, ihrem Cousin, den sie schließlich auch zum Gemahl nimmt. Als sie jedoch seine Hilfe benötigt, um angeblich rebellierende Sklaven vor dem grausamen Tod, den die Priester ihnen zugedacht haben, retten will, und ihm das Geheimnis um ihre Abstammung anvertraut, lässt er sie im Stich und überantwortet sie ihren Feinden.

Dem ehemaligen Galeerensträfling Arekh, dem Marikani viel zu verdanken hat und der zu militärischen Würden aufstieg, kann sie zwar befreien, doch müssen sie durch die Linien angreifender Truppen in die Wüste fliehen. Dort entdecken sie das Geheimnis der unheimlichen Kreaturen, die seit einer geraumen Weile die anderen Völker in Angst und Schrecken versetzen…

Es empfiehlt sich, „Rune der Knechtschaft“, den ersten Band der „Ayesha“-Trilogie, gelesen zu haben, um leichteren Zugang zur Handlung des zweiten Buchs zu erhalten, denn die Geschehnisse bauen auf den bisherigen Ereignissen auf, ohne jedes wesentliche Detail zu erklären. Das offene Ende wiederum macht es erforderlich, auch den Abschluss-Roman, „Volk der Verbannten“, zu lesen, möchte man erfahren, ob Marikani die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen und das Türkisvolk zu befreien vermag. Dass dies nicht einfach sein würde, machte bereits der Auftaktband deutlich, in dem die Hauptfigur um ihre Herrschaftsansprüche kämpfen musste, die sie jetzt durch einen schwerwiegenden Fehler verliert. Als Flüchtling, mit niemand anderem als Arekh und einem kleinen Sklavenmädchen als Begleiter, ist sie noch weniger als zuvor in der Position, für die geknechteten Menschen etwas zu tun. Zunächst muss sie in einer von Kämpfen zerrissenen Region überleben.

Die Kriegsgräuel werden mitunter recht grafisch beschrieben: Ein Schlauch Wasser ist Grund genug, den Nachbarn zu erschlagen. Wehrlose werden niedergemetzelt und verstümmelt, ihre Gliedmaßen für ein mysteriöses Ritual verwendet. Auch Arekh, die zweite Hauptfigur, der sich selber als Verbrecher betrachtet, handelt oft aus einer Laune heraus, tötet oder verweigert seine Hilfe, sehr wohl wissend, dass er damit bloß das Ende des anderen hinauszögern und sein eigenes umso wahrscheinlicher machen würde.

„Pakt der Könige“ ist ein typischer Mittelband, der den Kern der Geschichte – das Schicksal des Türkisvolks – nicht wirklich weiterbringt, sondern sich stattdessen auf die Rivalitäten der östlichen Völker und ihrer Herrscher sowie den weiteren Weg von Arekh und Marikani konzentriert. Die Handlungsanteile von Letzterer sind diesmal geringer, um sie nicht als aufmüpfige Herrscherin und Retteri‘ zu verschleißen. Ihr Begleiter erweist sich einmal mehr als zäher und gerissener als alle anderen und ist für Marikani der notwendige Deus ex Machina. Die Romanze der beiden, die im ersten Buch versandete, scheint diesmal ganz abgehakt zu werden, nachdem jeder einen anderen Partner wählte, doch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, da die Umstände für eine unerwartete Wende sorgen.

Man sollte Heroic Fantasy, die sich um eine kleine Gruppe Hauptfiguren rankt, mögen, um Spaß an der „Ayesha“-Trilogie zu haben. Obwohl eine Menge passiert, lesen sich viele Passagen langatmig, da die Geschichte nur langsam vorankommt – packende Höhepunkte und überraschende Entwicklungen haben leider Seltenheitswert. Dies ist den regelmäßig wechselnden Handlungsebenen und den zahlreichen Charakteren geschuldet, die bloß die ihnen zugeteilten Rollen erfüllen und dabei kaum individuelle Züge tragen, von Arekh und Marikami einmal abgesehen, die aber auch schon wieder zu augenscheinlich als Gegenpole konzipiert wurden. So kann man für das Finale bloß auf eine Steigerung hoffen.