Margaret Weis & Tracy Hickman: Die Chronik der Drachenlanze (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 23. November 2025 09:26

Margaret Weis & Tracy Hickman
Die Chronik der Drachenlanze
Drei Romane in einem Band: Drachen des Zwielichts, Drachen der Nacht & Drachen der Dämmerung
(The Chronicles of the Dragonlance: Dragons of Autumn Twilight (1984), The Chronicles of the Dragonlance: Dragons of Winter Night (1985) & The Chronicles of the Dragonlance: Dragons of Spring Dawning, 1985))
Übersetzung: Marita Böhm
Penhaligon, 2025, Hardcover, 1280 Seiten, 39,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Ob sich Margaret Weis und Tracy Hickman vor nunmehr 40 Jahren hätten vorstellen können, dass die in Romanform gebrachten Abenteuer ihrer Pen-und-Paper-Rollenspielgruppe einmal eine solche Resonanz erhalten und ein Sub-Genre begründen würden, sei dahingestellt. Tatsache ist aber, dass schon die erste Trilogie ihre Spuren hinterlassen und die Fantasy geprägt hat. Um dieses Jubiläum zu feiern, erscheint nun die „Die Chronik der Drachenlanze“ in einem dicken Hardcover-Sonderband mit Goldfolierung bei Penhaligon.
Seit gut dreihundert Jahren sind die Götter von der Welt Krynn verschwunden und die Bewohner versuchen, in einer Zeit der Anarchie zu überleben. Doch am Horizont ziehen bereits dunkle Schatten herauf. Drachen und Drakonier machen sich daran, mit ihren Verbündeten die Welt zu erobern.
Eine kleine Gruppe von Helden stellt sich ihnen entgegen, nachdem sie durch die Barbaren Goldmond und Flusswind von einer wichtigen Mission erfahren haben: Tanis der Halbelf, Sturm der Ritter, die Zwillingsbrüder Caramon und Raistlin, die Küchenmagd Tika und der Kender Tolpan Barfuss. Mit Verbündeten wie der Elfenprinzessin Laurana und dem geheimnisvollen, aber chaotischen Magier Fizban machen sie sich daran, die Welt zu retten.
Die dreibändige Saga bietet all das, was eine epische Rollenspielkampagne enthalten sollte, und erschien tatsächlich auch als solche, so dass Spieler selbst in die Rolle der Helden schlüpfen konnten, wenn sie wollten. Viele aber genossen vermutlich eher die Geschichte selbst, die vielleicht nicht unbedingt die Klasse eines J. R. R. Tolkien erreichte, aber dennoch zu unterhalten wusste.
Denn die Autoren wussten genau, welche Fäden sie ziehen mussten, um die Leser zu fesseln: Erst einmal waren die Figuren klar gezeichnet und entwickelten sich mit der Zeit sogar weiter, überraschten den einigen sogar. Natürlich wurden viele Klischees bedient, die man eigentlich in den 80er Jahren überwunden zu haben glaubte, gerade was magische und weibliche Charaktere anging, die in bestimmte Nischen gedrängt wurden, den Erzählfluss machte es dafür aber sehr flüssig, denn die Erwartungen der Fans wurden erfüllt.
Im Rahmen einer klassischen Quest, garniert mit dem einen oder anderen Dungeon, der im damaligen Rollenspiel einfach dazugehört, ergründeten die Helden das Problem, sammelten Wissen und Artefakte, lösten auch Rätsel, um am Ende das Böse dahin zurückzutreiben, woher es gekommen war. Und natürlich gab es auch einige interessante Überraschungen, was ein paar der Charaktere anging.
Alles in allem holte die Saga den Geist unbeschwerter epischer Abenteuer mit überschaubarer Schwarzweiß-Zeichnung in die Fantasy zurück und erlaubte es auch anderen jungen Autoren, später in ihre Fußstapfen zu treten. Das ist wohl das Vermächtnis der „Chroniken der Drachenlanze“, weniger deren literarische Güte.
Der Sammelband ist nett anzusehen und bietet den Inhalt und die Kapitel-Illustrationen, die man auch in den alten Taschenbüchern findet, ebenso wie die klassische Übersetzung. Schön wären sicherlich auch noch ein paar Farbtafeln mit der Darstellung der Charaktere gewesen, was aber vielleicht lizenzrechtlich nicht möglich war und den ohnehin schon stolzen Preis noch mehr in die Höhe getrieben hätte.
Diese Sonderausgabe von „Die Chroniken der Drachenlanze“ ist ideal für alle Fans epischer Rollenspiel-Fantasy, die Lust haben, einmal vierzig Jahre in die Vergangenheit zu blicken, in der Kampagnen dieser Größe und ihre Charaktere noch viel einfacher gestrickt, aber nicht weniger unterhaltsam waren. Die Trilogie mag zwar inhaltlich kein Klassiker sein, hat aber dennoch einen Meilenstein in der Fantasy gesetzt, für den man sie durchaus würdigen kann.