Amber Hamilton: Ein Herz so schwarz wie Ebenholz - Seven Deadly Thorns 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. November 2025 16:05

Amber Hamilton
Ein Herz so schwarz wie Ebenholz
Seven Deadly Thorns 1
(Seven Deadly Thorns Book 1, 2025)
Übersetzung: Charlotte Langstrass-Kapfer
Heyne, 2025, Hardcover, 496 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst waren die Nachbarn Verbündete, vielleicht gar Freunde. Doch dann gerieten die beiden Reiche in einen Konflikt, der desaströse Auswirkungen für Aragoa hatte.
Ein magisch verursachter, giftiger Nebel zog durch das Reich - hinterließ vergiftete Felder und Plantagen sowie verlassene, tote Ortschaften. Diejenigen, die sich retten konnten, flohen in die magische Schutzkuppel, welche die Magier Aragoas um die königliche Burg errichtet hatten. Doch die Nahrung wird immer knapper, die Ressourcen schwinden. Das Königshaus ließ, um einem vermeintlichen Verrat zuvorzukommen, alle eigenen Magier zu Verrätern erklären und sie jagen und meucheln.
Als der König vor Kurzem einfach tot umfiel, veranlasste dies seine Gemahlin, ihren Attentäter - gemeinhin nur als „der Jäger“ bekannt - und ihre Truppe auf die Suche nach allen Magiern in der Burg zu entsenden. Ihre Mission: finden und töten.
Viola stammt aus bürgerlichem, das heißt armem Hause. Trotzdem hat sie es nach dem Waisenhaus dank ihrer Intelligenz und ihres Fleißes auf die Allmende geschafft - die Akademie, auf der der Adel und einige wenige Bürgerliche ihre Zöglinge ausbilden lassen. Dabei muss sie ihre Identität als „Meiga“ und ihre magischen Kräfte, verbergen, sonst droht ihr der unbarmherzige Tod.
Im letzten Semester angekommen, gerät ihre Intimfeindschaft zum arroganten Thronfolger, Prinz Rose Roquelart, immer mehr außer Kontrolle. Zuletzt hat sie „Seiner Abscheulichkeit“, wie sie ihn tituliert, gar vor versammelter Studentenschaft eine heftige Maulschelle verpasst. Nicht, dass er es nicht verdient gehabt hätte - doch sie merkt, dass sie ihre Kräfte, sobald ihr Intimfeind in der Nähe ist, kaum noch zügeln kann.
Es kommt, wie es kommen muss: Sie wird entlarvt. Eine Wache will ihr die Kehle durchschneiden, als ausgerechnet der Prinz Pompös ihr zu Hilfe eilt. Hinter seinem eloquenten Auftreten verbirgt sich „der Jäger“, und der junge Mann hat genug vom Dienst im Auftrag seiner Mutter. Sein Angebot an Viola: Hilf mir, den oder die Mörder meines Vaters zu entlarven, dafür schützte ich dich vor der Königin.
Einen Pferdefuß an dem Angebot gibt es selbstredend auch. Um in seinen Schutz zu gelangen, muss sie vorgeben, mit ihm verlobt zu sein…
Wir ahnen es: „Enemies to Lovers“ wird in diesem Plot großgeschrieben. Man gebe dazu ein wenig Schneewittchen-Feeling, eine Geheimgesellschaft, Geister und Untote, einen Rundumfarbschnitt hat Heyne auch noch spendiert, und fertig ist der potenzielle Bestseller, der sich nahtlos in die Reihen der allmonatlich erscheinenden Romantasy-Titel einreiht.
Manko des Buches bleibt leider dessen handwerklich oberflächliche Ausführung.
Wir erfahren kaum etwas über die Welt, in der der Plot spielt; die Beschreibung der Handlungsorte bleibt rudimentär, die Figuren gehen kaum einmal auch nur ein wenig in die Tiefe. Alles orientiert sich an den aufstrebenden Gefühlen der einstigen Enemies zueinander, obwohl sich gerade Viola zu Beginn zu einem ganz anderen Kommilitonen hingezogen gefühlt hat. Auch über den Wandel ihres Fokus, über das, was dies in ihr auslöst, wird kaum etwas erzählt. Es geht Hamilton lediglich darum, um ihre Liebesgeschichte herum ein paar gängige Fantasy-Topics zur Spannungssteigerung aufzubauen - Eigenständigkeit sucht man zumeist vergebens.