Leo Roa (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 07. Mai 2011 20:00

Leo Roa
(Lèo Roa: Intégrale)
Text & Artwork: Juan Giménez
Übersetzung: Resel Rebiersch
Splitter, 2011, Hardcover, 112 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86869-208-2
Von Frank Drehmel
„Leo Roa“ ist neben „Die Kaste der Meta-Barone“, „Die vierte Macht“ sowie „Ich, der Drache“ mittlerweile die vierte Serie des 1943 in Mendoza/Argentinien geborenen Comic-Allrounders Juan Gimenez, die der Splitter-Verlag dem deutschen Publikum präsentiert, wobei das vorliegende Album die beiden Storys „Die wahre Geschichte des Leo Rota“ („La véritable histoire de Léo Roa“, 1988) und „Odyssee wider Willen“ („L'Odyssée à contretemps“, 1991) um den „Journalisten der Zukunft“ als Sammelband in sich vereint.
„Die wahre Geschichte des Leo Rota“
Trotz seiner journalistischen Ambitionen hat es Leo Roa bisher nur in die Archivkontrolle der Tageszeitung „Starr“ gebracht. Als ihn eines Tages ein Trideo-Anruf aus seinen Träumen von Wagemut und Ruhm reißt, ahnt er nicht, dass dieses der Auftakt eines Abenteuers ist, das seinen ganzen ungeschulten journalistischen Scharfsinn verlangt: ein Kollege von ihm wurde getötet, während zeitgleich in diverse Datenbanken eingebrochen wurde. Seine Spürnase sagt ihm, dass ein Teil der Lösung in den alten Dateien liegen könnte, die er neulich zufällig aus dem Zeitungsarchiv kopiert hat; mit computermäßiger Unterstützung seines jüngeren Cousins Mekenecul – kurz Meke – gelingt Leo nicht nur die Entschlüsselung der Daten, sondern die beiden Verwandten erhalten die Gewissheit, dass der berüchtigte Raumpirat Drake ein ganz großen Ding plant. Bevor der Journalist in spe jedoch seinen Boss und die Obrigkeit benachrichtigen kann, werden er und Meke von den Handlangern des Verbrechers entführt.
„Odyssee wider Willen“
Leos Cousin Meke hat den Durchbruch als Musiker geschafft und kann sich vor Avancen weiblicher Fans kaum retten. Da Meke kein Kostverächter ist, schleppt er eine seiner Verehrerinnen – Marga – mit nach Hause, obwohl Mama Meke nicht allzu begeistert ist... nicht ohne Grund, wie sich schnell herausstellt, denn Marga entführt den jungen Musiker kurzerhand zu ihren Leuten, enthüllt ihm, dass sie alle der Rasse der Krottoms angehören und offenbart dem verdutzten Meke, dass er dazu auserwählt wurde, ihre Rasse zu retten, weil er – bis auf die beiden typischen Hörner – mit dem Großen Kramm, dem indisponierten Führer der Krottom, bis hin zur Blutgruppe identisch scheint und als einziger dessen Platz einnehmen kann, um den Bürgerkrieg zu beenden, der die Krottoms zu zerreißen droht.
Während sich Meke in der Hand der außerirdischen Rasse befindet, treiben Leo, der zwischenzeitlichen ebenfalls die Karriereleiter nach oben gefallen ist, deutlich größere Problem um. Ihn hat es im Zuge seines neuen Falls, der sich um die Kollision eines von Schwerverbrechern gekaperten Raumschiffs mit der Raumstation Terranova sowie eine experimentelle Zeitreiseeinrichtung dreht, weit in die Vergangenheit verschlagen. Und es ist fraglich, ob er rechtzeitig – oder überhaupt – zurückkehren wird, um Meke zu retten.
Obgleich Juan Giménez in seinen beiden „Leo Roa“-Alben nicht zum ersten Mal als Erzähler, Zeichner und Kolorist in Personalunion fungiert, wird auch hier deutlich, dass er nicht zu den talentiertesten Autoren gehört. Abgesehen davon, dass die Figuren recht eindimensional angelegt sind, wirken die Storys – insbesondere die zweite – überladen, zerfahren, zum Teil unlogisch beziehungsweise unplausibel und unterm Strich im Plot nicht allzu originell. Bemerkenswerterweise ist das alles jedoch scheißegal, denn die Geschichten bereiten trotz aller erzählerischen Unzulänglichkeiten ein Riesenvergnügen.
Zum Teil liegt das an vielen kleinen, witzigen, frivolen und skurrilen Details, an humorvollen Dialogen, an seltsamen Wesen und Marotten sowie der fantastischen Technik, zum überwiegenden Teil jedoch ist es das Giménez-typische Artwork, das diese Ideen in leichte, bunte, plastische, pralle und lebensfrohe Bilder bannt, die sowohl der „belebten“ (Leo & Co, die Krottoms und all die seltsamen Wesen), als auch der „unbelebten“ Welt (die Technik, die Raumschiffe und Waffen) ein einzigartiges und markantes Erscheinungsbild verleihen.
Fazit: Humorvolle, kurzweilige SF, voller witziger, spritziger Details, die äußerst gefällig und unterhaltsam visualisiert sind. Trotz kleiner Hakeligkeiten in Erzählfluss eine uneingeschränkte Empfehlung für jeden SF-Fan.