Richard Schwartz: Schwarze Wacht (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. August 2025 09:14

Richard Schwartz
Schwarze Wacht
Piper, 2025, Paperback, 544 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Zu den deutschen Stammautoren bei Piper gehört zweifellos Richard Schwartz, der mit seinen „Askir“-Romanen eine begeisterte Leserschaft um sich sammelte. In „Schwarze Wacht“ erzählt er nun eine Geschichte, die eher der historischen Fantasy zuzurechnen ist - wenngleich die Welt auch nicht ganz mit unserer vergleichbar sein dürfte, gibt es doch Vampire und Werwölfe.
In Europa brodelt es, denn die Epoche, die man später den Dreißigjährigen Krieg nennen wird, ist in vollem Gange. Fürstenhäuser bekämpfen sich und auch die Kirche mischt in den Konflikten kräftig mit.
In Mähren fällt im Jahr 1632 ein Teil der spanischen Königsfamilie einem Attentat zum Opfer. Nur eine überlebt schwerverletzt: Prinzessin Antasia wird von einem Assassinen gerettet und stellt sich fortan in seine Dienste, denn sie will an den Mördern und ihren Drahtziehern Rache nehmen.
Bereits mit neun Jahren wird sie Teil der Assassinengilde und durchlebt eine harte Ausbildung, nur um später gestählt hervorzukommen und sich an ihr Werk zu machen.
Auf die für Richard Schwartz so typisch distanzierte und unspektakuläre Weise, setzt er nun auch seine historische Saga in Szene, die mit bekannten und realen Versatzstücken spielt, aber sich natürlich auch Einiges an Freiheiten erlaubt.
Die Änderungen sind sehr subtil, so ist etwa nur von der Kirche der Dreieinigkeit die Rede und es finden sich unter den Protagonisten eben auch Werwölfe und Vampire, die bestimmten Regeln unterliegen, sich aber sonst kaum von den Menschen unterscheiden. Magie ist vorhanden, wird aber bewusst sparsam eingesetzt.
Wie immer bleibt das Setting eher klein und überschaubar, so dass man die Figuren gut kennenlernt und zuordnen kann. Der Hintergrund atmet viel Historie und wird dadurch gut vorstellbar. Selbst die Helden sind keine Überflieger, sondern bodenständige Menschen, die einfach nur ihr Leben so gut wie möglich gestalten wollen.
Natürlich ragt Eva aus allem ein wenig heraus, aber sie braucht auch oft genug die Hilfe und Unterstützung anderer, hat auch Schwächen, was sie trotz allem sympathisch macht. Die Welt, in der sie lebt, ist ohnehin schon hart und grausam genug. Gerade in ihrer Ausbildung wird mit den dunklen Seiten des Lebens nicht gespart.
Was zunächst wie eine simple Rache-Geschichte wirkt, enthüllt nach und nach auch einen viel düstereren Hintergrund. Denn tatsächlich ist der Konflikt hinter den Kulissen um Einiges größer als man denkt, und bietet Stoff für weitere Geschichten, während die Handlung dieses Romans immerhin ein vorläufiges Ende findet.
Alles in allem weiß die Geschichte überzeugen, obwohl sie recht ruhig erzählt wird. Dafür bleibt die Entwicklung der Figuren und die Enthüllung der Intrigen und Geheimnisse glaubwürdig und prägt sich damit umso mehr ein.
„Schwarze Wacht“ ist atmosphärisch dichte, historische Fantasy mit einer zwar auf den ersten Blick behäbig scheinenden Handlung, die aber nach und nach ihren Reiz entfaltet und zum Ende hin wirklich spannend wird. Die Figuren wirken, wie so oft bei Richard Schwarz, sehr lebendig, weil sie ihre Ecken und Kanten haben und sich zudem weiterentwickeln.