Project Superpowers 2 (Comic)

Project Superpowers 2
Autoren: Alex Ross & Jim Krueger
Zeichnungen: Carlos Paul, Alex Ross
Farben: Debora Carita
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Lettering: Ram
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-746-1

Von Frank Drehmel

Die Macht des Dynamic Man und der Dynamic Family, welche aus dem Hintergrund agierend die globale Herrschaft anstreben und zu diesem Zwecke – neben dem Ausbau eigener militärischer Ressourcen – in Amerika ein in Grundzügen faschistisches Regime etabliert haben, wird durch das Auftauchen der längst vergessen Superhelden des Goldenen Zeitalters in Folge des Zerbrechens der Urne der Pandora in Frage gestellt. Die Androiden mit dem menschlichen Antlitz und Gebaren sind nicht nur gezwungen, ihre Basis von New York nach Philadelphia zu verlegen, da die Macht des Green Lama über die Kraft der Natur die Metropole aus Stahl, Glas und Beton in ein grünes New Shangri-La zu verwandeln beginnt, sondern sie verlieren auch einen der Ihren – den Dynamic Boy – im Kampf mit den freiheitsliebenden Helden.

Während die Dynamic Family ihre ganze manipulative Medienmacht in die Waagschale wirft und die Zurückgekehrten als Mörder und Terroristen diffamiert, die den Umsturz der Ordnung zum Ziel haben, müssen die Helden im Nahen Osten einer Gefahr ins Auge sehen, die ihre Vernichtung bedeuten könnten, denn sie sind nur wenige verglichen mit ihrem Gegner, der sogenannten F-Truppe der Dynamic Family. Die Zahl dieser gefährlichen Kämpfer ist Legion und sie rekrutieren sich zudem aus längst gestorbenen Soldaten. Außerdem hat die Macht hinter den Androiden – ein Gremium, das sich Supremat nennt – einen Weg gefunden, den Green Lama von seiner nahezu göttlichen Macht abzuschneiden, sodass die Helden nicht vom Schlachtfeld entkommen können, sollte es eng für sie werden.
Der Einzige, der sie retten könnte, ist Fighting Yank, jener Mann also, der sie einst in die Urne verbannte. Doch dazu müsste der alte Held, der nur noch dank der magischen Kräfte seines Umhangs am Leben gehalten wird, die Schuld seines verfluchten Vorfahren, welcher für zahllose Tote zur Zeit Präsident Washingtons verantwortlich zeichnete, auf sich nehmen und seine eigene Seele der Verdammnis preisgeben.

So bemerkenswert das Vorhaben, vergessenen Helden des goldenen und vor-goldenen Comic-Zeitalters auferstehen zu lassen, auf den ersten Blick auch schien, so betrüblich ist nun die Erkenntnis, dass Ross und Krueger mit ihrem Versuch gescheitert sind. Mit ihrer Aneinanderreihung profilloser Charaktere, dem Hauch von Nostalgie im Figuren-Design und einer vor hohlem Pathos, verquaster Plattitüden und vordergründiger Action strotzenden Handlung haben beide Autoren nichts zustandegebracht, was in die Comic-Annalen eingehen wird oder wenigstens unterhaltsam wäre.
In Ermangelung jeglicher Charaktertiefe bleiben neben den schrägen Namen damit die Kostüme als das eigentlich Originelle dieses Tradepaperbacks in Erinnerung, wobei der Subplot um Fighting Yanks insofern eine Ausnahme darstellt, als er dem Leser zwar eine Figur etwas näherbringt, dieses aber auf eine so patriotisch-pathetische beziehungsweise esoterisch-verquaste Weise tut, dass es geradezu körperliche Schmerzen bereitet. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mag diese Art der Darstellung dem amerikanischen Geschmack und Zeitgeist entsprochen haben, heute ist einfach nur nervtötend.

So hohl die Story, so schwach – erstaunlicherweise – das Artwork, welches in großen Teilen visuell breiig, unruhig, überladen und dennoch blass wirkt, dem es innerhalb der einzelnen Panels wie auch der Seiten regelmäßig an Kontrast sowie Tiefe mangelt, und das dadurch trotz des eigenwilligen und eigenständigen malerischen Stils insbesondere Ross’ gediegen langweilig rüberkommt.

Fazit: Die dümmlich-pathetische Story und das breiig-undifferenzierte Artwork machen diesen Band allenfalls für Nostalgie-Fetischisten oder Esoteriker genießbar.