Disney: Hall of Fame 8: William van Horn (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. April 2011 15:11

Disney: Hall of Fame 8
William van Horn
Artwork & Text: William van Horn
Übersetzung: Peter Daibenzeiher, Michael Bregel
Ehapa, 2006, Hardcover, 206 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-7704-0687-6
Von Frank Drehmel
Als im Jahre 1988 van Horns erste Disney-Comics für Gladstone erschienen, hatte der Künstler, der im Jahre 1939 in Kalifornien das Licht der Welt erblickte, schon eine bewegte zeichnerische Vergangenheit hinter sich. Ein Studium am California College of Arts and Crafts, Arbeiten als Trickfilmer, Kinderbuchautor und -illustrator sowie diverse Comics – darunter auch eine eigene Serie – kennzeichneten bis dato sein Œuvre.
Schon damals nahm William Roger Van Horn einen Sonderstatus in der Phalanx der großen Disney-Zeichner ein: nicht nur, dass er regelmäßig als Autor seiner Geschichten fungierte, er übernahm auch immer wieder das Lettern der Story; zudem bildete sein besonderer Zeichenstil, den er selbst als „loosey goosey style“ umschrieb, einen so offensichtlichen visuellen Kontrast zu allen anderen Künstlern, dass der Unterschied selbst für „ungeschulte“ Comic-Kenner augenfällig war und ist.
Eben jener extravagante Stil zeichnet sich durch unpräzise, teilweise von Panel zu Panel schwankende Proportionen sowie leicht deformiert wirkende Konturen der Figuren – und hier insbesondere der Köpfe – aus. Die Folge davon ist, dass viele Zeichnungen quasi schon aus sich heraus und nicht erst aus der Verknüpfung der Bildelemente leicht und humorvoll wirken.
Der vorliegende 8. Band der „Hall of Fame“-Reihe enthält sage und schreibe 27 Storys aus der Feder van Horns, darunter naturgemäß eine ganz Reihe One-Pager, aber auch viele klassische Ten-Pager und längere Geschichten wie „Der oberüble Onkel“, in der der unsympathische Dietram Duck sein Comic-Debüt gibt, „Der schwarze Mond“, eine Story, die alles andere als kindlich leicht daherkommt sondern durchaus unheimliche, beängstigende SF-Elemente aufweist, „Zuviel Zivilisation“, in der einige Stressoren geradezu zivilisationskritisch analysiert werden oder „Familiengeheimnisse“, in der Dietram endgültig seinen Platz im Duckversum findet.
Dank der kongenialen Übersetzung Peter Daibenzeihers erfreuen van Horns Geschichten nicht nur in visueller Hinsicht, sondern sprühen geradezu von Wortwitz, pointierten Dialogen und bizarren Namensfindungen wie Eumel-Eule, Breitmaulschmoller oder Winselwuselwels, sodass dieser Sammelband fraglos zu jenen seltenen Exemplaren gehört, den man mehr als einmal lesen kann, ohne dass das dem Kichern einen Abbruch tut.
Fazit: In visueller und „sprachästhetischer“ Hinsicht ein humoristisches Highlight aus dem Duckversum, das nicht nur die Einzigartigkeit Van Horns exemplarisch herausstellt, sondern das mehr als eindrücklich belegt, dass neben Carl Barks und Don Rosa weitere Künstler ihren Platz in der Hall of Fame zu Recht innehaben.