Northlanders 4: Die Pest (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 27. April 2011 21:01
Brian Wood
Northlanders 4
Die Pest
(Northlanders # 21-28, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Titelbild von Massimo Carnevale
Zeichnungen von Leandro Fernandez
Farben von Dave McCaig
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 196 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-168-1
Von Christel Scheja
Auch im vierten Band von „Northlanders“ zeichnet Brian Wood ein differenziertes Bild der Wikinger und zeigt, dass sie nicht unbedingt anders sind, als ihre Nachbarn, wenn es einen Feind zu bekämpfen gilt, der sich heimtückisch einschleicht und kaum zu besiegen ist.
Der Winter des Jahres 1020 ist nicht nur lang und hart in den Weiten Russlands, sondern bringt diesmal auch einen gefährlichen Feind mit sich. Die Menschen sind geschwächt und fallen zu Hunderten einer Krankheit zum Opfer, gegen die es kein Mittel zu geben scheint – die Beulenpest. Auch ein Dorf an den Ufern eines großen Flusses ist davon betroffen. Als die Kranken immer zahlreicher werden, beschließt man, die Siedlung von der Außenwelt abzuschotten. Alle Menschen mit den entsprechenden Symptomen werden vorher noch vertrieben, die Toten verbrannt. Der Rest beschließt auszuharren und jeden Kontakt nach Außen zu vermeiden. Schon bald macht sich Anspannung breit. Jeder beäugt jeden argwöhnisch und die wildesten Überlegungen kommen auf.
Derweil nutzt der brutale und machtgierige Gunborg die Lage aus, sich mit seinen Gefolgsleuten zum Anführer des Dorfes aufschwingen und die Schwächeren auszupressen. Er hat es dabei vor allem auf die junge Witwe Hilda abgesehen, die nach dem Tod ihres Mannes – eines erfolgreichen Händlers – über ein großes Vermögen gebietet. Zunächst meint er leichtes Spiel mit ihr zu haben, als er dann aber merkt, dass die Frau, die ihre Tochter Karin beschützen möchte, sich durchaus zu wehren weiß, beginnt er sie offen zu demütigen und alle leiden zu lassen, die sie heimlich unterstützen. Niemand außer dem Christen Boris wagt es danach, Gunborg offen Einhalt zu gebieten. Aber leider ist er nicht besonders angesehen, da er neben seinem Glauben auch noch recht ungewöhnliche Ideen zur Bekämpfung der Krankheit hat... Je mehr also der Winter voranschreitet, desto mehr spitzt sich die Lage zu – und auch von außen dringt manch eine Bedrohung durch die Palisaden.
Brian Wood und Leandro Fernandez zeichnen eine düstere, von Angst und Aberglauben geprägte Welt, in der das Recht des Stärkeren regiert. Gunborg ist der dominanteste Vertreter dieser Ordnung – ein Mann, der genau weiß, wie er sich auf Kosten der anderen ein leichtes Leben macht und dafür auch noch die passenden Argumente hat. Boris und Hilda dagegen sind die Außenseiter, die sich in diese Ordnung nicht fügen wollen um immer wieder gegen das ungeschriebene Gesetz ankämpfen. Jeder kämpft auf seine Weise, ohne jedoch aus der gesellschaftlichen Rolle auszubrechen.
Kampfszenen und Action gibt es natürlich auch – weitaus interessanter sind aber die Konflikte, die hinter den Kulissen und nicht unbedingt immer mit Waffen ausgefochten werden. Dazu kommt eine recht präzise Zeichnung von Aberglauben und wachsender Angst, die sich auch in den immer düsterer und kälter werdenden Farben äußert. Allein am Ende verliert die Geschichte an Kraft, da das Ganze in einer Orgie aus Gewalt gipfelt. Erst auf den zweiten Blick merkt der Leser, dass dies nur eine Folge der Anspannung ist, die sich letztendlich in einer Katastrophe entlädt. Natürlich kratzt die Geschichte auch diesmal nur an der Oberfläche, ist aber stimmungsvoll gemacht und entwickelt eine intensive Atmosphäre, die man sonst in solchen Geschichten nur selten findet. Auch wenn es keine Magie gibt, hält die Geschichte dabei doch mit jedem der derzeit so beliebten Fantasy-Szenarien mit.
„Die Pest“ aus der Reihe „Northlanders“ dürfte wiederum vor allem denjenigen gefallen, die düstere, historische Comics mit einem möglichst realistischen und schmutzigen, aber dennoch irgendwie heroischem Setting mögen – genau die Mischung, die heute in der Fantasy so beliebt ist.