Die Legende der scharlachroten Wolken 4: Die verborgene Blume des Scheusals (Comic)

Die Legende der scharlachroten Wolken 4
Die verborgene Blume des Scheusals
Serie: Die Legende der scharlachroten Wolken, Band 4
(La Legende Des Nuées Écarlates: La Fleur Cachée De L'Abomination)
Text & Artwork: Saverio Tenuta
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-142-9

Von Frank Drehmel

„Die verborgene Blume des Scheusals“ ist der abschließende Band des erstaunlichen DebÜts Saverio Tenutas. Erzählerisch und künstlerisch weniger elegant als in den drei ersten Alben werden nun die Kreise geschlossen und die zentralen Handlungsbögen zu einem Ende gebracht. Da der Fokus hierbei deutlich auf der Inszenierung von Final Fights, von Endkämpfen; und weniger auf dem Fortschreiben der Geschichte liegt, kann und muss die Inhaltsangabe an dieser Stelle dementsprechend übersichtlich gehalten werden.

Eine Handvoll Greise und Kinder – der Rest des einstmals zahlenmäßig stolzen Widerstandes – stellt sich am Fuße des Palastes der bewaffneten Garde des verhassten Kenzo Kawakami. Mit einer List gelingt es den Aufständischen zwar, den Krieg in die Reihen der Soldaten zu tragen, dennoch scheint die Lage aussichtslos – bis Meiki und ihr Rudel von Izuna-Wölfen die Rache des Eiswaldes in die Reihen der Unterdrücker trägt.

Im Palast selbst stellt sich Raido erneut seiner einstigen großen Liebe, der Shogunai Ryin Fujiwara. Als er plötzlich seinem ehemaligen Mitschüler, Freund und – später – Todfeind Fudo gegenübersteht, den er zuvor tötete und den Ryin wiedererweckte, erkennt er, dass die Shogunai vollkommen dem Wahnsinn verfallen ist und außer Hass keine Gefühle mehr in ihr wohnen.

Auch Raidos Kampf steht im wahrsten Sinne auf Messers Schneide, denn trotz der Macht der scharlachroten Wolken kann er niemanden töten, der schon tot ist.

Sowohl im Artwork als auch in der Story bricht Saverio Tenuta in diesem Abschlussband zwar nicht radikal mit seinen bisherigen Ansätzen, folgt aber dennoch einem leicht abgewandelten Pfad.

In der Koloration der Bilder finden zulasten der bisherigen klaren, kalten Farb-Ikonografie mit ihrer Dominanz von Weiß, Schwarz und Rot zum einen visuell deutlich heißere Töne – vor allem Orange in diversen Nunancen – verstärkt Verwendung, zum anderen scheinen die Farben signifikant schmutziger, weniger rein als zuvor. Dem Verlust der Bilder an eleganter Distanziertheit steht allerdings rein in der Farbgebung ein Gewinn an Emotionalität gegenüber, was durchaus den Charakter der Story treffend widerspiegelt.

Eine große Meisterschaft legt der Künstler nach wie vor in der Komposition der Bilder und Seiten sowie insbesondere in der Inszenierung der furiosen Action an den Tag, die einen ob ihrer cineastischen Dynamik regelrecht mitreißt. Darüberhinaus bietet die exzellente Darstellung der Accessoires – und hier in erster Linie der authentischen Rüstungen – ein ums andere Mal Anlass zu freudiger Erregung, nicht zuletzt auch wegen der grandiosen malerischen Umsetzung von Metall- und Glanzeffekten der Gewandungen.

In der Story selbst liegt der Schwerpunkt sowohl auf der Action, als auch auf den Innenansichten insbesondere der Shogunai. Dass nicht nur die Psychologisierung zuweilen etwas platt wirkt und zudem die Dramaturgie eher ausgetreten Pfaden folgt beziehungsweise nichts wirklich Überraschendes bietet sondern auch philosophische und mythologische Elemente deutlich in den Hintergrund getreten sind, nimmt man angesichts der visuellen Fülle der Bilder allerdings gerne in Kauf.

Fazit: Mit seiner hochdynamischen, grandiosen Visualisierung sowie seinem ungewöhnlichen fernöstlich-asiatischen, historischen Hintergrund bietet dieses vierte Album nicht nur einen würdigen Abschluss der Tetralogie, sondern gehört trotz kleinerer Story-Schwächen zweifellos zu den Comic-Highlights des Jahres 2011 im Splitter-Programm.