Angelique Corse: Meine Rache wird hart und geil sein (Buch)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Montag, 09. Juni 2025 10:56

Von jeher galt Christine als Außenseiterin, denn bereits als junges Mädchen erwarb sie lieber Wissen und tüftelte, als mit Puppen zu spielen oder den Jungen hinterherzulaufen. Daran ändert sich auch an der Uni nichts. Man verspottet sie als graue Maus, mehr aber noch neidet man ihr die guten Noten, da sie emsig für ihre Prüfungen lernt, statt die Vorlesungen zu schwänzen und sich die Nächte auf Partys um die Ohren zu schlagen.

In erster Linie ist das Büffeln und Distanzwahren Christines Schutzwall gegen die fiesen Anfeindungen. In Wirklichkeit ist sie gar nicht so unnahbar und würde gern Freundschaften schließen. Sie ist sogar heimlich in den Frauenschwarm Alan verknallt, freilich ohne die geringste Hoffnung, dass er sie auch nur zur Kenntnis nimmt. Als er sie unverhofft auf eine Fete einlädt, kann sie ihr Glück kaum fassen - und natürlich tappt sie in eine Falle, an der Alan nicht ganz unschuldig ist, aber die treibende Kraft ist eine andere Person, die weit über das Ziel hinausschießt und dadurch Alans Freundschaft verliert.

Die öffentliche Demütigung will Christine nicht hinnehmen und sich an allen rächen, die besonders gemein auf ihr herumhacken. Nach ausgiebiger Recherche und vielen Stunden des Bastelns ist es fertig: das Gerät, das die geheimsten, ja, peinlichen erotischen Pantasien des Benutzers enthüllt. Unter einem Vorwand lockt sie einen der Widersacher nach dem anderen in ihre Wohnung und nutzt ihr so erworbenes Wissen, um jeden bloßzustellen. Schließlich steht Alan vor der Tür, angeblich voller Reue.

Der Roman „Meine Rache wird hart und geil sein“ von Vielschreiberin Angelique Corse wird auf dem Cover als „erotischer Fantasy SM-Roman“ angepriesen. Wer einige ihrer Bücher gelesen hat, weiß, dass sie ganz gern Erotik mit Krimi- und phantastischen Elementen kombiniert, Schwerpunkt auf Erotik, mitunter SM. Auch ohne das gering dosierte Bei-Genre SF hätte die Handlung mit einigen Kunstgriffen funktionieren können, zumal gerade im vorliegenden Roman das auf erotische Geheimnisse spezialisierte Gerät, das kurioserweise keine anderen dunklen Dinge an die Oberfläche bringt, doch etwas hanebüchen wirkt.

Der Grundstein für die Erfindung wird frühzeitig gelegt durch Hauptfigur Christines Interesse an MINT-Fächern. Dann jedoch konzentriert sich die Autorin auf das fröhliche Uni-Leben, dem sich eine Mehrheit an faulen party- und drogensüchtigen Studenten hingibt, die natürlich neidisch auf den Erfolg der fleißigen Kommilitonen sind und keine Gelegenheit auslassen, diese zu mobben. Die zurückhaltende, intelligente Protagonistin, die sich mit solch missgünstigen Leuten nicht anfreunden kann und auch von keiner Seite Hilfe erhält, ist das typische Opfer.

Als sie nach etlichen schlechten Erfahrungen und einer Eskalation zurückzuschlagen plant, hat man großes Verständnis für Christines Rachewunsch, der schon bald aus dem Ruder läuft und prompt auf sie zurückfällt. Alan wird zur Schlüsselfigur: Kann und will er die gekränkte junge Frau besänftigen, bevor das Ganze noch schlimmer wird und ungeahnte Folgen nach sich zieht?

Die Handlung geht nicht sonderlich in die Tiefe. Sofern Christine nicht lernt, traurig oder wütend ist ob ihrer Situation, träumt sie von Alan, wird zur Voyeurin, befriedigt sich selbst mit seinem Bild vor dem inneren Auge und offenbart ihm teils gutgläubig, teils unter Drogen gesetzt ihre verborgene Seite - dass sie sehr wohl attraktiv sein kann, ehrlich und zu aufrichtigen Gefühlen fähig ist, was in ihm, der bisher lediglich kurzfristige, oberflächliche Bums-Beziehungen suchte, etwas rührt. Ob er ihr gegenüber endlich aufrichtig sein will und es ein Happy End gibt, muss jeder selbst lesen.

Die Autorin schreibt flüssig und unterhaltsam, bringt einige Spannungsmomente in die Handlung, doch wirklich zünden will die Idee vom Sex-Phantasien-Gerät nicht. Dennoch freut man sich, dass Angelique Corse sich allerlei Gedanken macht und bemüht ist, ihre Geschichten durch ungewöhnliche oder/und packende Entwicklungen aus dem reinen Erotik-Einerlei zu lösen. Damit spricht sie auch ein Publikum an, dem die öde Aneinanderreihung von handlungsarmen Sex-Szenen auf Dauer zu langweilig ist.

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