Tricia Levenseller: The Shadows Between Us (Buch)

Tricia Levenseller
The Shadows Between Us
The Shadows Between Us 1
The Shadows Between Us, 2020)
Übersetzung: Doris Attwood
cbj, 2025. Hardcover, 416 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Alessandra ist die jüngere Tochter eines verarmten Adeligen. Das heißt: Zuerst muss ihre ältere Schwester in die Gesellschaft eingeführt und möglichst standesgemäß verheiratet werden - erst dann ist Alessandra an der Reihe.

Die erste Hoffnung, dass der frisch gekrönte König beim gesellschaftlichen Debüt der durchaus ansehnlichen Schwester auf diese aufmerksam wird, zerschlägt sich jedoch schnell. Der Monarch mit seinen magischen Schatten lässt junge Damen reihenweise enttäuscht und tränenreich abziehen.

Doch Alessandra hat einen Plan: Sie will den König verführen, heiraten, ermorden - und schließlich als alleinige Königin herrschen.

Um aufzufallen, ignoriert sie bewusst den Geschmack des Monarchen. Sie stellt sich nicht in die Reihe derjenigen, die ihm vorgestellt werden sollen, sondern setzt sich auf der Tanzfläche selbstbewusst ins Rampenlicht. Ihre Kleidung ist skandalös; unter dem geschlitzten Rock trägt sie Hosen - und sorgt damit für Aufsehen.

Der Plan scheint aufzugehen. Der König bemerkt sie, zeigt Interesse, verliebt sich - doch dann verläuft Einiges nicht ganz wie vorgesehen.

Geheimnisse, Intrigen und Anschläge werfen den Plan durcheinander und führen dazu, dass sich die beiden einander annähern. Vielleicht sollte Alessandra ihren Plan, den Monarchen zu ermorden, also doch noch einmal überdenken …


Tricia Levenseller ist dem deutschsprachigen Publikum bereits durch ihren bei erschienene Zweiteiler „Sisters of the Sword“ (cbt) und die „Pirate Queen“-Trilogie (Blanvalet) bekannt. Beide Male hat sie gezeigt, dass sie bekannte Themen aufgreifen, wandeln und daraus ihre ganz eigene Geschichte entwickeln kann. Dabei hat sie stets auch romantische Elemente eingeflochten, diese jedoch nie zum Schwerpunkt der Handlung gemacht.

In dieser neuen Reihe - im nächsten Band soll wohl Alessandras ältere Schwester im Mittelpunkt stehen - liegt der Fokus deutlich stärker auf der Romantik. Die Leserinnen und Leser erwartet ein klassischer Romantasy-Plot. Die Hormone sind in Aufruhr, die Gefühle fahren Achterbahn und auch Äußerlichkeiten spielen eine größere Rolle als in Levensellers bisherigen Werken.

Dabei vergisst die Autorin jedoch nicht, uns eine durchaus unterhaltsame, wenn auch nicht allzu tiefgründige Geschichte zu präsentieren.

Auffällig ist, dass sie ihre Figuren mit ambivalenten Zügen versieht. Alessandra geht ihren Weg skrupellos, verführt Männer, um sie auszunutzen oder zu erpressen - und schreckt, wenn nötig, auch vor Mord nicht zurück. Hoppla - das ist mal eine andere Protagonistin als die weichgespülten Prinzessinnen, die uns sonst häufig begegnen.

Dazu passt der Monarch, der nach dem überraschenden Tod seiner Eltern unerwartet die Krone übernehmen muss. Auch er ist kein gütiger Herrscher, der mit Weisheit und Milde regiert. Er will die Welt unter seiner Herrschaft einen - und das bedeutet, Krieg, Eroberung, Gewalt. Da haben sich zwei gesucht und gefunden.

Spannend ist, wie sich die beiden am Hof behaupten. Besonders Alessandra, die neu in die höfische Gesellschaft eintritt, muss sich zunächst orientieren, Freunde und Verbündete finden und sich positionieren. Hier sind List und Skrupellosigkeit ebenso gefragt wie Spontanität und das Erkennen und Nutzen von Gelegenheiten. Sie ist vielleicht nicht die sympathischste Figur - aber auf jeden Fall eine interessante.

Das Finale kommt etwas abrupt und bietet einige vorhersehbare Wendungen, überrascht aber auch mit einer Enthüllung, die nicht absehbar war. Insgesamt schließt der Roman die Handlung stimmig ab.