Gerhard Appelshäuser: Auch der Tod arbeitet im Weinberg (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 21. Mai 2025 13:54

Gerhard Appelshäuser
Auch der Tod arbeitet im Weinberg
Hauptmann Gschwendtner 2
AAVAA, 2018, Paperback, 140 Seiten, 11,95 EUR
Rezension von Irene Salzmann
In der Nähe der österreichischen Stadt Krems wird ein Weinbauer tot in seinem Weinberg aufgefunden. Der Arzt diagnostiziert einen Herzinfarkt, und der Verstorbene wird beerdigt. Seine Erben verkaufen den Weinberg an einen interessierten Nachbarn, der wenig später von seinen Söhnen tot im Weinkeller aufgefunden wird. Drei benutzte Gläser lassen darauf schließen, dass er zuvor Besuch gehabt hatte. Die Söhne bestehen auf einer Obduktion, bei der entdeckt wird, dass der Winzer durch Rizin getötet wurde.
Hauptmann Gschwendtner beginnt zu ermitteln und stößt in einem Versteck im Haus des Ermordeten auf ein mysteriöses Stück Papier, das sich später als alter Lageplan des Weinbergs und der damaligen Gebäude entpuppt, und einen Schlüssel. Bis der erste Tote exhumiert wird und das Resultat der Obduktion vorliegt, stirbt ein weiterer Mann bei einer Explosion. Man identifiziert ihn als den älteren Sohn des Ermordeten - und der jüngere ist plötzlich verschwunden, genauso wie die polnische Haushälterin der ersten Leiche.
Was die Polizisten Brisantes im Weinberg finden, erweist sich als eine neue Spur, die nach Ungarn führt und in die Vergangenheit.
„Auch der Tod arbeitet im Weinberg“ - sehr emsig, denn es gibt mehrere Leichen, und sehr unaufgeregt, denn Gerhard Appelshäuser versteht es, seinen Krimi recht neutral und ohne die oftmals für das Genre typischen, billigen Reißer voranzubringen und den Leser an eine schlüssige Geschichte zu fesseln.
Der in Worms gebürtige und in Wien lebende Autor lässt ganz „normale“ Menschen agieren, deren ländliches Idyll durch eine Mordserie erschüttert wird. Hauptmann Gschwendtner und seine Kollegen erfüllen im Rahmen der Untersuchungen völlig unspektakulär und gerade darum überzeugend ihre Pflicht. Ihre soliden Ermittlungen werden durch das Auffinden immer neuer Hinweise belohnt, wobei sich auch die Beobachtungen von Nachbarn, Beamten aus anderen Orten und die Unterstützung der polnischen und ungarischen Polizei als äußerst hilfreich erweisen.
Tatsächlich gehen alle Verbrechen auf ein Ereignis zurück, das gut sechzig Jahre her ist: Raub und Mord kurz vor Kriegsende. Einige Mitwisser beziehungsweise deren Nachkommen wollten teils Rache, teils das gestohlene Gold der ungarischen Nationalbank, das im Weinberg versteckt wurde, an sich nehmen. Es ist eine sehr verschlungene Spur, die von den österreichischen Beamten aufgenommen und Stück für Stück bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt wird und zu einem angemessenen Ende führt.
Der Autor schildert die Geschehnisse geradlinig und chronologisch. Auf zu viele Personen und auf das Umgehen dieser mit einer kleinen, für die Handlung nutzlosen eigenen Geschichte verzichtet er ebenso wie auf die Bemühung zu vieler Lokalitäten. Infolgedessen wirkt der Roman unverschnörkelt, minimalistisch und sehr eindringlich. Die Spannung ergibt sich aus der schrittweisen Auflösung der Rätsel, wodurch sich der Krimi-Freund bestens unterhalten fühlt.
„Auch der Tod arbeitet im Weinberg“ ist überzeugende Krimi-Spannung ohne Getöse - das geht, und so funktioniert es!