Vera Seda: Die Sklavinnen des Mittelalters (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 12. Mai 2025 11:39

Vera Seda
Die Sklavinnen des Mittelalters
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 194 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Wer bereits einige Titel von Vera Seda gelesen hat, schätzt ihre Bücher aufgrund der Kombination von Erotik mit abenteuerlichen Themen, darunter Fantasy, Science Fiction, History, Western und so weiter, zum Beispiel „Die Sklavinnen des Sexplaneten“, „Das Verlangen der Lustsklavinnen“, „Die harte Lust des wilden Westens“.
Schon diese Titel nehmen vorweg, worum es auch in den vier Kurzgeschichten in „Die Sklavinnen des Mittelalters“ geht: Mächtige Männer, die bestens bestückt und standhaft sind, begegnen einer hübschen Frau, die sie um jeden Preis besitzen und abrichten wollen, damit sie die Bedürfnisse des Herrn bestens erfüllen kann.
Die groben Kerle sind jedoch nicht böse und unnötig grausam, sondern die Vertreter einer harten, patriarchalischen Welt, in der Frauen wenig zu sagen haben, missbraucht oder beschützt werden.
Die männlichen Hauptfiguren der vorliegenden Erzählungen behandeln ihre Gespielinnen gut und geben ihnen außerdem, was sie sich wünschen, teils, ohne dass diese sich dessen bewusst waren, d. h., in erster Linie wilden, dominanten Sex unter Einbeziehung aller Körperöffnung, Sex-Toys, Spanking, Gangbang. Es dauert nicht lange, und aus dem gegenseitigen Begehren wird Liebe inklusive Happy End, was gewiss die Mehrheit der harmoniebedürftigen Leserschaft entzückt.
„Magda und der wilde Schlossherr“:
Graf Sebastian verdankt sein Leben dem Förster Johannes, der eine Kugel abgefangen hat, die dem jungen Schlossherrn galt. Als er dessen Witwe und ihren drei kleinen Kindern die traurige Nachricht überbringt, verliebt er sich Hals über Kopf in die schöne Magda. Weil sie das Forsthaus verlassen müssen, in das ein neuer Förster einziehen wird, bietet er der Familie Unterkunft und Arbeit im Schloss an. Er erachtet es als seine Pflicht, sich um die Hinterbliebenen zu kümmern. Als Magda beinahe von Wanderarbeitern vergewaltigt wird, lässt Sebastian die Schurken vor Gericht stellen und tröstet die verstörte Frau - bekommt so, was er sich insgeheim schon lange gewünscht hat. Obwohl es einvernehmlich war und Magda gefallen hat, geht sie kurz danach auf Distanz, denn sie hütet ein Geheimnis.
„Die feurige Lustsklavin“:
Zwischen Abu und Abdul läuft eine pikante Wette. Beide behaupten, eine Sklavin zu besitzen, die es freudig mit so vielen Männern aufnehmen kann, wie man ihr zuführt. Es geht um einen sehr hohen Einsatz, daher ärgert sich Abu schon wenig später, sich darauf eingelassen zu haben, denn eine solche Sklavin besitzt er nicht. Der Kauf der attraktiven Linda lässt ihn Hoffnung schöpfen, weil sie offenbar über das entsprechende Potenzial verfügt. Viel Zeit bleibt nicht, um die junge Frau auf das vorzubereiten, was sie erwartet, und als es so weit ist, bereut Abu, dass er die Wette nicht abgeblasen und Abdul ausgezahlt hat. Er sorgt sich um Linda - und dass sie ihn verlassen wird, nachdem sie ihre Pflicht erfüllt hat.
„Nimm mich, ich gehöre dir“:
Für viel Geld hat Burgherr Philipp die schöne Elen ihrem Vater abgekauft und sie geheiratet. Allerdings ahnt der frischgebackene Ehemann, dass etwas faul ist. Er bricht sofort nach der Trauung mit seiner Gemahlin und einigen Getreuen auf. Tatsächlich lauern Krieger in einem Hinterhalt, den die Flüchtigen geschickt umgehen. Allerdings erreichen sie die Burg erst nach mehreren Wochen. Philipp war es wichtig, die Hochzeit zu vollziehen, Elen zu schwängern und für alles Zeugen zu haben, damit ihr Vater die Ehe nicht annullieren kann . oder was auch immer er vorhat. Philipps Vertrauter Bjarne wird später belohnt.
„Die schamlose Bauerntochter“:
Bauerntochter Irina möchte ihren Vater, dem Rebellion vorgeworfen wird, aus dem Verließ retten. Um zu verhindern, dass Burgherr Norbert den kranken Alten am nächsten Tag hinrichten lässt, nimmt sie den Handel an, ihm drei Monate das Bett zu wärmen, damit der Vater am Leben bleibt. Dieser Dienst erweist sich für beide als äußerst befriedigend, und aus dem Begehren wird bald mehr. Als neue Erkenntnisse die Beteiligung des Vaters an der Rebellion infrage stellen, gibt es für Irina keinen Grund mehr, bei Norbert zu bleiben, auch wenn die entehrte Tochter auf dem heimatlichen Gut nicht mehr willkommen ist - oder?
Für den Hintergrund der Handlung kann man keine konkrete Location, abseits des deutschsprachigen und orientalischen Raums, oder ein bestimmtes Jahrhundert ausmachen, da Vera Seda jegliche Stichworte vermeidet, die einen Fingerzeig geben könnten. Intuitiv würde man „Die feurige Lustsklavin“ und „Nimm mich, ich gehöre dir“ mit einer Saladin- beziehungsweise Robin-Hood-Kulisse verbinden, „Die schamlose Bauerntochter“ in der Zeit der Bauernkriege verorten und „Magda und der wilde Schlossherr“ in der Ganghofer-Ära.
Allen Geschichten ist gemein, dass die zunächst nicht verliebten Paare schnell Gefallen aneinander finden - über den Sex, der sie erfüllt. Wie folgsam sich die Frau ihrem Herrn in jeglicher Hinsicht ergibt, legt ihren Wert fest; findet er endlich eine Partnerin, die seine Bedürfnisse ohne Klage befriedigt und alles annimmt, was er an sie heranträgt, ist das sein höchstes Glück.
Die Frauen sind schön, treu und selbst als unerfahrene Jungfrau willig. Darüberhinaus brauchen sie nichts mitzubringen, weder Persönlichkeit und Intelligenz noch besondere Fähigkeiten und Ambitionen, ihren Mann bei seinen Aufgaben zu unterstützen. Sie sind „Sklavinnen des Mittelalters“, Sex-Objekte und Gebärmaschinen, des sie dominierenden Herrn, selbst wenn er sie heiratet, die gemeinsamen Kinder liebt und seine Familie beschützt. Allein Magda und Irina warten mit hauswirtschaftlichen Kenntnissen auf, Letztere als Bauerntochter noch mit einigen Extrabefähigungen; alles nice to have, was wohlwollend bemerkt wird, aber es dreht sich alles um groben Sex, einander Lust zu bereiten und das Zeugen von Nachkommen.
Obschon die Charaktere auf die genannten Attribute reduziert sind und sich lediglich in einem eng abgesteckten Rahmen weiterentwickeln, schafft es die Autorin, Anachronismen zu umschiffen und das Mittelalter-Flair ohne Holperstellen durchzuziehen. Die eigentliche Handlung steht zurück zugunsten der grafisch geschilderten Erotik-Szenen - schade, denn Vera Seda könnte deutlich mehr aus dem jeweiligen Plot herausholen.
Wenn man Geschichten mit Kerlen der Sorte raue Schale, guter Kern mag, die den armen Hascherln zeigen, das ihr Nein in Wirklichkeit Ja bedeutet und das Glück nicht auf dem Rücken der Pferde… nein, auf „seinem“ großen… Grüße von „Gor“… lassen wir das, jeder weiß, was gemeint ist…, der wird seinen Spaß haben, denn die Storys sind stilsicher geschrieben und durchaus mit dramaturgischen Elementen versehen, sodass der Sex in eine gefällige Rahmenhandlung eingebettet ist, die für einige Abwechslung sorgt.
Selbst wenn man mit der Darstellung der unterwürfigen, willigen Frauen, deren Wert sich quasi anhand einer Sex-Skala misst, nicht so recht einverstanden ist, „Die Sklavinnen des Mittelalters“ gehört zu den besseren Titeln bei Blue Panther Books, da die Storys aus dem zeitgenössischen Einerlei ausbrechen, Spannung bieten und flüssig geschrieben sind.