Götterdämmerung 4: Brunhilde (Comic)

Götterdämmerung 4
Brunhilde
(Le Crepuscule de Dieux: Brunhilde)
Text: Nicolas Jarry
Zeichnungen & Farben: Djief (Jean-Francois Bergeron)
Farben: Heban
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-135-1

Von Frank Drehmel

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Fafnir, der Drache – nicht der „norwegische Blauling“ – ist tot, Siggi hat in seinem Blut geplanscht und ist nun ziemlich unverwundbar und Wotan ist noch immer der alte Klugscheißer, der – warum auch immer – dem Schicksal ein Schnippchen schlagen will.

Deshalb fordert der Gott von unserem blondgelockten Jüngling den Ring der Nibelungen, den dieser am Finger mit sich rumschleppt. Siegfried jedoch ist auf Wotan nicht sonderlich gut zu sprechen, da der – wir erinnern uns – für den Tod des Jünglings Vater verantwortlich zeichnet, verweigert die Herausgabe des bösen Kleinods und macht die coole Götterlanze des Alten mit seinem Schwert Notung platt. Daraufhin zischt Odin ab, um sich einerseits von einem Zimmermann einen neuen Schaft für seinen Speer schnitzen zu lassen und andererseits einmal mehr Erdas moralinsaueres Prophezeiungs-Blabla zu ertragen.

Unterdessen erliegt Siegfried wieder den Einflüsterungen Lokis, der dem Jüngling die Kraft der Tarnkappe schmackhaft macht, die der Allvater während des kurzen Streits am Ort des Geschehens zurückließ. Mittels des magischen Artefakts verwandelt sich der Mensch in einen Adler, flattert mehrere Tage durch die Gegend und landet schließlich auf der Insel, auf der die angeschmachtete Walküre auf ihrem Steinpodest aufgebahrt ruht. Zeit, eine echte anstatt einer Traumnummer zu schieben.

In Walhalla selbst ist die Kacke mittlerweile so stark am dampfen, dass auf Geheiß Frickas zwei Wanen – Freyr und Idun – sowie ein Ase – Balder – den alten Gott Njörd um Hilfe bitten sollen, nichtahnend, dass der sich mittlerweile zu einem esoterisch angehauchten Gleichgewichts-Fetischisten gewandelt hat und nicht wissend, dass ihnen zudem ein fieses Ungeheuer auf den Fersen ist.

Im vierten Album findet Autor Jarry zum ersten Mal innerhalb der Reihe das richtige Augenmaß für das Verhältnis von gefälliger Handlung und dumpfer Action. Zum einen erwarten den Leser einige epische Kämpfe zwischen Menschen, Göttern und Kreaturen, zum anderen treibt die Handlung mit aller Macht voran, wobei hier das große Problem besteht, dass man als Leser nur dieser Comics – also ohne Vorkenntnisse – nicht wirklich begreifen kann, welches der Sinn – quasi der intellektuelle und philosophische „Content“ – des ganzen Götterringelpitz' ist und man daher die Neigung verspürt, das Geschehen letztlich auf ein großes Ego-Problem eines altersstarrsinnigen Gottes – Odin – zurückzuführen. Dass das nicht sonderlich tiefsinnig ist und der Dimension der klassischen Vorlage des teutschen Nationalepos' nur bedingt gerecht wird, weiß man wohl, allein der Autor bietet nach wie vor keine besseren Erklärungen – in der Interaktion der Figuren, in geschliffenen Dialogen oder ergänzenden Texten – an, sodass die Story trotz aller Rasanz regelrecht platt wirkt.

Auf Seiten des Artworks stehen nach wie vor Hui und Pfui einträchtig nebeneinander. Immer wenn es waffenstarrend zur Sache geht, liefert Djief hinreißend dynamische Panels ab; immer wenn einzelne Charaktere visuell dominieren, wirken die Bilder ob der eintönigen und monotonen Physiognomien der Figuren insgesamt langweilig.

Fazit: Götterwirken und das deutsche Nationalepos schlechthin als Popcorn-Unterhaltung für 12-Jährige. Keinerlei Tiefgang, durchwachsene Zeichnungen, aber alles in allem noch erträglich.