Doris Litz: Kinderseelen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. April 2025 07:27

Doris Litz
Kinderseelen
Ein Fall für Hansen und Bierbrauer 2
dp Verlag, 2023, eBook, 5,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
In Koblenz wird ein angesehener Geschäftsmann und Stadtrat ermordet, der noch dazu mit dem Polizeipräsidenten der Stadt befreundet war. Als würde dies nicht genug Druck auf die ermittelnde Abteilung ausüben, kommt bald ein zweiter Fall dazu:
In einer Burgruine im Westerwald wird die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Zunächst gehen die Beamten davon aus, dass es sich im die verschwundene vierjährige Valerie handelt. Doch kurz darauf werden auf Stralsund zwei Mädchen aufgegriffen, von denen das jüngere frappierende Ähnlichkeit mit der Toten hat.
DNA-Tests beweisen, dass das Stralsunder Mädchen Valerie ist, die Leiche aus der Ruine, die vor über einem Jahr verschwundene Josy.
Dies ist nur der Auftakt, der die Polizisten aus Koblenz und Stralsund wieder zusammenführt und mit der unvorstellbaren Welt des Kinderhandels konfrontiert, in der Minderjährige von zahlungskräftigen Kunden auf Bestellung entführt werden.
Ein selbsternannter Pädophilen-Jäger nimmt mit den Beamten Kontakt auf und lenkt die Ermittlungen in Richtung der höchsten politischen und gesellschaftlichen Kreise der Rheinstadt, wo sich bald weitere Morde ereignen.
Nach „Tödliche Ufer“ ist „Kinderseelen“ der zweite gemeinsame Fall für die Stralsunder KHK Katie Hansen und den Koblenzer KHK Alexander Bierbrauer, die von der Sozialpädagogin Sina Lehmann zu einem Trio von Hauptfiguren ergänzt werden. Die Zusammenarbeit beschränkt sich dabei nicht auf die professionelle Arbeitsebene.
Der Beginn ist schön straff gestaltet; der Leser erfährt von zwei unterschiedlichen Verbrechen, und wer bereits drei Krimis gelesen hat, kann schon absehen, dass die Fälle zusammenhängen. Überforderte Beamte und der Blick die Karriereleiter hinauf - die Diplomatie, Fingerspitzengefühl und faule Kompromisse erfordert -, sind ebenfalls nichts Neues, bringen aber grundsätzlich Dynamik und Lebendigkeit in das Geschehen.
Nach dem gelungenen Auftakt verstärkt sich jedoch immer mehr der Eindruck, dass von allem eine Schippe Zuviel in den Roman gepackt wurde. Schon dass Stralsund zufällig zum Zweitschauplatz wird, sodass es wieder zum Team-up mit Koblenz kommen kann, ist sehr konstruiert und forciert in der Folge das anstrengende Gefühlschaos, das im Liebesdreieck Hansen, Bierbrauer und Lehmann herrscht.
Der Erzählfokus bewegt sich ständig von den Ermittlungen weg, der Krimi-Plot droht immer wieder hinter den persönlichen Befindlichkeiten der Figuren zu verschwinden, die aber den Leser emotional nicht erreichen. Dazu werden einige Nebenkriegsschauplätze aufgemacht, die am Ende keine Bewandtnis haben.
Insgesamt hätte der komplette Roman deutlich geradliniger und mit stärkerer Konzentration auf den Krimi-Aspekt konstruiert werden können. Als Vergleich kann der ähnlich gelagerte Thriller „Das Blut der Unschuldigen“ von Sebastian Thiel (ebenfalls beim dp Verlag) empfohlen werden.