Gespenster-Krimi 97: Metamorphosen, Ian Rolf Hill (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 20. April 2025 09:30

Gespenster-Krimi 97
Metamorphosen
Ian Rolf Hill
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Bastei, 2022, eBook, 1,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Band 97 vom „Gespenster-Krimi” bietet keinen durchgehenden Roman, wie es sonst üblich ist, sondern drei Kurzgeschichten aus der Feder von „John Sinclair“-, „Maddrax“-, und „Professor Zamorra“-Autor Ian Rolf Hill. Allen Storys gemein ist, dass es dabei - im weiteren Sinne - um Tiermenschen geht.
„Jagdfieber“:
Beatrix ist langsam richtig angefressen, dass sich ihr Freund Lucius immer öfter unangekündigt sonst wo herumtreibt. Soll sie vielleicht doch mal ihrem feschen neuen Nachbarn Daniel einen Besuch abstatten, um sich abzulenken? Noch bevor sie eine Entscheidung treffen kann, muss Beatrix mit Grauen feststellen, dass ihr Ärger über Lucius und die übel stinkenden Müllsäcke im Treppenhaus ihr geringstes Problem sind.
„Bärenjagd“:
Die Brüder Jack und Carter O’Leary verdingen sich als Bärenjäger und Fellhändler. Mit ihrer reichen Erfahrung sehen sie kein Problem darin, einen besonders großen Grizzly zu verfolgen, der auch schon Geschmack an Menschenfleisch gefunden haben soll. Zudem munkelt man, dass es sich um keinen normalen Bären handelt, sondern um ein Geschöpf aus indianischen Legenden, das sich nun an den Weißen, die das Land der Indianer einst mit Gewalt an sich gebracht haben, rächt.
„Lepidoptera Krsnik“:
Die zurückgezogen lebende Antonia geht am liebstem in aller Stille ihrem Hobby des Schmetterlingssammeln nach. Ihrer neuen Nachbarin Natalie gelingt es, das schüchterne Mädchen ein Stück weit aus seinem Kokon der Einsamkeit zu holen. Sie fädelt ein Doppel-Date ein, das nach einem angenehmen Beginn aus dem Ruder läuft. Antonia wird erneut von ihrem Kindheitstrauma überwältigt, doch bereits damals hatte sie einen Beschützer.
„Metamorphosen“ vereint drei sehr unterschiedliche Geschichten, von denen die ersten beiden auch für „John Sinclair“-Fans interessant sein dürften, denn dort hat Ian Rolf Hill seit seinem Einstieg als Autor einen großen Werwolf-Storybogen etabliert, in dem auch die sogenannten Berserker oder Bärenhäuter, eine Art Werbären, in die Serie eingeführt wurden. „Jagdfieber“ ist zwar eher eine kurze Fingerübung, zeigt aber gut das Talent, Nebenfiguren knapp aber lebensnah und plastisch zu skizzieren. „Bärenjagd“ ist deutlich ausführlicher geraten und bietet mehr Raum für das historische Setting, die Atmosphäre und die Charaktere, was Ian Rolf Hill souverän auszufüllen weiß.
„Lepidoptera Krsnik“ präsentiert sich als ausgereifteste und eindringlichste der drei Erzählungen. Der Autor hat seine Figuren fest in der Hand, knüpft den Leser an die ängstliche Hauptfigur Antonia und schleudert diesen dann mit dem Mädchen in einen emotionalen Abgrund. Durch häppchenweise eingeschobene Rückblenden wird die Erzählung immer unangenehmer. Kein Gramm Fett zu viel; der emotionale Angelhaken wird gnadenlos eingeholt. Ganz große Klasse!
Insgesamt bietet diese kleine Kurzgeschichten-Sammlung eine schöne und gelungene Abwechslung zu den durchgehenden Romanen im „Gespenster-Krimi“. Das darf gern wiederholt werden.