J. R. Ward: Der Dämon – Fallen Angels 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 15. April 2011 21:06

J. R. Ward
Der Dämon
Fallen Angels 2
(Crave)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Astrid Finke
Titelillustration von Animagic
Heyne, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 536 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-26701-5
Von Carsten Kuhr
Wer auf der Leipziger Buchmesse die Ohren spitzte, der erfuhr, natürlich unter der Hand, dass die große Zeit der Blutsauger in deutschen Buchhandlungen vorbei sein dürfte. Angekaufte Romane werden noch publiziert, angefangene Serien auch fortgesetzt, doch der Boom scheint endgültig vorbei zu sein. Nach einem Zwischenspiel der wandelnden Toten – ja, die Zombies waren unter uns – geht der Zug in Richtung Steampunk.
Dies haben nicht nur Leser und Verlage erkannt, auch Autoren orientieren sich um. J. R. Ward die bei uns insbesondere durch ihre etwas andere Vampirserie um die Bruderschaft der Black Dagger auf sich aufmerksam machte, startete schon letztes Jahr ihre neue Reihe um den Kampf der Engel und der Dämonen um das Schicksal der menschlichen Seelen. Die Thematik ist nicht eben neu – einmal mehr nutzt die Autorin die bekannte Ausgangslage, dass im Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Himmel und Hölle, das Schicksal mehrerer menschlicher Seelen – vorliegend sieben Schicksale – entscheiden sollen, was mit der Menschheit fürderhin geschieht. Dabei nehmen beide Seiten aktiv Einfluss auf die Entscheidung der ausgewählten Menschen, mischen sich, wenn auch betont unauffällig (aber dafür umso energischer) in den Kampf um die Entscheidung für Gut oder Böse ein.
Dieses Mal muss sich Neuengel Jim Heron um einen alten Kameraden aus den X-Ops kümmern. Der Elite-Killer in Diensten von Gottes bevorzugter Nation Isaac Rothe will aussteigen. Doch er weiß auch, dass eine Kündigung bei der geheimsten Regierungseinheit der USA nur auf eine Weise möglich ist – mit den Füßen voran in einem Bleisarg. Dass er trotzdem versucht, den Zwängen und den Aufträgen unliebsame Zivilisten zu eliminieren zu entkommen, bringt ihn in Boston in Konflikt mit dem Gesetz. Die Pflichtverteidigerin, die ihm zugewiesen wird, erweist sich nicht nur als fähig sondern auch als bezaubernd. Obwohl er genau weiß, dass er beileibe nicht in ihrer Klasse spielt, führt sich der Soldat zu der reichen Rechtsanwältin hingezogen. Doch auch diese kann sich dem rauen Charme des Mannes für besondere Einsätze nicht entziehen – verfolgt von den Ex-Kollegen Isaacs von der X-Ops, begleitet vom Geist des ermordeten Bruders der Rechtsanwältin und bedrängt von der Dämonin Devina und beschützt von den Engeln beginnt der Kampf um die Seele Isaacs…
J. R. Ward bleibt ihrem Erfolgsrezept treu. Geschickt mischt sie die deutliche Darstellung des geschlechtlichen Akts mit jeder Menge Gewalt, dunklen Geheimnissen und ergreifenden Schicksalen. Wäre sie nicht die begnadete Autorin die sie ist, die sich immer wiederholende Grundhandlung würde den Leser langweilen. So aber gelingt es ihr scheinbar mit leichter Hand, uns die Schicksale ihrer Protagonisten ans Herz zu legen. Immer versteht sie es, uns zwar äußerlich beeindruckend gutaussehende Menschen beiderlei Geschlechts zu schildern, die aber die Päckchen an Sorgen, Psychosen und Leid mit sich herumschleppen müssen. Bei all dem Reichtum, den kämpferischen Gaben und ihrem guten Aussehen sind es eben doch nur auf den ersten Blick Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Sobald man ein wenig tiefer blickt, und derartige Einblicke sind ganz klar die Stärke der Autorin, wird deutlich, dass sie alle vom Schicksal gebeutelt werden. Dass und wie diese die Fährnisse, die das Leben für sie bereithält, umschiffen, wie sie letztlich zum erwarteten und erhofften Happy End kommen, das macht die Romane nicht nur für ein weibliches Publikum interessant.
Natürlich ist Vieles vorhersehbar, baut Ward ihren Plot auf die Säulen Sex und Gewalt auf, doch dies so geschickt und wohldosiert, dass sie hier in einer Spitzenklasse der Urban Fantasy mitspielt. Fans der J. R. Ward werden begeistert sein, neue Leser zu ihr finden und der Verlag sich über einen wirtschaftlichen Erfolg freuen.