John Sinclair 1975: Tödliche Krallen, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 1975
Tödliche Krallen
Ian Rolf Hill
Bastei, 2016, eBook, 1,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Also, drei junge Menschen fahren in den Urlaub und kehren nach ein, zwei Wochen wieder zurück. Frisch und erholt. Alles so weit in Ordnung. Doch dann werden sie in ihren Wohnungen von Katzen angegriffen und getötet. Wie ihr euch vorstellen könnt, sehen die Toten nicht gerade salonfähig aus. Die Tiere müssen in einen regelrechten Blutrausch verfallen sein und haben die Leichen anschließend sogar angefressen.“

Innerhalb von vier Wochen werden drei Menschen, die gerade aus dem Urlaub heimgekehrt sind, von ihren Hauskatzen getötet. Ein „Zufall“, der merkwürdig genug ist, dass Chefinspektor Tanner seinen Freunden John Sinclair und Suko von Scotland Yard einen Besuch abstattet, um ihnen diesen Fall zu schildern.

Bis auf die bizarren Todesumstände scheint es zunächst keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern zu geben, doch dann stoßen die Beamten auf die Tierarzt-Gehilfin Emma Johnstone, die außerdem als Katzen-Sitterin für die vier Opfer gearbeitet hat.

„Sie musste mitspielen und den Bullen geben, was sie haben wollten. Dabei überlegte sie fieberhaft, wie sie vorgehen sollte. Nachdenklich begann sie, an ihren Fingernägeln zu kauen. Dieser Sinclair was ein seltsamer Kauz mit seinem komischen Kreuz. Doch sie war sensibel genug, um die magischen Energien zu spüren, die diesem Kleinod innewohnten. Ungefährlich war der Bursche keineswegs, ebenso wenig wie sein asiatischer Kompagnon. Die Katzen begleiteten Emma auf ihrem Weg durch das Haus auf Schritt und Tritt. Erneut suchte sie den Weg in den Keller, um von ihrer Göttin vielleicht den entscheidenden Hinweis zu bekommen, was zu tun war. Doch die mannsgroße Mumie blieb stumm.“


Wäre „John Sinclair“ eine Fernsehserie, dann wäre „Tödliche Krallen“ so etwas wie die Sparfolge, die zwangsläufig auf einige kostenintensive Episoden folgen muss, um das Gesamtbudget halten zu können. Nach seinem effektreichen „Sibirien“-Zweiteiler „Blutfehde der Bestien“/„Stamm der Berserker“ schaltet Ian Rolf Hill einen Gang zurück und liefert eine Folge ab, die nicht nur komplett in London spielt, sondern auch fast keine Außendrehs erfordert. Die Szenen des Romans finden fast ausschließlich in Wohnungen oder den Büroräumen der Yard-Beamten statt.

Dazu passt, dass es sich um eine „Fall der Woche“-Episode handelt, die durch das Thema Tier-Horror, gepaart mit der antiken Götterwelt Ägyptens, einen deutlichen B-Movie-Geschmack erhält. Das Pulp-Gegenstück zu Arthur Gordon Wolfs Roman „Katzendämmerung“. Auch die andauernden flapsigen Sprüche der Geisterjäger und das groteske Finale dienen nicht gerade dazu, die Folge besonders ernstnehmen zu können.

Allerdings vermittelt auch „Tödliche Krallen“ wie schon Ian Rolf Hills „Lautlos gleitet der Tod“ (Band 1951) nostalgisch-skurriles Brit-Mystery-Flair, sodass man sich hier einfach berieseln lassen sollte, ohne unnötig viel Gehirnschmalz zu investieren.

„Tödliche Krallen“ ist skurril-pulpiger Katzen-Horror mit Nostalgie-Faktor.