Sabaa Tahir: Heir (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 13. März 2025 11:18

Sabaa Tahir
Heir
Heir 1
(Heir, 2024)
Übersetzung: Christel Kröning, Habba Christine Fliedner, Christopher Bischoff
Karte: Sabaa Tahir, Francesca Bearald
cbj, 2025, Hardcover, 640 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Sabaa Tahirs „Heir“ führt uns zurück in ihre lebendige, aber unbarmherzige Welt, die sie in „An Ember in the Ashes“ (dt. bei One, Neuauflage bei cbj in Vorbereitung) zum ersten Mal vorstellte.
Dieser Auftakt zu einer neuen Dilogie spielt etwa zwei Jahrzehnte nach den Ereignissen des ursprünglichen Quartetts und hält ein Wiedersehen mit einigen bekannten Figuren und Schauplätzen für uns bereit, führt aber auch viele neue Figuren ein und erweitert die Schöpfung.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus drei Perspektiven erzählt: Aiz, Sirsha und Quil.
Aiz ist eine abgehärtete junge Frau aus den Slums von Kegari, die entschlossen ist, ihr Volk zu rächen. Lange Zeit litten ihre Landsleute unter der grausamen Behandlung durch Tiral, einen blutrünstigen Flottenkommandanten. Dank ihrer magischen Fähigkeiten als Windschmiedin hat Aiz zahllose Bedrohungen überstanden, ist aber dennoch untröstlich und verbittert, als ihr Jugendfreund Cero, der seine Windkräfte besser als sie kontrollieren kann, sie verlässt, um Pilot zu werden.
Nachdem sie von den Behörden inhaftiert wurde, entdeckt Aiz eine neue Aufgabe, indem sie anderen Unschuldigen hilft, die gefangengenommen und gefoltert wurden. Sie glaubt, dass die göttliche Mutter Div sie bei ihrer Mission leiten wird.
Sirsha ist eine weitere Figur mit magischen Kräften und einer Fülle von Geheimnissen. Von ihrem eigenen Volk verstoßen, ist sie eine Fährtenleserin, die Menschen und Dinge durch das Erspüren von Magie aufspüren kann - eine Fähigkeit, die sie allerdings nicht gerne zur Schau stellt. Als sie den Auftrag erhält, einen Mörder zu jagen, der es auf Kinder abgesehen hat, nimmt Sirsha ihn an, weil sie denkt, dass es ein einfacher Job sein würde. Als sie jedoch mehr über ihren Arbeitgeber, die Opfer und den Mörder erfährt, wird ihr klar, dass der Preis für diesen Auftrag weit höher sein könnte, als sie erwartet hat.
Schließlich ist da noch Quil, dessen Herkunft ihn massiv von den anderen beiden Protagonisten unterscheidet. Quil, der von seiner Tante, der Kaiserin Helena, zum Erben des martialischen Reiches auserkoren wurde, nimmt die ihm auferlegten Pflichten nur widerwillig an - auch und gerade, wenn dies bedeutet, in eine arrangierte Ehe hineingezogen zu werden. Doch bevor diese Pläne in die Tat umgesetzt werden können, wird das Herz des Throns von einer neuen Bedrohung angegriffen, die Quil und seine Freunde zur Flucht zwingen, um das Überleben des Reiches zu sichern.
Bei einem charakterorientierten Roman wie „Heir“ ist es nicht verwunderlich, dass eine seiner größten Stärken die Protagonisten sind. Genau hier hat Sabaa Tahir ihre besonderen Qualitäten. Auffallend war für mich, dass es der Verfasserin gelungen ist, jede ihrer drei Hauptfiguren mit einem eigenen sozialen und kulturellen Hintergrund sowie einer markant anderen Stimme auszustatten.
Neben den faszinierenden Figuren bannt auch der ungewöhnliche Schauplatz der Handlung uns wieder an die Seiten. Pate stand hier die Kultur des Nahen Ostens zusätzlich angereichert mit asiatischen Einflüssen. Magische Überlieferungen, die reiche Tradition und der tief verwurzelte Glaube erden die Menschen im Roman und wirken auf uns frisch und unverbraucht.
Der Handlungsbogen selbst hängt in der Mitte des doch recht umfangreichen Buches ein wenig durch. Zum Finale, das naturgemäß bei einem Zweiteiler mit einem Cliffhanger endet, ziehen Tempo und Dramatik dann wieder an.
Insgesamt ein Roman, der deutlich zu lang ausgefallen ist. Eine Kürzung insbesondere im Mittelteil hatte dem Text gutgetan. Fans der ersten Tetralogie werden das Wiedersehen mit altvertrauten Gestalten feiern, doch auch Neueinsteiger werden sich im Plot zurechtfinden.