Willow Smith & Jess Hendel: Die Schwarze Schildmaid (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 09. Februar 2025 09:49

Willow Smith & Jess Hendel
Die Schwarze Schildmaid
(Black Shield Maiden, 2024)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Titelbild: Josh Woods
Heyne, 2024, Hardcover, 528 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Was ist das für ein - bedeutsamer - Roman, den uns Heyne hier in einer gediegenen Hardcover-Ausgabe kredenzt? Ein Buch, in dem es um ein Thema geht, das wichtig war, wichtig ist und wichtig bleiben wird. Es geht um das Selbstbestimmungsrecht von Frauen, um deren Gleichberechtigung - geschickt verpackt in einer abenteuerlichen Handlung, die die Verfasserin in der Vergangenheit angesiedelt hat.
Uns begegnen mutige Frauen, die gegen ihr vorgesehenes Los, ihre Fremdbestimmung, aufstehen und nach Gerechtigkeit und Freiheit suchen.
Da ist zunächst Yafeu, eine junge ghanaische Frau, die die Familientradition, hochwertige Dinge zu schmieden, fortsetzt. Seitdem ihr Vater die Familie für eine vermeintlich kurze Zeit, um in die Dienste eines reichen Fürsten zu treten, verlassen hat und nie zurückkam, schmiedet sie in der heruntergekommenen Hütte, die der Bruder ihres Vaters der Familie gnädigerweise überlassen hat, Messer. Dass sie dabei ihren Cousins weit überlegen ist, dass sie das Schmieden im Blut hat, führt zu Neid, Verleumdung und Anfeindungen. Auf dem Markt muss sie angeben, dass ihr Vater die Waffen gefertigt habe - sonst, das muss sie zusammen mit ihrer Familie leidvoll erleben, wird sie bestohlen und verprügelt.
Just als ihr Stamm überfallen und sie in die Sklaverei verkauft werden soll, greifen fremde Kriegerinnen die Stadt an und entführen Yafeu in eine ferne, ganz andere Kultur. Es geht gen Norden, ins Land des ewigen Eises, das Land der Wikinger. Hier begegnet sie Prinzessin Freydis, einer Frau, die unter ihrem jähzornigen Vater leidet, mit der zusammen sie etwas verändern will, verändern kann, verändern wird. Wenn eine afrikanische Kriegerin und eine Wikingerprinzessin zusammenwirken, dann können sie die Welt aus den Angeln heben. Dies ist ihre Geschichte…
Willow Smith und Jess Handel erzählen eine faszinierend andere Coming-of-Age-Geschichte. Diese Erzählung ist voll von nordischer und ghanaischer Mythologie und handelt von Macht, Mut und Frauen, die sich angesichts von Widrigkeiten behaupten. Das ist zunächst ungewohnt, gerade weil die Autorinnen viel Lokalkolorit in Form der Überlieferungen, der Religionen der beiden so unterschiedlichen Frauen und der örtlichen Begebenheiten einfließen lassen, dabei aber auch frisch und oft verblüffend anders.
Dabei nimmt Yafeu den Part der aktiven, oft impulsiven Erzählerin ein, während die Prinzessin eher zurückhaltend, ja nachdenklich agiert. Mit ihrer Runenkunst kommt dann ein übernatürliches Element in den Plot. Zu den beiden Frauen gesellt sich später dann Altvtir, noch eine weitere Frau, die insbesondere von ihrem Bruder gegängelt wird, und versucht, ihre Grenzen zu sprengen.
Das Besondere passiert, als die beiden so ungleichen jungen Frauen aufeinandertreffen. Zunächst soll unsere verschleppte Kriegerin der Prinzessin dienen, bald aber freunden sie sich an. Dieser Prozess des gegenseitigen Kennenlernens und der mühsame Versuch, Vertrauen und wechselseitiges Verständnis aufzubauen, waren für mich fast packender zu lesen als die Auseinandersetzungen.
Man mag kritisieren, dass der Beginn ein wenig Zeit braucht, um uns Leser abzuholen. Hier wird viel von der Welt, ihren uns unbekannten Überlieferungen und Überzeugungen berichtet - sprich, ein festes Fundament gelegt, auf dem dann der Plot in sich überzeugend abläuft. Unsere beiden Figuren wachsen anhand der Fährnisse, die ihnen begegnen, charakterlich, suchen und finden ihre Queste und verändern ihre Welt.
So ist dies ein Roman, der weit von den üblichen Themen seinen Weg sucht und findet. Ein Plot, der spannend, dramatisch und packend unterhält, dabei aber auch inhaltlich wichtige Themen anspricht und eine Lanze für Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichberechtigung bricht.