Anja Grevener & Monika Loerchner (Hrsg.): The Fairy Fails (Buch)

Anja Grevener & Monika Loerchner (Hrsg.)
The Fairy Fails
Titelbild: Isabel J. I. Zimbal
2024, Paperback, 432 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ ist der Leitspruch, den viele Geschichten erfüllen müssen, wenn Leser nach wohliger Entspannung und Abstand vom oft nicht so reibungslos verlaufenden realen Leben suchen. Aber gelegentlich dürfte der Zuckerguss auch zu viel sein. Und in diese Kerbe schlagen die 33 bitterbösen Geschichten von fünf Autoren in „The Fairy Fails“.


So mag es dem Prinzen ergehen, der nach hundert Jahren Dornröschen aus ihrem Schlaf erwecken möchte, aber natürlich etwas ganz anderes dort findet, was aber seinen Begleiter nicht stört - eher im Gegenteil. Und dann ist da der Sklave eines finsteren Magiers, der dem Sterben seines Meisters zusieht. Aber ist das wirklich seine Erlösung?

Eine junge Influencerin nimmt das Angebot an, Halloween in einem abgelegenen, aber malerischen Cottage zu verbringen und sich dabei zu erholen. Mit Folgen. Und nicht zuletzt gibt es auch im Weltall immer wieder Momente, in denen das scheinbare Glück ins genaue Gegenteil verkehrt wird.


Dies sind nur einige Themen und Szenarien, die in den Geschichten eine Rolle spielen, denn die Herausgeberinnen und drei Mitstreiter haben sich in ihrer Sammlung nicht auf ein Genre festgelegt, sondern breiten sich über die ganze Phantastik aus, ja wildern sogar in fremden Gefilden, denn so mancher Plot ist eher Krimi als Mystery.

Überwiegend tauchen aber übersinnliche Elemente in den Geschichten auf. Und mag auch das eine oder andere vorhersehbar erscheinen wie beim Eindringen in das verwunschene Dornröschen-Schloss, so gewinnen die Ideen dem ausgewählten Thema doch immer noch neue und unerwartete Facetten ab. Selbst im Horror-Bereich, der ja oft genug mit einem bösen Ende für die Figuren aufwartet, gibt es auch noch interessante Abwandlungen der klassischen Auflösung, denn oft genug kommt das Grauen anders daher als man denkt.

Wichtig ist den Autorinnen und Autoren, dass das böse Ende glaubwürdig und nachvollziehbar daherkommt. Deshalb gibt es vermutlich auch keine allzu starre Seitenbegrenzung; so finden sich relativ kurze Texte von vielleicht drei bis vier Seiten bis hin zu solchen, die ungefähr achtmal so lang sind.

Allen ist aber gemein, dass sie die Erwartungen an die Anthologie erfüllen, auch wenn die Enden nicht immer gleich das Schlimmste für die Hauptfiguren bedeuten. Denn manchmal ist es nur eine Ernüchterung, dass der Traum sich so nicht erfüllen oder jederzeit wie eine Seifenblase platzen kann.

Die Zusammenstellung ist abwechslungsreich, auch die Anordnung der Geschichten angenehm gewählt. Heraus kommt so eine Sammlung, in der jeder Leser mindestens einen Favoriten finden kann, wenn nicht sogar mehrere. Allerdings sollte man für alle Genres offen sein und sich nicht nur auf eines fixieren. Und nicht zuletzt tragen einige wenige Erzählungen auch eine klare Botschaft mit sich, die aber in den Rahmen passt.

„The Fairy Fails“ ist eine gelungene Sammlung von Geschichten, in denen das Glück und die gute Fee einmal Pause machen oder Mist bauen. Makaber, manchmal auch augenzwinkernd kommen die Erzählungen aus unterschiedlichsten Genres daher, in denen ein bitterböses oder fieses Ende Programm sind und daher Abwechslung zu den vielen Storys mit Happy End sind.