Star Trek: Einzelschicksale, Keith R. R. DeCandido (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. März 2011 21:22

Keith R. R. DeCandido
Stark Trek: Einzelschicksale
(Star Trek – A singular Destiny, 2009)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Anika Klüver
Cross Cult, 2010, Taschenbuch, 404 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-93-9
Von Christel Scheja
„Einzelschicksale“ mag zwar wie ein Einzelband wirken, schließt aber direkt an die Ereignisse aus „Star Trek Destiny“ an und zeigt, wie die Förderation nach dem letzten entscheidenden Krieg mit den Borg wieder auf die Beine kommen muss.
Überall sind noch die Zerstörungen durch die Borg-Kubi zu erkennen, Millionen von Flüchtlingen von den unbewohnbaren Welten ohne Heimat und vielleicht auch Hoffnung. Schon lange nicht mehr war das Staatsgebilde so zerbrechlich wie jetzt. Die Gefahr besteht, dass dies andere Machtblöcke im Alpha-Quadranten schamlos für sich ausnutzen könnten, gute Kandidaten sind immer die Romulaner, auch wenn die nach den Machenschaften des letzten Prätors Shinzon selbst vor einem Bürgerkrieg stehen.
Um Verhandlungen mit den dortigen Rivalen aufzunehmen und dem ebenfalls notleidenden Reich Hilfe anzubieten, schickt die Präsidentin der Förderation Sonek Pran mit der Defiant an die Grenzen. Der an der Mars-Akademie unterrichtende Professor und Diplomat ist einer der Wenigen, die die größeren Zusammenhänge zwischen scheinbar unabhängigen Ereignissen erkennen kann, was vermutlich auch an seinem Erbe liegt, stammen seine Großeltern doch aus vier verschiedenen Völkern und haben ihm die besten Eigenschaften ihres Volkes mit auf den Weg gegeben.
Denn tatsächlich ist einiges im Argen. Es stellt sich heraus, das nicht unbedingt die Romulaner die Drahtzieher hinter den Kulissen sind sondern eher die hintergründigen Kinshaya. Es scheint, als wollten ausgerechnet sie die Schwäche der Förderation ausnutzen, um eigenen Profit daraus zu schlagen...
Raumschlachten und andere Kämpfe sollte man in „Einzelschicksale“ nicht erwarten. Stattdessen beschäftigt sich DeCandido mit der Zeit nach einem Krieg. Natürlich beginnt man aufzuräumen und die Schäden zu beseitigen – aber sind die Wunden, die die Borg geschlagen haben, wirklich so schnell zu schließen? Hat die Förderation nicht vielleicht wieder einen Punkt erreicht, in dem sie um ihren Bestand fürchten muss, weil immer mehr von den Prinzipien und Statuten verraten werden? Diesen Fragen müssen sich die Protagonisten im Verlauf des Romans immer mehr stellen. Im Mittelpunkt steht dabei der Diplomat Sonek Pran, über den man auch am meisten erfährt und der eine persönliche Tragödie miterleben darf. Als einzige aus den Serien bekannte Figur ist Ezri Dax mit dabei.
Alles in allem wirkt der Roman zunächst wie ein Flickenteppich aus kleinen Geschichten, die verschiedene Geschehnisse und Orte und Orte in den Mittelpunkt stellen, aber nicht viel miteinander zu tun zu haben scheinen – aber ab etwa der Mitte kristallisiert sich dann doch ein Haupthandlungsstrang heraus, und man erkennt, das jede Szene durchaus in Bezug zum eigentlichen Thema steht. Das gibt dem Roman in der zweiten Hälfte der Geschichte deutlich mehr Spannung, vor allem wenn man die „Destiny“-Trilogie kennt.
„Einzelschicksale“ ist die interessante Aufarbeitung eines Krieges, die vor allem für die „Star Trek“–Fans interessant ist, die immer noch mehr den friedliebenden Geist Roddenberrys schätzen als die modernen Entwicklungen, in denen die Schilderung von Konflikten in den Vordergrund gerückt sind. Gerade weil der Roman sehr ruhig bleibt, kann er sich umso mehr auf die Figuren konzentrieren und regt nicht nur diese immer wieder zum Nachdenken an.